Das Weltwirtschaftsforum in Davos liegt nun schon eine Woche zurück – und bei allem, was darüber geschrieben wird, bleiben viele interessante Gespräche und Begegnungen doch unerwähnt. Oft ist das Gesagte vertraulich, dann wieder aus journalistischer Sicht kurzfristig nicht interessant genug, oder es fehlt schlicht und einfach an der Zeit, um auch das noch aufschreiben zu können.
Aber die Begegnungen mit Vorstandsvorsitzenden aus Deutschland und Amerika waren in diesen Tagen allesamt spannender als sonst. Denn mit dem Machtwechsel zu Donald Trump gab es ein großes Thema – und jeder hatte dazu seine eigene Meinung, auch wenn er sie oft nur hinter vorgehaltener Hand äußern wollte. Ein paar Kostproben gefällig? Bitte nicht erschrecken, denn es könnte auch einiges an Wahrheit dabei sein. Manches aber sind vielleicht auch einfach nur alternative Fakten. Los geht’s.
Es sei kein Wunder, dass Trump gewählt worden ist: Denn Barack Obama war ein arroganter Kerl, der nicht gut zuhören konnte – und letztlich wie ein rhetorisch begabter Professor geführt hat, dessen einzige Mission es war, andere von seinen Lehren überzeugen zu wollen. Er habe sich nie auch nur bemüht, Kompromisse zwischen Republikanern und Demokraten im amerikanischen Kongress zu moderieren – und habe Joe Biden, einen Vizepräsidenten, der für eine solche Rolle geeignet gewesen wäre, so gut wie nie seine Stärken als Moderator ausspielen lassen.
Und weiter: Obama hat eine unmögliche Politik gegenüber Russland gemacht – und seine Verbündeten sowie deren Unternehmen und Manager geradezu mit erpresserischen Methoden auf Sanktionslinie gezwungen. Die deutsche Regierung sei in diesem Spiel nur eine Getriebene gewesen. Für den Rest hätten Erpressungen und unverhohlene Drohungen gesorgt. Politisch weitergekommen sei man dadurch nicht einen Millimeter. Im Gegenteil: Die Russen fressen Schnee, bevor sie sich irgendwelchen ausländischen Mächten beugen. Putin habe das alles nur noch stärker gemacht.
Und sonst so, das Leben in Amerika selbst? Drogen aus Mexiko überfluten den gesamten amerikanischen Mittleren Westen. Die Leute dort sähen nicht nur keine wirtschaftliche Perspektive für sich, sie seien auch weitgehend vollgedröhnt, häufig gar mit Heroin. Inzwischen gebe es in den Vereinigten Staaten, wo für Medikamente im Fernsehen geworben werden darf, schon mindestens einen Spot, der auf Wirkungen des Präparates im Zusammenhang mit Drogenkonsum hinweise. So etwas mache ein Hersteller nicht ohne Grund.
In Trumps Regierung sitzen derweil kompetente Menschen, heißt es: In seinen Unternehmen habe er bewiesen, dass er sich mit guten Leuten umgeben kann, die er nicht schnell feuert, sondern an denen er festhält, auf die er sich verlässt. Warum sollte das nun im Weißen Haus anders werden? Viele der Dinge, die er angehe, seien richtig: Natürlich ist die Finanzindustrie an einigen Stellen inzwischen überreguliert. Und ja, das pazifische Freihandelsabkommen TPP sei nicht perfekt verhandelt gewesen.
Was immer man über solche Feststellungen denkt: auch so kann man die Welt sehen, mit vielen guten Gründen. Das sollte man bei der Analyse des Verhaltens von Donald Trump in den kommenden Monaten beachten. Wahr ist allerdings auch, dass die Vorstandsvorsitzenden, mit denen man da so redet, in der Regel einen Planungshorizont haben, der die vier Jahre der Amtszeit eines Präsidenten meist nicht übersteigt – und Aktionäre sie gewiss nicht dafür belohnen, wenn sie aus ethischen Gründen in eine Fundamentalopposition zur Regierung auf dem noch immer wichtigsten Absatzmarkt der Welt treten.
Nun gut, nach der Antrittsrede von Trump waren die meisten Manager überhaupt nicht mehr zu sprechen. Aber die Erkenntnis bleibt: Die besten Geschäfte sind immer die, von denen beide Seiten etwas haben. Und das weiß niemand besser als ein Donald Trump und „seine“ Vorstandschefs.