Etwas Entspannung gefällig? Es ist nun schon der fünfte Sommer, den man mit einer Urlaubslektüre des Autors Jean-Luc Bannalec verbringen kann. Man muss gar nicht selbst zählen. Denn das steht direkt unter dem Titel der jeweiligen Bücher. Es ist „der fünfte Fall“, und in diesem Jahr steht die „Bretonische Flut“ ganz oben auf den Bestsellerlisten. Dass die Resonanz auf die einzelnen Bände der Reihe unterschiedlich enthusiastisch ausfällt: geschenkt. Mal ist die Handlung für den einen etwas spannender, mal etwas weniger. In einem Jahr sind die Landschaftsbeschreibungen für die anderen zu ausufernd, dann wieder kann man von der Ortskunde des Bretagne-Kenners rund um die Ortschaft Concarneau und die vorgelagerten Inseln gar nicht genug bekommen.
So oder so: Für den Kiepenheuer-Verlag ist die Buchreihe in volatilen Zeiten zu einem verlässlichen Erfolgsgaranten geworden. Wohl dem, der mit so etwas planen kann. Denn das gehört ja zum Sommer und zu den Ferien, die mit ihm kommen: einmal nicht den Hiobsbotschaften folgen, einmal nicht lesen, welche Beschimpfungen sich Donald Trump in Amerika für Veteranen und ihre Familien einfallen lässt, was Herr Erdogan sagt, dessen Urlaub jäh unterbrochen wurde, der Vorstandsvorsitzende irgendeines Dax-Konzerns zur Halbjahresbilanz oder gar der eigene Chef. Da wird es der eine oder andere vielleicht lieber so halten wollen wie Kommissar Dupin, der Romanheld der Bretagne-Krimis, und den ewig nervigen Präfekten auf Distanz halten. Nicht an das Telefon gehen oder, wenn es sich nicht vermeiden lässt, erst dann, wenn die Dinge wieder auf gutem Weg sind.
Und so begeben sich Jahr für Jahr, Zehntausende Menschen mit Kommissar Dupin auf Verbrecherjagd in einer tollen europäischen Landschaft, bevölkert mit starrköpfigen, aber liebenswerten Menschen, die etwas von der See verstehen, vom Leben mit Wind und Wetter und, ja, auch vom Umgang mit einer großen Verwandtschaft. Das ist Werbung für Frankreich, aber auch für Europa, wie überhaupt das sommerliche Reisen über die Landesgrenzen hinweg auf das Konto des europäischen Gedankens gehen sollte. Leider ist Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker trotz der Brexit-Entscheidung der Briten und anderer kommunikativer Fehlleistungen noch immer nicht zurückgetreten, aber da erwischen wir uns schon wieder bei Gedanken, die man im Urlaub nicht haben sollte.
Beim Lesen der „Bretagne“-Reihe kann und sollte man über andere Dinge nachdenken – nicht nur darüber, wer der Mörder war. Das erfährt man ja früher später ohnehin. Nein, spannend ist vielmehr die Feststellung, dass der Autor der Bücher in all’ den Jahren sein Pseudonym bewahrt hat. Gut, es ist nach kurzer Recherche schnell herauszufinden, dass es sich dabei wohl um Jörg Bong handelt, den Sprecher der Geschäftsführung der S. Fischer Verlage. Dementiert wurden diese Spekulationen bisher nicht, andere Namen tauchen nicht auf; insofern wird wohl alles passen.
Aber ist es nicht erfrischend, dass Bong völlig hinter sein Werk zurücktritt und dabei noch den angenehmen Nebeneffekt mitnimmt, für die Bücher gar nicht selbst Werbung machen zu müssen? Kein Interview dort, keine Lesung hier – lieber noch ein Urlaub in der Bretagne, um für das nächste Buch zu recherchieren. Ein glücklicher Mensch. Andere müssen den ganzen Zirkus mitmachen, werden herumgereicht, finden diese Prominenz vielleicht sogar erfrischend, leiden ganz gewiss aber auch unter den Zwängen, die sie mit sich bringt.
Wie sagte die amerikanische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton jüngst auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten in Philadelphia? An ihren Jahren in öffentlichen Ämtern, was die Amerikaner „Public Service“ nennen, habe sie den Service, also den Dienst für andere, immer sehr geschätzt. Den Teil hingegen, der mit der Öffentlichkeit („Public“) verbunden sei, den schätze sie eher nicht. Was für eine sympathische, weil ehrliche Aussage für einen Politiker. Besonders im Urlaub möchte man ihr gerne glauben, ob mit oder ohne Buch von Bong, pardon, Bannalec.
Ich war im letzten Jahrtausend....
mehrfach in der Bretagne und es hat mir dort sehr gefallen.
Jedesmal, wenn ich einen Bannalec-Krimi zur Hand nehme, frage ich mich, warum ich schon so lange nicht mehr da war. Land und Leute und vor allem das Meer werden einfach fantastisch beschrieben. Besser kann das in diesem Genre nur noch James Lee Burke, wenn er Louisiana in seinen Werken zum Leben erweckt.
„Bon, sagte der Graf, denn er sprach fließend französisch........"
Wenn bei den schon sehr schlichten Romanen Donna Leons gerne auf Probleme bei der deutschen Übersetzung hingewiesen wird-hier ist der Autor Muttersprachler, trotzdem sind die Dialoge unerträglich:”Danke, Monsieur le Commissaire” oder “Au revoir, Madame Professeur”……
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