Aristoteles verstand Glück nicht als einen von äußeren Gütern und Zufällen bewirkten Zustand, sondern als ein Tätigsein der Seele im Sinne der ihr wesenhaften Tüchtigkeit. Doch auch er hätte wohl zugestanden, daß die äußeren Umstände eines Lebens für dieses Tätigsein nicht ohne Bedeutung waren. So mußten fast alle um 1910 in Deutschland geborenen Gelehrten nach 1933 Kompromisse mit dem neuen Regime eingehen, sofern sie ihre wissenschaftliche Laufbahn nach der Promotion nicht von vornherein aufgeben oder das Land verlassen wollten. Das beschädigte objektiv ihre Integrität. Glück hatte, wer sich nicht gezwungen sah, zwischen emphatischer Zustimmung, dem Spagat zwischen Zustimmung nach außen und Reserve nach innen oder der Aufgabe aller Ambitionen entscheiden zu müssen.
Zu diesen Glücklichen gehörte der Schweizer Altphilologe und Philosophiehistoriker Olof Gigon, der heute vor hundert Jahren in Basel geboren wurde. Der Sohn eines Mediziners studierte in seiner Heimatstadt, kurzzeitig auch in München. Die wissenschaftliche Karriere verlief, wie damals bei begabten und fleißigen Studenten nicht selten (wenn es keine Hindernisse gab), rasant: Promotion mit 22 (über Heraklit), Habilitation mit 25, erste Ordentliche (!) Professur mit 27 (in Fribourg), als im umgebenden Europa die Lichter ausgingen. Von Fribourg wurde Gigon 1948 nach Bern berufen, wo er über die Emeritierung (1982) hinaus lehrte. In seiner Wahlheimat Athen starb er am 18. Juni 1998, „unerwartet, aber glücklich“, wie es in der Todesanzeige hieß.
Gigon beackerte die Geschichte der antiken Philosophie als Geschichte ihrer Probleme und mit philologischen Mitteln. Weitere Verbreitung fand Der Ursprung der griechischen Philosophie (1945); Gigon stellte hier die Frage nach dem Sein als verbindendes Element des frühgriechischen Denkens von Hesiod bis auf Parmenides heraus. 1947 folgte Sokrates. Sein Bild in Dichtung und Geschichte, eine nicht selten heftig kritisierte Studie, die man heute wohl als konstruktivistisch bezeichnen würde: Der historische Sokrates, so die Quintessenz, ist hinter den interessegeleiteten Überlieferungen bereits der Zeitgenossen und Schüler nicht mehr erkenntlich und deshalb auch nicht mehr faßlich. Seine Geschichte kann nur noch als Bedeutungsgeschichte oder Bedeutungszuweisungsgeschichte geschrieben werden; das Buch ist also in erster Linie eine – noch heute höchst lesenswerte – Geschichte der Sokratiker.
Gigon hat den Radius seiner Studien immer weiter ausgedehnt, auf die platonische, aristotelische und hellenistische Philosophie und darüber hinaus bis hin zu Lukrez, Cicero, Augustinus und Boethius. Gleichzeitig erkannte er, daß ideen- und philosophiegeschichtliche Forschung ohne ein humanistisches Fundament in der Gesellschaft droht, zu einer Schwundstufe und zum Orchideenfach zu werden. So veröffentlichte er zahlreiche Übersetzungen in der Bibliothek der Alten Welt und in der Sammlung Tusculum (Platon, Aristoteles, Cicero), war Mitherausgeber des Artemis-Lexikons des Alten Welt und hat immer wieder die Gegenstände seines besonderen Interesses für ein breites Publikum dargestellt, so Die Kultur der Griechen im Handbuch der Kulturgeschichte. Von der Philosophie und Platon war der Weg zum Christentum nicht weit (Die antike Kultur und das Christentum). Die antike Philosophie galt ihm stets als „Maßstab und Realität“ (so der Titel eines Bandes gesammelter Schriften).
Wer jetzt Gigon im Original lesen möchte: Hier ein Stück aus Das hellenische Erbe, erschienen 1962 in der Propyläen Weltgeschichte, Bd. III (573-675, hier: 595ff.):
Naturbeherrschung und Seinserkenntnis
Probleme von grundsätzlicher Bedeutung erheben sich, wenn wir nun nach dem Verhältnis der Griechen zur Totalität der unbelebten Natur der Dinge fragen.
Das Verhältnis zur Natur in dem hier gemeinten Sinn, zur Umwelt der Länder und Meere, der Gesteine und Gewässer und der Dinge »über und unter der Erde«, wie eine beliebte griechische Formel lautet, ist auf drei Stufen sichtbar.
Zu beginnen ist mit dem betrachtenden, wissenschaftlichen Verhältnis. Es spielt eine hervorragende Rolle, weit über die Kreise der »Spezialisten« hinaus. Denn wenn die Griechen die Naturphilosophie und Naturwissenschaft gewissermaßen aus dem Nichts geschaffen haben (die Anregungen, die der alte Orient bieten konnte, sind minimal gewesen), so war dies nur möglich, weil der griechische Geist von vornherein in der entsprechenden Richtung interessiert war. Es liegt ihm daran, die Struktur des Kosmos im Ganzen zu begreifen, wie auch die zahllosen Merkwürdigkeiten kennenzulernen, von denen die Welt voll ist. In großzügigen Schemata werden die Teile der Welt aufgegliedert, werden Modelle des Himmelsglobus konstruiert und wird eine Karte der bekannten Erde mit den drei vom Weltmeer umflossenen Kontinenten entworfen.
Noch bezeichnender ist die während der ganzen Antike unermüdlich wache Freude der Griechen an naturwissenschaftlichen Kuriositäten, gewiß zunächst vielfach im Bereiche der Zoologie und Botanik, aber nicht minder in der Meteorologie, der Hydrologie, bei Metallen und Erdarten und in vulkanischen Erscheinungen. In der klassischen Zeit erwachsen daraus die umfassenden Werke der Peripatetiker und daneben als besonders charakteristisches Dokument griechischen wissenschaftlichen Stiles die Sammlungen der Problemata. Partikulare Erscheinungen der verschiedensten Art – wie etwa: warum ist Salzwasser durchsichtiger als Süßwasser, warum herrscht um Mitternacht und Mittag meist Windstille, warum entsteht aus Weißwein kein Essig? – werden herausgegriffen und auf ihre Gründe hin analysiert. Schon in der spätklassischen Zeit beginnen sodann Bücher zu erscheinen, die einfach naturwissenschaftliche Seltsamkeiten zusammenstellen (Mirabilia) und die dem Leser einen Vorgeschmack der Wissenschaft, einen Eindruck von der Buntheit der Welt und zu guter Letzt einfach gebildete Unterhaltung vermitteln sollen. Die populärwissenschaftliche Literatur der Spätantike besteht zu einem guten Teil aus solchen Mirabilia-Sammlungen, die für uns sehr wertvoll sind, weil sie meist Auszüge aus wissenschaftlichen Werken älterer Zeit darstellen.
Die historische Wirkung dieser Dinge ist nicht unbeträchtlich gewesen. Über das Mittelalter hinaus hat man sie immer wieder gern gelesen. Sie haben eine der entscheidenden Anregungen geliefert für die Kuriositätenkabinette, die sich die Gelehrten und Fürsten seit dem späten Mittelalter anlegten und die die direkten Vorläufer unserer Museen sind. Sammlungen seltsamer Naturgegenstände hat es übrigens da und dort schon in der Antike gegeben.
Das empfindsame Verhältnis der Griechen zur »Natur« war zwiespältig. Spaziergänge haben sie zwar gern unternommen, gewiß auch, um die Natur zu genießen, aber häufiger aus hygienischen Gründen. Die Berge hingegen haben sie nie geliebt, das Meer ebensowenig. Das waren Bereiche, die ihnen unheimlich waren. Auf den Bergeshöhen waren Götter zu Hause; auf einzelnen Gipfeln Griechenlands sind noch heute Spuren von Altären sichtbar. Später bestieg man Berge bestenfalls, um meteorologische und andere Beobachtungen zu machen. So soll Platon seine erste Reise nach Sizilien unternommen haben eigens, um den Ätna zu besteigen und sich Klarheit über das einzigartige Naturphänomen dieses Vulkans zu verschaffen. Das Meer befuhr man nur, um als Exporteur und Importeur Geschäfte zu treiben oder um als Forscher zu fremden Völkern und in unbekannte Länder zu gelangen, aber an der Seereise als solcher hat niemand Freude gehabt. Das Meer war das Urbild aller Unberechenbarkeit; der Tod durch Ertrinken galt als besonders traurig.
In alledem zeigt sich eine überaus große Distanz zum modernen Naturgefühl. Nur der ausgemachte Menschenfeind kann an einer menschenleeren Einsamkeit Gefallen finden; und daß jenseits des besiedelten und bebauten Landes das Reich der unbekannten, stets lauernden Gefahren beginnt, haben die Griechen nie vergessen. Satyrn, Silene, Nymphen, Pan und Artemis sind göttliche Wesen, die in jenem Reich zu Hause sind. Sie können freundlich sein, sind aber ebensooft unheimlich und erschreckend.
Das technische Verhältnis der Griechen zur Natur schließlich ist weitgehend durch zwei Vorentscheidungen determiniert. Fürs erste haben wir soeben bemerkt, wie ein Naturgefühl im modernen Sinne darum nicht entstehen konnte, weil für den Griechen jenseits des besiedelten Landes sogleich die Welt der unbekannten, unvorhersehbaren Gefahren begann. Diese Feststellung dürfen wir hier gewissermaßen transponieren. Die irdische Welt, genauer: die Welt unter dem wechselnden Mond, die »sublunare« Welt ist ihrem innersten Wesen nach unberechenbar, stetem Wandel und endlosen Zufälligkeiten unterworfen. Jede Aussage gilt nur ungefähr, und zu jeder Regel gibt es Ausnahmen. Gewiß können Praxis und Wissenschaft die Erscheinungen im Groben klassifizieren und bestimmte Gruppen meteorologischer Phänomene, Pflanzengattungen oder Tierfamilien unterscheiden. Aber im mathematischen Sinne stringent wird die Ordnung niemals.
Für Aristoteles ist die sublunare Welt dadurch gekennzeichnet, daß in ihr alles immer wieder »anders werden kann, als es gerade ist«. Platon spricht mit unverhohlener Verachtung von dem Bezirk der Sinnesobjekte, in dem nichts feststeht, alles unaufhörlich fließt, wie es schon der alte Heraklit gesagt haben soll. Wenn der Grieche die Oikumene bereist, um deren vielfältige Buntheit kennenzulernen, so vergißt er doch nie, daß diese faszinierende Fülle und Buntheit zugleich ein Mangel an Ordnung ist, der eben den irdischen Dingen als solchen anhaftet. Die Ordnung beginnt oben bei den Planeten und steigt auf zu den Fixsternen, an denen alles ein für allemal ist, wie es ist. Die Gestirnwelt ist ebenso grundsätzlich berechenbar, wie die irdische Welt grundsätzlich unberechenbar ist.
Die Folgen dieser Haltung sind evident. Der Grieche fühlte sich nicht veranlaßt, energisch nach einer festen und meßbaren Ordnung und Gesetzlichkeit in der sublunaren Welt zu forschen, weil er von vornherein überzeugt war, daß es sie an diesem Orte nicht gibt.
Und selbst wenn er diese Überzeugung nicht besessen hätte und einer solchen Ordnung tatsächlich nachgegangen wäre, hätte er höchstwahrscheinlich – und dies ist das zweite Moment – nicht daran gedacht, die Ergebnisse des Forschens nun auch technisch auszuwerten.
Schon in einem sehr frühen Entwicklungsstadium ihrer Philosophie und Wissenschaft haben die Griechen Theorie und Praxis scharf voneinander getrennt. Die Praxis des Lebens haben sie trotz all ihrer unleugbaren Betriebsamkeit nie besonders hoch eingeschätzt. Der Mensch muß zwar tätig sein, um in der Tätigkeit seine Tugend zu bewähren; Tapferkeit, Zucht und Gerechtigkeit werden erst in der konkreten Situation sichtbar. Dies hindert indessen nicht die Feststellung, daß jede Tätigkeit auf das flüchtige Hier und Jetzt gerichtet ist und sich nur mit vergänglichem Stoff befaßt. Darum ist das Erkennen von höherem Rang. Es wendet sich seinem Wesen nach dem Allgemeinen und Dauerhaften und schließlich dem Ewigen zu. Wissenschaftlich erkennbar ist eben nicht das Einzelne, an dem man handelt, sondern das Allgemeine, das als solches nicht der Geschichtlichkeit angehört.
Während der Mensch von der Renaissance an mehr und mehr dazu neigt, den Gegensatz seiner Natur zu der des Tieres darin zu sehen, daß er aus freier Entscheidung verantwortlich zu handeln vermag, das Tier jedoch dem Trieb gehorcht, sieht der Grieche den Gegensatz ganz woanders. Die moderne Formel ist ihm zwar nicht völlig fremd, spielt aber keine nennenswerte Rolle. Grundlegend ist für ihn, daß das Tier, den Kopf dem Boden zugekehrt, nur an die Bedürfnisse des Augenblicks denkt, während der Mensch zur Ordnung der Gestirne aufblickt und der Erkenntnis Gottes und der ewigen Dinge fähig ist. Im erkennenden Geist und nicht im faustischen Willen zur Tat liegt für den Griechen die Würde des Menschen.
Daraus ergibt sich unmittelbar, daß das philosophische und wissenschaftliche Erkennen als Wert in sich selbst betrachtet wird. Der Rang des Erkennens wird daran manifest, daß es keinen anderweitigen Zwecken dient. Die einzige Instanz, die Forderungen an das philosophische Erkennen anmelden darf, ist die Ethik. Aristoteles repräsentiert das gesamte geistige Griechentum, wenn er sich spöttisch über die Banausen ausläßt, die bei jeder Sache nach ihrem Nutzen fragen.
Die Naturphilosophie in ihren drei Zweigen, der Theologie, der Mathematik und der Naturwissenschaft, ist das eigentliche und vornehmste Objekt des menschlichen Erkennens. Alle drei Zweige führen, recht verstanden, zu dauerhaften und ewigen Wesenheiten. Daß der Umgang mit solchen Wesenheiten auf technischen Nutzen hinauslaufen müsse, ist ein Gedanke, der dem Griechen verächtlich und fremd ist. Die scheinbaren Ausnahmen bestätigen dies, denn natürlich sind Astronomie und Meteorologie für den Seemann ebenso wertvoll wie die Botanik für den Gärtner. Doch dieser Nutzen ist ein orientierender: der Seemann lernt, am Himmel das Wetter für den nächsten Tag abzulesen, der Gärtner und Bauer erfahren, welche Pflanzen an welchen Orten besonders gut oder schlecht gedeihen. Der technische Nutzen, der systematisch die Kräfte der Natur ausbeutet und systematisch in die Naturgegebenheiten organisierend eingreift, ist davon spezifisch verschieden. Und selbst der orientierende Nutzen ist immer nur ein Nebenprodukt des Forschens, gewiß nicht unwillkommen, aber durchaus unwichtig.
Eine interessante Einzelheit mag am Rande angemerkt werden. Die Technik des 19. und 20. Jahrhunderts steht und fällt mit der Annahme von Naturgesetzen. Die technische Verwertung der Natur beruht darauf, daß bestimmte natürliche Vorgänge sich regelmäßig wiederholen und daß diese Wiederholung künstlich hervorgerufen werden kann. Das Wesen des Naturgesetzes ist gerade die Wiederholung. Der Begriff des Naturgesetzes nun wirkt als solcher durchaus antik. Das Naturgesetz kann als das Allgemeine an einem Vorgang bestimmt werden wie die Wesenheit (eídos und morphé) als das Allgemeine an einer Gestalt. Letzten Endes stammt denn auch in der Tat der eine wie der andere Begriff aus der Antike. Während aber die Geschichte des Begriffs der Wesenheit vom platonischen Eidos angefangen mit hinlänglicher Klarheit verfolgt werden kann, ist der Begriff des Naturgesetzes so schlecht bezeugt, daß es bis heute eine offene Frage ist, ob er eher auf die aristotelische Naturforschung oder auf die Atomistik Epikurs zurückgeht. Daran läßt sich ablesen, wieviel bedeutsamer die Gestalten als die Vorgänge für die Antike waren weil eben von der sichtbaren Gestalt aus der Weg zum Allgemeinen und Ewigen kürzer schien als vom geschichtlichen Vorgang.
Wieder anders gesagt, haben die Griechen der Verbesserung ihrer materiellen Lebensbedingungen durch die systematische Unterwerfung der Natur keinen sonderlichen Wert beigemessen. Es ist ihnen klar, daß es Reiche und Arme immer gegeben hat und immer geben wird. Die Armen leben dürftig, verfügen aber über die Macht der Mehrzahl. Der Reichtum verschafft Einfluß und Annehmlichkeiten, obschon man sich den Luxus selbst der reichsten Griechen in klassischer Zeit recht bescheiden vorzustellen hat. Nur in äußerst seltenen Fällen begegnet eine herrenmäßig verschwenderische Lebenshaltung. Aber auch da ist kaum ein Vergleich möglich mit der Maßlosigkeit, von der wir aus dem alten Orient, dem spätrepublikanischen und frühkaiserzeitlichen Rom und aus unserem Ancien régime hören.
Der Reiche hat etwas mehr Land, Vieh und Dienerschaft, kann sich feiner kleiden und verfügt über ein Haus, das geräumig genug ist, um jederzeit Gäste zu empfangen; man erwartet von ihm, daß er die Kosten eines öffentlichen Kultfestes oder der Ausstattung eines Kriegsschiffes übernimmt. Dies ist alles. Daß der Lebensstil des Armen wie des Reichen verbesserungsfähig wäre und verbessert werden müßte, daran wird nicht gedacht. Die Gesamtheit der Probleme der Lebenshaltung und des wirtschaftlichen Fortschrittes, all das, was wir heute »Entwicklung« nennen, spielt bei den Griechen eine sehr geringe Rolle.
Natürlich gibt es Spannungen und zuweilen tödliche Kämpfe zwischen arm und reich. Gelangen die Armen zur Macht, so enteignen, vertreiben oder töten sie die Reichen. Sie setzen sich einfach an die Stelle der Reichen, mehr nicht. Sozialreformen im strengen Sinne gibt es natürlich, aber keine Bestrebungen, das Lebensniveau der breiten Massen generell durch technische Maßnahmen zu heben. Der Gedanke, daß es möglich und wünschbar wäre, das Leben im ganzen reicher und bequemer zu gestalten, existiert nicht.
Wie immer die Griechen als Philosophen oder Nichtphilosophen gedacht haben: daß die geistige Kultur autonom und vom Stand der materiellen Kultur – von Grenzsituationen abgesehen – grundsätzlich unabhängig sei, haben sie niemals bezweifelt. Der Gedanke, daß es genüge, die Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen maximal voranzutreiben, damit dann von selbst auch der Geist sich entfalte, wäre ihnen als abenteuerliche Verkehrung der naturgemäßen Ordnung der Werte erschienen. So fand ein spontanes und aktionsbereites Interesse am Ausbau der technischen Naturbeherrschung einfach keinen Raum.
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Olof Gigon hat sich u.a. mit Aristoteles und Poseidonios beschäftigt. Wie Reinhardt sieht auch Gigon hinter Poseidonios den Aristoteles stehen. Strabon wiederum sieht Gigon als Banausen an, der den Vorteil hatte, alles getreu wiederzugeben. Damit kommt auch Gigon dazu, die Auffassung des Poseidonios über Platons Atlantis bei Strabon in die Nähe von Aristoteles zu rücken – sagen tut er das freilich nicht. Vgl. Link
https://bit.ly/wzeLPf
Literatur: Franke, Aristoteles und Atlantis, 2010.
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Warum sagt er es nicht? Olof Gigon hat eine noch sehr veraltete Sichtweise auf die Platonischen Mythen, wie der angegebene Link offenbart. Deshalb kann er Platons Atlantis nur als Fabelei deuten, wie er es im Vorwort zur Übersetzung von Rufener tut.
https://bit.ly/zBckfy
Literatur: Bis jetzt wenig vernünftiges, ich arbeite daran.
Man kann sich auch Zeit...
Man kann sich auch Zeit sparen, wenn man die antiken Autoren selbst liest (Aristoteles: Metaphysik, Reclam 10,50 EUR). Besonders klug ist man dann, wenn man sein eigens Denken dazu in Gang bringt und darüber mit anderen diskutiert.
Ich halte wenig von der Meinung anderer, mit denen ich mich nicht dazu austauschen kann; Aristoteles und viele andere Klassiker bilden dazu die Ausnahme… Nur Namen sind aber ‚Schall und Rauch’. Wichtig ist immer der Inhalt – um was geht es hier (inhaltlich)…?