Ins Auto einsteigen, Autopiloten anschalten und sich zurücklehnen? Immer mehr Deutsche können sich das durchaus vorstellen. Zwar ist die Mehrheit noch immer skeptisch, wenn es darum geht, dem Fahrzeug die Kontrolle zu überlassen. Jeder Dritte (30 Prozent) lehnt es nach wie vor kategorisch ab, in einem autonomen Fahrzeug ohne optionalen menschlichen Eingriff unterwegs zu sein. 21 Prozent halten es zumindest für unwahrscheinlich, dass sie sich in ein solches Auto setzen. Aber: Ein Viertel (26 Prozent) würde schon heute ohne Wenn und Aber das Auto ohne eigenes Eingreifen fahren lassen. Das sind mehr Menschen als im Rahmen der vorangegangenen Befragung vor vier Jahren. Damals waren nur 17 Prozent bereit, auf jeden Fall in einem selbstfahrenden Auto zu fahren.
Das jedenfalls sind Ergebnisse einer Umrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) für die 1000 Personen befragt wurden. Legt man diese Resultate zugrunde, könnte die Akzeptanz schnell noch deutlich zunehmen: Denn die junge Generation ist dem autonomen Fahren gegenüber viel aufgeschlossener. Von den bis zu 20 Jahre alten Befragten würden 43 Prozent definitiv in einem autonomen Fahrzeug fahren. Mit zunehmendem Alter ist die Skepsis tendenziell größer. Von den 61- bis 70-Jährigen würden nur etwa 15 Prozent auf jeden Fall in ein autonomes Fahrzeug einsteigen und von den über-70-Jährigen würden nur noch 13 Prozent dem Auto die Kontrolle überlassen.
Die Offenheit nimmt aber zu, wenn der Fahrer nach wie vor die Kontrolle übernehmen kann. Jeder Dritte würde ohne Bedenken ein autonomes Fahrzeug fahren, wenn er selbst eingreifen könnte. „Die Hersteller und Zulieferer investieren viel und setzen voll auf das autonome Fahren“, wird EY-Partner Peter Fuß in einer Mitteilung zu den Umfrageergebnissen zitiert: „Die Sensortechnik und Standortbestimmung werden immer genauer, die Vernetzung mit anderen Fahrzeugen nimmt zu, und auch auf dem Feld der künstlichen Intelligenz machen sie immer weitere Fortschritte. In den vergangenen Jahren sind zahlreiche teilautonome Systeme wie Spurhalteassistenten oder Abstandsregler eingebaut worden. Allerdings ist die Hemmschwelle bei den Nutzern noch hoch, die Kontrolle komplett aus der Hand zu geben. Denn die Technik ist hochgradig sicherheitsrelevant. Nur wenn es gelingt, die Technik so sicher zu machen, dass sie dem menschlichen Fahrer überlegen ist, wird sich vollautonomes Fahren auf dem Massenmarkt durchsetzen.“
Auch die Mehrheit der Befragten rechnet damit, dass sich autonomes Fahren über kurz oder lang durchsetzen wird. Fast zwei Drittel (65 Prozent) rechnen grundsätzlich mit dem Durchbruch der Technik. Dieser könnte ihrer Erwartung nach allerdings noch etwas auf sich warten lassen: 31,7 Prozent erwarten, dass sich autonome Fahrzeuge erst nach 2030 auf dem deutschen Massenmarkt durchsetzen. 30 Prozent halten den Durchbruch bis 2030 für möglich und 20 Prozent bis 2025. Für Fuß ist eine Grundvoraussetzung für den Durchbruch vor allem die Kommunikation mit der Umgebung: „Die größte Hürde ist es noch, die Datenbasis der autonomen Fahrzeuge so lückenlos zu machen, dass sie sicher unterwegs sind. Sie müssen beispielsweise mit anderen Fahrzeugen, Satelliten oder Ampelanlagen in einem ständigen Austausch sein und so über die Verkehrslage oder mögliche Gefahren informiert werden.“
Größtes Vertrauen unter etablierten Herstellern genießen deutsche Autobauer
Offen ist noch, welche Hersteller das Rennen machen und mit ihrem autonomen Fahrzeug die Kunden überzeugen werden. Aus heutiger Sicht traut ein knappes Viertel der Befragten dies vor allem einem innovativen Neuling wie beispielsweise Tesla zu.
Aber auch das Vertrauen in die deutschen Autokonzerne ist im internationalen Vergleich sehr hoch: 57 Prozent der Befragten glauben, dass am ehesten einer der deutschen Autobauer sichere und zuverlässige autonome Fahrzeuge entwickeln kann. Der erste etablierte Hersteller aus dem Ausland wird nur noch von 3,6 Prozent der Befragten genannt. Eher noch wird von 4,7 Prozent einem bislang eher unbekannten Start-up der Durchbruch beim autonomen Fahren zugetraut.
„Die Karten in der Automobilindustrie werden neu gemischt“, sagt Fuß. „Alternative Antriebe, autonomes Fahren, ganzheitliche Mobilitätskonzepte – die Industrie erlebt von vielen Seiten einen Wandel. Die etablierten Hersteller müssen aufpassen, nicht von neuen Wettbewerbern überholt zu werden – zumal auch Technologie-Giganten wie Google und Apple bei autonom fahrenden Autos mitmischen.“
Dennoch sieht Fuß den Vorteil bei den deutschen Herstellern: „Das technologische Know-how ist bereits sehr hoch. Zahlreiche Assistenzsysteme kommen aus Deutschland oder werden in den Premium-Fahrzeugen der deutschen Hersteller verbaut. Außerdem sind sie in der Lage, in ihren hochmodernen Fabriken gleichzeitig hohe Stückzahlen zu produzieren und dennoch individualisierbare Modellvarianten zuzulassen.“
Adressiert werden müssen in jedem Fall noch die Hauptsorge der Befragten: Zwei Drittel (67 Prozent) halten die Technik für zu unsicher. 45 Prozent stören sich an ungeklärten Haftungsfragen und 41 Prozent finden, dass dadurch der Spaß am Autofahren verloren geht. Damit haben sich die Sorgen deutlich gewandelt: Vor vier Jahren fürchtete die Mehrheit (58 Prozent), dass der Spaß am Fahren verloren geht. Die Unsicherheit war dagegen nur für 44 Prozent ein Problem.
„In den vergangenen Jahren hat die Berichterstattung und die Wahrnehmung von autonomen Fahrzeugen in der Öffentlichkeit stark zugenommen“, so Fuß. „Entsprechend sind auch die nach wie vor vorhandenen technischen Probleme ins Bewusstsein gerückt. Und selbst, wenn diese Probleme adressiert sind, bleibt immer noch die emotionale Komponente. Autofahren ist in Deutschland sehr eng an Freiheit und Spaß geknüpft.“ Der Anteil derer, die befürchten, dass ihnen durch autonomes Fahren der Spaß am Autofahren verloren geht, sei verhältnismäßig hoch. Für autonomes Fahren sprächen dagegen fast ausschließlich Vernunftgründe.
So sehen mit knapp 51 Prozent die meisten einen besseren Verkehrsfluss als Vorteil von autonomen Fahrzeugen. Mehr Komfort versprechen sich 48 Prozent und einen geringeren Verbrauch sowie weniger Emissionen erwarten 45 Prozent. Mehr Sicherheit wird erst an vierter Stelle von 40 Prozent der Befragten genannt.
Vielfahrer sind autonomen Fahren gegenüber am aufgeschlossensten
Gerade Vielfahrer sind dem autonomen Fahren gegenüber aufgeschlossen: Von denen, die auf eine Fahrleistung von mehr als 20 000 Kilometern im Jahr kommen, können sich mit 34 Prozent überdurchschnittlich viele vorstellen, in einem selbstfahrenden Auto unterwegs zu sein. Bei einer Fahrleistung von unter 5000 Kilometern liegt die Zustimmung nur bei 21,2 Prozent. „Vielfahrer sind meist aus beruflichen Gründen viel im Auto unterwegs. Für sie liegen die Vorteile auf der Hand: Sie könnten während der Fahrt arbeiten oder sich ausruhen, um für anstehende Termine fit zu sein“, findet Fuß.
Vor allem Frauen trauen sich noch nicht an die neue Technik heran. Nur 18 Prozent von ihnen würden ohne Wenn und Aber in einem autonomen Fahrzeug fahren. Bei den Männern liegt der Anteil bei 34 Prozent. 35 Prozent der Frauen lehnen es sogar kategorisch ab, sich in ein autonomes Fahrzeug zu setzen. Bei den Männern beträgt der Anteil nur 24 Prozent.
Frauen haben die größten Sicherheitsbedenken
Insbesondere die Sicherheit macht den Frauen Sorgen. Drei von vier halten autonome Fahrzeuge für zu unsicher. Männer haben etwas weniger Bedenken: Von ihnen nennen 58 Prozent Unsicherheit als Problem. Sie sind auch grundsätzlich zuversichtlicher, dass sich die Technik überhaupt durchsetzen wird. 72 Prozent der Männer glauben grundsätzlich an den Durchbruch, bei den Frauen sind es nur 58 Prozent.
„Männer sind oft technikbegeistert und stehen neuen technischen Entwicklungen offen gegenüber. Und sie werden eher an die neue Technik herangeführt: Mehrere Studien zeigen, dass Männern teurere und PS-stärkere Autos wichtiger sind als Frauen. Und gerade in diesen Autos werden zahlreiche Assistenzsysteme verbaut, die auch für das autonome Fahren eine Rolle spielen werden“, kommentiert Fuß.
Titel eingeben
Frei nach Goehte: “Die Ernst & Young Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube”. Das klingt ja alles schön, was Herr Fuß von Ernst & Young zu erzählen weiß: „Vielfahrer sind meist aus beruflichen Gründen viel im Auto unterwegs. Für sie liegen die Vorteile auf der Hand: Sie könnten während der Fahrt arbeiten oder sich ausruhen, um für anstehende Termine fit zu sein“. Was mir im Beitrag leider fehlt, wäre, dass Herr Knop einmal bei einem Juristen, im “Auto-Ministerium” oder Herrn Fuß selbst nachgefragt hätte, wie denn die Chancen auf sowas tatsächlich stehen.
Ich persönlich kann mir irgendwie schlecht vorstellen, dass Fahrzeugführer selbst in einem autonom fahrenden Auto nebenbei Arbeiten oder sonstwas machen (dürfen). Denke, dass aus Sicherheitsgründen Fahrzeugführer nach wie vor ständig den Verkehrsfluss überwachen müssen, um ggf. eingreifen zu können. Denkbare Szenarien: Technische Probleme, Radfahrer, spielende Kinder, die auf die Straße laufen.
Aber vielleicht ändert sich ja mit dem autonomen Auto auch die Gesetzgebung über Nacht. Der Fahrer wird schon aus versicherungstechnischen Grüßnden die Kontrolle gar nicht abgeben dürfen, oder haften Zukünftig die Automobilhersteller für Unfallschäden? Das sind meiner Meinung nach einige der vielen spannenden Fragen im Zusammenhang mit dem autonomen Fahren. ;-)
Wie wärs im Schuhabsatz ein Navi für Fußgänger unterzubringen
mit einer Funkverbindung zu einem speziellem kleinen Hörgerät im Ohr.
Das wäre für mich wichtiger.
Die Zukunft gehört den Boxautos der Jahrmarkte
LKW mit Oberleitungen und “Boxautos” mit eigenen Oberleitungen fahren dabei auf getrennten Fahrbahnen.
Mit Boxautos kann zudem überholt werden.
Mit autonomen Fahren kann nicht überholen werden.
Real überlassen 76% der männlichen Fahrer nicht einmal die Gangwahl einer Automatik
Bei Fahrerinnen ist der Hang zum manuellen Schalten sogar noch ausgeprägter: Nur eine schmale Minderheit von 6,4% der Autokäuferinnen entscheidet sich für ein Fahrzeug mit Automatikgetriebe (meldet der ADAC am 11.03.2016) … Vor diesem Hintergrund bleibt es für Marketingtrommler noch viel zu tun, den Bürgern rundum protokollierte Gängelungsfahrten schmackhaft zu machen.
21-34 % können sich etwas Vorstellen was ausserhalb der Vorstellungskraft liegt
Solange mich Journalisten weiter mit ihrem oder ihrer Auftraggeber Wunschdenken belästigen verpassen beide die Chance sich an das durchaus Sinnvolle heranzutasten. Oder die LKW Frachrt auf die Schiene zu verfrachten, etc. Aufgaben gibt es genügend. Wir benötigen keine totale Abhängigkeit von Computern. Allein schon weil der Mensch sonst verblödet…
Autonomes Fahren könnte man wahrscheinlich am Besten mit der Strassenbahn realisieren.
Ich bin gern “Selbstfahrer”. Gerade weil ich viel fahre…
Erst ausprobieren!
Antoworten auf solche Fragen wie “Würden Sie sich in ein automatisch fahrendes Auto setzen?” interessieren mich nicht, denn das automatische Fahren stellt sich jeder nach seinen eigenen Kenntnissen, Emotionen und Phantasien vor, die durch einen Praxistest sehr schnell korrigiert werden können. Ich will so ein Auto erst mal sehen und ausgiebig probefahren. Wenn sich dann herausstellt, dass es mindestens genau so gut fährt wie ich, könnte ich mich sicher dran gewöhnen – wenn alle damit verbundenen juristischen Fragen in meinem Sinne geregelt werden und ich nicht länger von A nach B brauche als vorher.
"So gut wie ich?!"
Das Ziel ist es besser zu fahren….und das wird es auch.
Kein Mensch kann so schnell reagieren, ermüdet weniger, und und und….
Ich arbeite im Automationssektor und weiß wo von ich rede.
Es wäre so schön
wenn das autonome Fahren endlich da wäre: Im Auto lesen, arbeiten oder Tee trinken … nicht auf die Straße starren und ein Lenkrad halten … vor allem im Stau. Ich fahre seit 37 Jahren Auto und verstehe leider immer weniger, was an Massenmobilität mit Selberlenken so aufregend sein soll (bitte nicht falsch verstehen, ich bin Cabrio- und Boxermotorfahrer, aber eher an freien Tagen, sonst nutze ich geschäftlich vor allem aus Zeitmangel die Bahn). Autonom wäre z. B. klasse, um die Älteren in der Gesellschaft auch über 80 noch mobil zu halten … und kommen wird das autonome Fahren, keine Frage – aber seien wir realistisch: Wann? Wann wird die Technik so robust sein, dass man sich ziemlich vollständig auf sie verlassen kann? Was ich meine, ist eben das aus dem zweiten Satz: Hände weg vom Lenkrad und etwas anderes tun. Ich bin bestimmt ein KI-Optimist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das realistisch in den nächsten 5 Jahren passiert – da ist noch zuviel Ungeklärtes (Rechtslage, Technik, übergeordnete Leitsysteme, Störgrößen wie verschmutzte Fahrbahnen und Schilder et cetera). Wollen Sie Ihre Großmutter oder Eltern einer solchen Technik anvertrauen? Ich selbst komme aus dem KI-Geschäft, wir bringen industriellen Maschinen das Erlernen von zeitlich strukturierten Anlagendaten bei, um dann einen Betrieb autonom zu optimieren – aber es ist beindruckend, was für Fehler da anfangs auftreten können, bei denen ein Mensch noch Korrektur lesen muss. Das Problem ist nicht die IT, sondern unsere Umgebung, die sehr inkonsistent ist und voller Fehlerquellen steckt, die man vorher einfach nicht erkennt. Wenn ich das aufs Auto und den Verkehr übertrage … habe die Ehre! Da ist noch einiges zu tun. HG MA