Antike und Abendland

Hellenisierte Inder – buddhistische Griechen: eine Ausstellung in Bochum

Was haben die Griechen mit Indien zu tun? Alexander der Große ist erobernd bis an den Indus gekommen. In Indien soll er philosophische Debatten mit den zehn Gymnosophisten geführt haben, die später von griechischen Verfechtern eines asketischen und naturnahen Lebens als ferner Beweis für die universale Richtigkeit ihrer Lehren gestaltet wurden. Pythagoras sei gar bei den Brahmanen in die Schule gegangen. Daß Ideen weite Entfernungen überspannten, daß Sie über die Medien Gespräch und Schülerschaft wandern konnten, war den Hellenen eine ganz geläufige Vorstellung. Eine andere Form des Austausches, der imperiale, war nur von kurzer Dauer. Seleukos I. konnte die nordindischen Gebiete, die Candragupta/Sandrakottos  in sein neues Maurya-Reich eingegliedert hatte, nicht zurückgewinnen, erhielt aber immerhin 500 Kriegselefanten, die in den folgenden Diadochenkriegen zu einer wichtigen Waffe wurden. Im Nordwesten des Maurya-Reiches erhielt sich eine griechische Bevölkerung, und König Ašoka ließ dort seine Edikte auch auf Griechisch publik machen.

Als die Seleukiden durch die Parther und graeko-baktrische Reiche immer weiter nach Westen zurückgedrängt wurden, entstand in Nordindien ein indo-griechisches Reich, das sich im 2. Jahrhundert v.Chr. unter König Menander I. vom Hindukusch bis an den Pandschab erstreckte. Dieser Menander wurde als Milinda zu einem wichtigen Teil der buddhistischen Tradition. Im Milindapañha („Gespräch mit Milinda“) führt der König Dialoge mit einem buddhistischen Heiligen und akzeptiert am Ende die Richtigkeit von dessen Lehren.

Zur Zeit führt eine kleine Ausstellung von exquisiten Münzen aus einer Privatsammlung in den Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum die Berührungen zwischen Hellenen / Makedonen und Indien im Hellenismus vor Augen. Dazwischen standen die Parther, einerseits hellenisiert, andererseits aber auch auf ältere persische Traditionen pochend. Vielleicht auch in Abgrenzung gegen diese wurde die Bild- und Symbolsprache des Hellenismus auf den graeko-indischen Münzen stark gepflegt. Viele Fragen bleiben offen. Wer waren die Adressaten der Münzbilder? Wie wurden Kombinationen aus verschiedenen Bildwelten ‘gelesen‘, etwa ein „Zeus“ vor einem Elefanten auf einer Münze, die eine Umschrift in Kharosti trägt, einer aus dem Aramäischen entwickelten Schrift?

Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum, bis April 2009. Eintritt frei.

 

 

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