Unternehmen aus diesem Börsensegment sind bei Käufen und Übernahmen so aktiv wie schon lange nicht mehr. Kaufobjekte in den Vereinigten Staaten sind offenbar besonders interessant.
Die Anzahl der Unternehmensübernahmen und -beteiligungen der 80 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland ist in den vergangenen zwei Jahren wieder deutlich gestiegen. Das zeigt eine Analyse der Mergers & Aquisitions (M&A)-Aktivitäten der derzeit im Dax und M-Dax gelisteten Gesellschaften in den vergangenen 10 Jahren durch die internationalen Anwaltssozietät Freshfields Bruckhaus Deringer.
Danach war das vergangene Jahr vor allem für die 50 Unternehmen aus dem M-Dax ein besonders aktives – mit 99 M&A-Transaktionen auf der ganzen Welt bei einem veröffentlichten Gesamtvolumen von 7 Milliarden Dollar. So viele hatte es zuletzt im Jahr 2007 gegeben, also unmittelbar vor dem Ausbruch der weltumspannenden Finanz- und Wirtschaftskrise. Gegenüber dem Jahr 2014 ergibt sich sogar eine Steigerung von 25 Prozent.
Im Börsenoberhaus Dax bestätigt sich dieses Bild beim Blick auf die Beteiligungs- und Übernahmetätigkeit der dort vertretenen Unternehmen weitgehend, wenn auch mit erheblich weniger Dynamik im Jahr 2015. So war das Niveau des Jahres 2014 mit 135 veröffentlichten Transaktionen und einem Gesamtvolumen von mehr als 60 Milliarden Dollar sehr hoch. Allerdings hat es im Dax im vergangenen Jahr einen leichten Rückgang gegeben, das Jahr 2007 bleibt unerreicht.
Beliebtestes Investitionsziel der Dax- und M-Dax-Konzerne außerhalb Deutschlands waren von 2006 bis 2015 mit großem Abstand die Vereinigten Staaten mit insgesamt 326 veröffentlichten Transaktionen sowie einen Gesamtwert von knapp 127 Milliarden Dollar. Es zieht die Deutschen also nach Amerika.
“Dax-Konzerne tätigten in den vergangenen zehn Jahren mit dem Zielland Vereinigte Staaten etwa genauso viele Transaktionen wie mit Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien zusammen. Dies liegt zum Teil natürlich an der Größe der amerikanischen Volkswirtschaft, zum anderen aber auch an ihrer Innovationskraft und ihrem Wachstum in den vergangenen Jahren, das durch günstige Investitionsfaktoren, insbesondere die niedrigen Energiepreise, angetrieben wurde”, lässt sich Gregor von Bonin, Partner bei Freshfields Bruckhaus Deringer, in der Mitteilung zitieren.
In diesem investitionsfreundlichen Umfeld, das durch die historisch niedrigen Zinsen für Fremdfinanzierungen verstärkt werde, sehe man jetzt auch wieder Großtransaktionen wie Bayer/Monsanto. Hiervon erwartet Bonin noch mehr.
Unter den Wachstumsmärkten, den sogenannten Emerging Markets, war insbesondere in der jüngeren Vergangenheit Indien das beliebteste Investitionsziel der Dax- und M-Dax-Konzerne mit elf M&A-Transaktionen allein in den vergangenen zwei Jahren, gefolgt von den weiteren Bric-Staaten, also Brasilien, China und Russland. Von 2006 bis 2015 liegen Indien und Russland nach der Anzahl der veröffentlichten Transaktionen praktisch gleichauf an der Spitze, wobei die veröffentlichen Transaktionsvolumina in Indien mit gut 4 Milliarden Dollar erheblich höher waren.
“Die Regierung von Premierminister Modi hat seit 2014 eine Vielzahl von Reformen auf den Weg gebracht und gerade auch für ausländische Unternehmen weitere Anreize geschaffen. Im Zusammenspiel mit hohen Wachstumsraten und der Konsumfreude der aufstrebenden indischen Mittelschicht sorgen diese Maßnahmen derzeit für ein positives Investitionsklima auf dem Subkontinent”, sagt dazu Lars Meyer, Asien-Fachmann von Freshfields. Insofern sei davon auszugehen, dass Indien für die deutsche Wirtschaft auch weiterhin ein sehr interessantes Investitionsziel bleiben werde.
Insgesamt tätigten die 30 Dax-Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren 1592 M&A-Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von 355,6 Milliarden Dollar. Die 50 aktuell im M-Dax gelisteten Konzerne brachten es in derselben Zeitspanne auf 733 Geschäfte mit einem Gesamtwert von 44,8 Milliarden Dollar. Gut 21 Prozent der veröffentlichten Fusionen und Übernahmen der Dax-Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren wurden in Deutschland realisiert. Im M-Dax liegt dieser Wert mit etwas mehr als 38 Prozent deutlich höher; hier ist man also mit einer erheblich nationalen Ausrichtung unterwegs.
Unternehmenskäufe und -beteiligungen durch Dax-Unternehmen waren dabei vor allem in den Bereichen Chemie, Versicherungen und Gewerbeimmobilien zu verzeichnen. Die im M-Dax geführten Gesellschaften waren ebenfalls vornehmlich in der Chemieindustrie und daneben primär in den Sektoren Maschinenbau, Bauwirtschaft und E-Commerce aktiv.