Amerikanische Augenblicke

Amerikanische Augenblicke

Hillary Clintons demütigender Absturz, John McCains wundersame Auferstehung, Barack Obamas märchenhafter Aufstieg: Amerika erlebt den längsten und

Huntin‘ Palin

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Einst war Barack Obama der einzige Popstar im amerikanischen Wahlkampf. Jetzt ist da auch noch Sarah Palin, die ähnliche Begeisterung auf der Rechten verursacht. Morgen sehe ich sie live. Muss ich mir Sorgen machen?

Bucyrus, OHIO

Bild zu: Huntin' Palin

Morgen sehe ich Sarah Palin. Wie würde das stereotype amerikanische Girl sagen: OH. MY. GOD.

Nun, streng genommen bin ich natürlich kein Mädchen. Aber als Mann hat man es offenbar noch schwerer, vom nordischen Charme der republikanischen Kandidatin für die Vizepräsidentschaft unberührt zu bleiben. Sagt jedenfalls die „New York Times“ . Auf Palins Kundgebungen sind die Kerle inzwischen angeblich in der Überzahl – weil sie in ihr „eine Frau nach unserem Geschmack“ sehen, wie ein Anhänger sagt: Kann übers Jagen und über Sport reden, stellt sich nicht so an, macht was her. Ob ich mir Sorgen um meine Tugend machen muss?

Einst war Barack Obama der einzige Popstar im Feld der Bewerber – das ist vorbei. Palin vermag zumindest all jene, die von der Überlegenheit des republikanischen Politikansatzes ohnehin bereits überzeugt sind, in Taumel des rechten Glaubens zu versetzen.

John McCain, der am Sonntagmorgen in der Turnhalle des Otterbein College unweit von Columbus auftrat, hatte in seinen Tiraden auf Obamas „sozialistische“ Umverteilungsträume auch dieses Mal etwas Forciertes, Verdrücktes, Verzweifeltes. Palin dagegen, die sich am Mittwoch im Auditorium einer anderen Uni ganz in der Nähe präsentieren will, schafft es, Unsinn und Halbwahrheiten so vorzubringen, dass Zuhörer ihre „Authentizität“ preisen.

Da wird als Volkstümlichkeit gefeiert, was vermutlich Ahnungslosigkeit ist: Selbst Leute wie die „Wall Street Journal“-Kolumnistin Peggy Noonan, linker Anwandlungen unverdächtig, sind mittlerweile zu dem Schluss gekommen, Palins habe während ihrer nun sieben Wochen auf der nationalen Bühne „wenige Anzeichen dafür erkennen lassen, dass sie die Mittel, die Ausrüstung, das Wissen oder das philosophische Fundament besitzt, die man von jemandem erhofft und erwartet, der ein hohes Amt bekleidet“. Ihre Kandidatur sei „Symptom und Ausdruck der neuen Vulgarisierung in der amerikanischen Politik“. (Stellen Sie sich vor, sowas steht über Sie in der Zeitung.)

Zugegeben, Noonan misst mit einer langen Elle; sie war einst Redenschreiberin bei Ronald Reagan. Auch andere Palin-Kritiker holen bevorzugt die staatsbürgerliche Keule hervor. Das zeigt Wirkung: Palins Popularitätswerte gehen deutlich zurück; in einer gerade veröffentlichten Umfrage gaben 52 Prozent der Befragten an, McCains Entscheidung für die Frau aus Alaska habe ihr Zutrauen in sein Urteilsvermögen schwinden lassen.

Dabei hat zu Palins Entzauberung – neben einigen enorm ungeschickten Auftritten der Kandidatin selbst – auch ein weicher Faktor entscheidend beigetragen: Für sie hat sich, anders als für Obama, McCain oder Joe Biden, jemand gefunden, der eine geradezu zwillingshaft anmutende Parodie hinbekommt.

Schon als die einem breiten Publikum noch unbekannte Palin nominiert wurde, schrieben Kommentatoren, sie sehe übrigens aus wie Tina Fey, ehemaliges Mitglied im Ensemble der Comedy-Show „Saturday Night Live“ und inzwischen mit einer eigenen Sit-Com, „30 Rock“, sehr erfolgreich.

Seither hat Fey in mehreren Auftritten die Kandidatin aufs Entlarvendste dargestellt, von ihrer kumpelhaften Redeweise voller „huntin‘ and fishin'“ bis zu ihrem Flirtzwinkern während der einzigen Fernsehdebatte der Vize-Kandidaten.

Als Palin am vergangenen Samstag in zwei eher müden Scherzen persönlich bei „Saturday Night Live“ auftrat, erreichte die Sendung die höchsten Einschaltquoten seit 14 Jahren – und wieder einmal war kaum zu unterscheiden, wer das Original war und wer die Parodie. Doch das gilt Amerikas Bürgern eben als wichtige Qualifikation des Führungspersonals: die Fähigkeit, auch über sich selbst zu lachen. Und wem sagt Alec Baldwin schon vor einem Millionenpublikum: „Sie sehen in Wahrheit viel heißer aus“?

Selbst wenn Palin dieses Mal noch verlieren sollte, Fey dürfte auch in den kommenden Jahren gut zu tun haben. Dass die Frau aus Alaska eine politische Zukunft hat, davon gehen viele Kommentatoren mit beunruhigender Gewissheit aus.

Besorgniserregend ist ebenfalls, dass bis zwei Wochen vor dem Wahltag noch kein Parodist dem künftigen Herrn im Weißen Haus hat gerecht werden können. Ich würde ja drauf wetten, dass Komiker Frank Caliendo es am Ende schafft. Er hat einen großartigen George W. Bush drauf: „Unser Präsident sieht immer so aus, als schaue er direkt in die Sonne… Und wenn ihm etwas gelingt, ist er der glücklichste Mensch der Welt.“ Mit Obamas und McCains lachhaften Zügen ringt Caliendo unübersehbar noch. Aber auch da gilt vermutlich: Yes, he can.


1 Lesermeinung

  1. Mramorak sagt:

    Sie fragen nach Beweise der...
    Sie fragen nach Beweise der Frau Palin. Ich meine, das ist nicht ehrlich genug. Der Herr Obama hat über heupt keine Beweise geliefer und er hat nicht einaml ein öffentliches Amt ausgeübt. Und sie hat auch keine Halbwahrheiten verbreitet. Sie hat ihr Amt als Governeurin ausgeübt. Die Tatsache, dass sie Leute entlassen hat, ist noch kein Beweis, dass sie was unrechtes getan hat!
    Die meisten fanatischen (nicht dieser Artikel) Angriffe auf sie kommen von Leuten, die immer gegen bekennende Christen zufelde Ziehen. Jeder rep. präsidentschafts Bewerber muss sich mit solchen Unehrlichkeiten abgeben.

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