Antike und Abendland

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Tagesaktualität, wie sie sich mit einem Blog verbindet, und Antike – das scheint nicht zusammenzugehen. Dennoch soll hier der Versuch gewagt

Griechische Dreistigkeit oder Much ado about nothing?

| 3 Lesermeinungen

Die unermüdliche Mary Beard hat eine Neuausgabe ihres Parthenon-Buches erstellt, von dem hier auch schon einmal schon die Rede war, mit einem Kapitel über das...

Die unermüdliche Mary Beard hat eine Neuausgabe ihres Parthenon-Buches erstellt, von dem hier auch schon einmal schon die Rede war, mit einem Kapitel über das neue, vielgelobte Akropolis-Museum in Athen. In diesem konnte ihr Mann, ein Kunsthistoriker, in den Tagen nach der Eröffnung noch Fotos machen; inzwischen sind Kameras im ganzen Museum verboten. Eines der Fotos vom Parthenon-Fries im neuen Ambiente sollte Platz in der Neuausgabe finden. Der Verlag richtete die in solchen Fällen übliche Anfrage an das Museum: Was kostet die Reproduktionserlaubnis für ein selbstgeschossenes Schwarzweißfoto im Buch (also nicht auf dem Umschlag) bei weltweiter Distribution und einer Auflage von 7500 Exemplaren? Die Antwort: 400 Euro plus Bankspesen.

Mary Beard ist empört; immerhin werbe das Bild doch für das Museum, und das Buch habe eher akademischen Charakter (in der Tat eine nicht unwichtige Unterscheidung, aber die Auflagenhöhe spricht eher gegen die Annahme). Eine erneute Anfrage des Verlags, der einen Irrtum vermutet, bestätigt die Auskunft. Keine Verhandlungen, die Summe muß bezahlt werden und wird bezahlt. Ist das „Geldschneiderei, auf Kosten der Freiheit von Information, wissenschaftlicher Debatte und Förderung der griechischen Kultur“? Niemand verlange Gratislizenzen, „but 400 euros is surely shooting yourself in the foot“ (seltsam, in der Fremdsprache gibt es immer dann exakt dieselbe metaphorische Wendung, wenn man das für ausgeschlossen und die mögliche Übersetzung für einen schrecklichen Germanismus hält!). Im Britischen Museum darf man die Elgin Marbles fotographieren, und für eine Bildlizenz in einem Buch mit mittlerer Auflage (4000 bis 25000) sind 116 Pfund zu entrichten, also etwa 135 Euro.

Der heftige Kommentar erstaunt mich etwas. Gewiß gehören die Stücke im AM zum kulturellen Erbe der ganzen Welt, aber der Verlag verdient mit dem (allerdings sehr preiswerten) Buch ja auch Geld (anders als ein Archäologe, der für seine Dissertation in 500er-Auflage mit Tafelteil einen Druckkostenzuschuß einwerben und möglichst viele kostenlose Bildrechte erbetteln muß). Die Griechen haben nun einmal wenig mehr zu bieten als touristische Attraktivität (eher schwindend und immer weniger, wenn in Athen Banken brennen und es an den Tankstellen kein Benzin gibt) und eben ihre Altertümer, um die sie sich zuletzt – etwa mit dem neuen AM – besser kümmern als zuvor.

Die wieder höchst lesenswerten Kommentare sind dann auch eher durchwachsen; sie reichen vom Ratschlag, dem Museum 400 Euro als Honorar für Werbung in Rechnung zu stellen, über den schlichten Wink, einen Anwalt zu engagieren oder die Rechnung zu ignorieren bis hin zu einer anderen Bilanz: umgerechnet auf ein Exemplar des Buches koste das Bild etwa 5 Cent, viel weniger als eine Bildpostkarte. Ein anderer Leser berichtet von den offenbar noch weit höheren Lizenzgebühren in Regionalmuseen, aber auch von dem neuen Angebot des British Museum, online gestellte digitale Fotos von Artefakten nach vorheriger Genehmigung kostenlos in wissenschaftlichen Publikationen zu verwenden. Letzteres wird sofort bezweifelt. Und auch Verständnis: „I guess museums have a problem: a huge potentially lucrative reserve of assets (images) to capitalise on … And large holes in their annual I&E accounts. I can see the temptation.“ Allerdings ist es dann etwas unverständlich, warum es im AM keinen höheren Ansprüchen genügenden Katalog gibt.

Der unvermeidliche Grieche, der die Elgin Marbles zurückhaben will, macht mit Rabulistik seinem Vornamen Demosthenes Ehre und verwechselt rasch einmal Original und Abbild: Ein gestohlenes Gut werde immer billiger verkauft als ein rechtmäßig erwobenes! Ein anderer Leser befürchtet, das von einem fotographischen Laien geschossene Bild könne von schlechter Qualität sein und nehme überdies einem geschulten Fotographen einen Teil seines Erwerbs. Die von manchen gewünschten einheitlichen Regelungen erscheinen ausgeschlossen; bleibt also nur, sich wenn möglich aus den sehr unterschiedlichen Tarifen und Handhabungen die günstigsten herauszusuchen.


3 Lesermeinungen

  1. dunnhaupt sagt:

    Gebühren für das...
    Gebühren für das Fotografieren musealer Schätze sind wohl heute weitgehend akzeptiert. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man in den Uffizi oder im Louvre so einfach nach Herzenslust Gratisaufnahmen machen kann.
    Ein Teil der Elgin Marbles versank übrigens, wie man sagt, schon beim Abtransport. Vielleicht könnten die Griechen also erst einmal damit beginnen, die unmittelbar vor ihrer Küste versunkenen Teile zu heben. Die Londoner Fragmente sind ja bereits wohl verwahrt und sorgsam betreut.

  2. Claude43 sagt:

    Im Louvre darf man nach...
    Im Louvre darf man nach Herzenslust für private Zwecke photographieren und muß nicht dafür zahlen – nur wenn es sich um Sonderausstellungen mit Leihgaben aus anderen Museen handelt, gilt Photoverbot.
    Das Kameraverbot im Akropolismueum hat auch mich sehr gestört, denn es gibt aktuell keinen Katalog für die Ausstellung (nicht einmal auf Griechisch) und die Auswahl an Postkarten war ebenfalls mehr als dürftig. Da gibt es Nachholbedarf.

  3. franket sagt:

    Zur Umgehung des Fotoverbotes...
    Zur Umgehung des Fotoverbotes ist eine unauffällige Stasi-Kamera manchmal nützlich …

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