Beim Bier sieht die Welt oft ganz anders aus, auch in China. Tagsüber tauchen die meisten ausländischen Geschäftsleute die Volksrepublik in ein helles Licht aus unermesslichen Marktchancen und wunderbar verlässlichen Rahmenbedingungen. Daran ist viel Wahres. Das Lob rührt allerdings auch daher, dass sich die wenigsten trauen, den Chinesen und den Hauptquartieren zuhause etwas anderes zu berichten. Abends aber platzt es aus so manchem heraus. Das Geschäft laufe gar nicht gut, klagt ein leitender Mitarbeiter eines Umweltausrüsters. Da Chinas Kohlekraftwerke unter starkem Margendruck litten, strichen sie ihre Kosten zusammen. „Am ehesten natürlich bei Filtern und anderer Umwelttechnik.”
Wer Chinas Klimapolitik verstehen will, der muss diesen Pragmatismus begreifen. Er erklärt vieles von dem, was die internationalen Verhandlungen in Durban derzeit so schwierig machen. China weiß, dass es handeln muss und tut das auch. Aber es möchte die Art und Geschwindigkeit der Klimaanstrengungen selbst bestimmen: um seinen Wohlstand zu steigern und den dafür nötigen Energiehunger zu stillen; um seine mühsam erkämpfte Wettbewerbsstellung zu bewahren; um sich nicht abhängig zu machen von internationalen und damit fremdbestimmten Auflagen; um bei wirtschaftlichen Rückschlägen schnell reagieren zu können (notfalls auf Kosten der Umwelt); um die Industrieländer nicht aus der Verantwortung für den jahrhundertelangen Raubbau an der Natur zu entlassen.
Chinas kommunistische Führung hält sich vor allem mit drei Versprechen an der Macht: dass sie die territoriale Einheit sichert, dass sie sich nie wieder ausländischen Diktaten beugt, dass sie den Lebensstandard der Bevölkerung hebt. Mindestens zwei dieser Ziele könnten allzu ambitionierte internationale Klimaverpflichtungen gefährden. Deshalb hat China in Durban erklärt, zwar im Einklang und im Verbund mit den anderen Mitgliedern der Vereinten Nationen seinen Beitrag zur Verringerung des Kohlendioxidausstoßes leisten zu wollen. Peking widersetzt sich aber nach wie vor verbindlichen Reduktionszielen.
Diese Weigerung ist deshalb so bedeutsam und bringt die EU und andere deshalb so auf, weil das Reich der Mitte jetzt schon der größte Energieverbraucher und der größte Emittent von Treibhausgasen ist. Angesichts des starken Wirtschaftswachstums und der Zunahme des Verkehrs im wichtigsten Automarkt der Welt wird sich diese wenig rühmliche Spitzenstellung weiter verfestigen. Ohne Chinas Mithilfe lässt sich die Erderwärmung nicht aufhalten.
Auch die Pro-Kopf-Verschmutzung ist in China nicht so gering, wie oft behauptet wird und wie man angesichts von 1,34 Milliarden Menschen denken könnte. Sie liegt jetzt schon über dem Weltdurchschnitt und erst recht über dem der anderen Schwellen- und Entwicklungsländer. Nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur IEA wird der Wert in etwa zehn Jahren das EU-Niveau erreichen. Bezogen auf die Einwohnerschaft bleibt Amerika sowohl beim Energieverbrauch als auch beim Ausstoß uneinholbar. Das macht die Sache allerdings nicht besser, denn Washington will sich internationalen Auflagen genauso wenig unterwerfen wie Peking.
Amerikas Weigerung ist zwar schlimm, aber nicht so schlimm wie die Chinas. Der Anteil der Vereinigten Staaten am Weltausstoß entspricht etwa dem am globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Chinas Emissionen sind hingegen doppelt so hoch wie sein Beitrag zur Weltwirtschaft. Nach IEA-Berechnungen nehmen Amerikas Emissionen bis 2035 immerhin um 15 Prozent ab, Chinas hingegen steigen um 37 Prozent. Auch das historische Argument zieht immer weniger. Zwischen 1900 und 2035 wird China deutlich mehr CO2 ausgestoßen haben als alle Länder der EU zusammen und dann immer näher an Amerika heranrücken.
So betrachtet ist China tatsächlich der größte Klimasünder auf dem Planeten. In einer typisch chinesischen Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen kann die Volksrepublik aber genauso gut als grüner Vorreiter bezeichnet werden. Denn kaum ein anderes Land der Welt unternimmt vergleichbare Anstrengungen, um die Umweltverschmutzung seiner boomenden Wirtschaft zumindest halbwegs in den Griff zu bekommen.
Zwischen 2011 und 2015 soll der Anteil der nichtfossilen Energieträger von 8 auf 11,4 Prozent zulegen; dazu zählt Peking auch die Kernkraft. Der Quotient aus Kohlendioxidausstoß und BIP (Karbonintensität) soll um 17 Prozent fallen.
Der Einwand ist richtig, dass bei solch relativen Zielen der Gesamtausstoß weiter stark steigt. Was aber wäre, wenn China sich nicht einmal solche nationalen Fesseln anlegte? Dann hätte das Land zwischen 2005 und 2010 rund 1,5 Milliarden Tonnen CO2 mehr produziert.
Falsch ist in jedem Falle der Eindruck, China habe gar kein Interesse am Erhalt der Natur und scheue vor den Kosten zurück. Das gilt schon deshalb nicht, weil die Bevölkerung immer lauter bessere Umweltbedingungen einfordert in diesem Land, wo 70 Prozent der Flüsse als verschmutzt gelten. Kürzlich warnten führende Onkologen, die Gesundheitsgefahren durch die Luftverpestung seien in einigen Städten so schlimm wie die durch das Rauchen. Trotz gleichbleibendem Tabakkonsum hätten Lungenkrebserkrankungen in Peking in den vergangenen zehn Jahren um 60 Prozent zugenommen, vermutlich wegen des Feinstaubs.
China sieht sich zum Handeln gezwungen. Nicht weil die Weltgemeinschaft das erwartet, sondern weil die Regierung nichts mehr fürchtet, als dass die eigene Bevölkerung auf die Barrikaden geht. China hat deshalb eine Art Erneuerbare-Energien-Gesetz erlassen und ist jetzt schon der größte Nutzer von Wind- und Wasserkraft. Es erschwert und verteuert die Autozulassungen und gibt Milliarden für die Elektromobilität aus. Nach offiziellen Angaben hat die Volksrepublik 2010 rund 300 Milliarden Yuan (35 Milliarden Euro) in alternative Energien investiert, so viel wie kein anderes Land. Im neuen Fünfjahresplan zwischen 2011 und 2015 sollen 3000 Milliarden Yuan (353 Milliarden Euro) für die Umwelt ausgegeben werden.
Aber klar ist auch, dass der Ressourcen-, Natur- und Klimaschutz immer dann zurückstecken muss, wenn er wichtigeren Zielen entgegensteht. Das sehen nicht nur die Regierenden so, wenn es darum geht, die Wirtschaftskrise durch Kaufbeihilfen für einfache (und damit schmutzige) Autos abzumildern. Oder wenn sich die Planziele für die Energieintensität nur dadurch erreichen lassen, dass der Industrie der Strom abgeschaltet wird – und sie deshalb auf Dieselgeneratoren ausweicht. Auch große Teile der Bevölkerung investieren lieber in ihr erstes Auto als in die Wärmedämmung oder in energiesparende Klimaanlagen.
Erst wenn solche Entscheidungen anders ausfallen, durch Einsicht, wirtschaftliche Anreize oder Zwänge, wird China in der Energie- und Umweltpolitik wirklich umsteuern. Europa kann das nicht ertrotzen. Es sollte vielmehr versuchen, in der Führung wie in der Bevölkerung des Riesenreiches einen ebenso einfachen wie bestechenden Gedanken zu verankern: dass die Bewahrung der Natur keine Einbußen an Wohlstand und Lebensqualität bedeutet, sondern, im Gegenteil, einen wunderbaren Zugewinn.
Foto: Bobak, Wikimedia (zweimal die gleiche Ansicht in Peking, im Abstand weniger Tage aufgenommen); Grafiken: EnergyComment, Global Energy Briefing, Hamburg Juli 2011 (Dank an Steffen Bukold, DCEB, Hamburg)
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Wo ist der Like it! button?...
Wo ist der Like it! button? Ich meine für den Kommentar von Rudolph.
Audi alteram partem...
Audi alteram partem
sehr schön geschrieben. kein...
sehr schön geschrieben. kein vorschnelles Vorurteil, kein Klischee, weder einseitig noch oberflächlich, was in deutschen Berichten über China leider nicht oft der Fall ist.
Hier ein paar Kommentierungen,...
Hier ein paar Kommentierungen, in den Text der “grünen Vorreiter” eingebaut, leider geht die Farbe weg und damit die Übersichtlichkeit …
Beim Bier sieht die Welt oft ganz anders aus, auch in China.
Tagsüber tauchen die meisten ausländischen Geschäftsleute die Volksrepublik in ein helles Licht aus unermesslichen Marktchancen und wunderbar verläßlichen Rahmenbedingungen.
Das kann ich gar nicht glauben: „verläßliche Rahmenbedingungen“????
Daran ist viel Wahres. Das Lob rührt allerdings auch daher, dass sich die wenigsten trauen, den Chinesen und den Hauptquartieren zuhause etwas anderes zu berichten.
Ja, sehe ich genau so. Freilich wird sich auch nichts ändern, wenn sie es “den Chinesen“ nicht dauern sagen. Die EU-Kammer macht’s ja … ein bißchen. Allerdings darf man von Geschäftsleuten nicht erwarten, daß sie politisch werden – weder in der VR noch hierzulande, das schlägt dem Partner auf die Stimmung, und er bestellt nichts.
Abends aber platzt es aus so manchem heraus. Das Geschäft laufe gar nicht gut, klagt ein leitender Mitarbeiter eines Umweltausrüsters. Da Chinas Kohlekraftwerke unter starkem Margendruck litten, strichen sie ihre Kosten zusammen. „Am ehesten natürlich bei Filtern und anderer Umwelttechnik.”
Wer Chinas Klimapolitik
Die Verwendung des Begriffs „China“ als Subjekt, gar handelndes Subjekt, ärgert mich seit ziemlich genau zwölf Jahren allerdings sind alle meine Interventionen ganz und gar erfolglos geblieben, was bestimmt gute Gründe hat. Was ich so schlimm daran finde? Es läßt die agierende Elite in einer (von dieser selbst gerne beschworenen Volksgemeinschaft der Chinesen verschwinden, macht die tatsächlichen Interessenvertreter unkenntlich und verhindert so die Erkenntnis dessen, was ist. Nicht „China“ betreibt „Klimapolitik“, sondern momentan in Durban (aber wohl sonst auch) die 发改委 Reform- und Entwicklungskommission, eine der wichtigsten Abteilungen der Zentralregierung. Deren Vize 解振华 Jie Zhenhua erledigt ja in Durban die Geschäfte. Er ist zu allererst Vize-Zellenleiter dort, auch Mitglied der Disziplinkontrollkommission des Zentralkomitees der KPCh, unterwirft sich der Partei-Kommandostruktur (kommandiert freilich auch selbst) und möchte das ja auch, mehr zu diesen Leuten und ihrem Weltbild: weiter unten.
verstehen will, der muss diesen Pragmatismus
schrecklicher Euphemismus für aus dem Stegreif, willkürlich, unüberlegt …. aber üblich (und von x Managern auch für hierzulande als nachahmenswertes Verfahren empfohlen, allerdings wohl nur, wenn diese Leute selbst die „Pragmatiker“ sein dürfen)
begreifen. Er erklärt vieles von dem, was die internationalen Verhandlungen in Durban derzeit so schwierig machen. China weiß, dass es handeln muss und tut das auch.
Also, das glaube ich nun gerade nicht. Warum sollte die Elite das wissen? Weil Frau Merkel es sagt? Oder der Welt-Klimarat? Weil sie Bücher lesen? Oder Wissenschaftlern zuhören? Nein. Ich versetze mich hier immer … nein, ich versuche es nur, werde es aber nie richtig schaffen … in die Lage der Leute, die da in PEK entscheiden. In welcher Welt leben die? Seit JAHRZEHNTEN? In der ihrer Parteiautokratie. Sie kennen unter sich nur … Untertanen, Bücklingmacher, Feiglinge (aus gutem Grund ist man natürlich feige: etwas Anderes kostet die Karriere oder mehr, siehe 艾未未 Ai Weiwei und andere). Sie haben noch nie NIE eine Karikatur von sich gesehen, etwas Titanic-artiges über sich gelesen oder einen FAZ-Leitartikel-Verriß (in Schriftzeichen natürlich). Sie sind überzeugt davon (nicht zu unrecht), daß sie bzw. ihre „Partei“ den unglaublichsten wirtschaftlichen Erfolg in der (wie sie auch glauben) 5000jährigen chinesischen Geschichte errungen haben. Und sie sind fest FEST davon überzeugt, daß 西方 „der Westen“ sie bzw. „China“ nicht hochkommen lassen will, sondern runtermachen, am liebsten „wieder“ mit Opium vernebeln … ach, und was der Märchen und Lebenslügen chinesischer Eliten noch mehr sind. Vor diesem Hintergrund halte ich es für sehr erwägenswert, daß diese Leute höchstwahrscheinlich nichts wissen (deshalb geben sie übrigens keine freien Interviews), ganz, ganz sicher aber keinerlei Interesse an dem “West-Quatsch” haben.
Aber es möchte die Art und Geschwindigkeit der Klimaanstrengungen selbst bestimmen: um seinen Wohlstand zu steigern und den dafür nötigen Energiehunger zu stillen; um seine mühsam erkämpfte
war nicht sehr mühsam, glaube ich, für die gerade erwähnten Leute war es eher ein unterhaltsamer Wettkampf à la 三国演义 Drei Reiche oder besser noch: der 纵横家 Strategen der wechselnden Bündnisse (in der sog. 战国时代 Zeit der Streitenden Reiche, die es aber eher nur als Historien-Märchen gab), ein Wettkampf auf der Basis von 以夷抗夷 Barbaren gegen Barbaren benutzen, Spalten – verbünden – ausmanövrieren, ein Wettkampf, in dem sie mehr gewonnen als verloren haben
Wettbewerbsstellung zu bewahren; um sich nicht abhängig zu machen von internationalen und damit fremdbestimmten Auflagen; um bei wirtschaftlichen Rückschlägen schnell reagieren zu können (notfalls auf Kosten der Umwelt); um die Industrieländer nicht aus der Verantwortung für den jahrhundertelangen Raubbau mit der Natur zu entlassen.
Daß Sie diese Demagogie (die auch Inder pflegen und noch ein paar andere) so affirmativ hier hinschreiben, lieber Herr Geinitz, enttäuscht mich etwas. Ich finde, die chinesische Elite hätte allen Grund so zu schimpfen, „den Westen“ dafür anzugreifen, „in die Verantwortung zu nehmen“ … was immer sie wollte: Unterstützung zu verlangen, Kompensation für „chinesische Nicht-Beteiligung an der Industrialisierung“ meinetwegen auch … , aber NUR wenn – WENN! – in der VR China auch nur ein kleines bißchen was Neues, was Originelles entstände. Das aber ist genau nicht der Fall. Dort wird nur kopiert: der Lebensstil des „Westens“ ist ja der Maßstab. Zu 100 Prozent. Und die Kopien basieren genau auf dem, wofür „der Westen“ die Natur bislang zugrundegerichtet hat, auch dem anthropogenen CO2-Eintrag. Der ist ja der Preis für all die schönen Sachen, mit denen wir uns ein angenehmes Leben machen, eins, das genau so auch die chinesische Elite führen will. Allerdings will sie das mit 中国特色 chinesischen Charakteristika tun, das heißt noch ausufernder, noch verrückter, noch größer, besser, schneller als „der Westen“. Und ehrlich gesagt, wenn der Pro-Chinesenkopf-Eintrag derzeit auch nur 6 Tonnen beträgt und jener der Amerikaner 20 Tonnen, so ist der Verweis darauf auch nur ein Ablenkungsmanöver: Was interessiert’s das Klima, was pro Kopf reinkommt? Die absolute Menge ist entscheidend, und da liegen die Chinesen (tja, wir leben im Zeitalter der Nationalstaaten, auch die Chinesen wollen nun einen haben, noch eine Kopie aus Europa) nun mal ganz vorne. Ist nicht „Schuld“ der Amerikaner und auch nicht „der Deutschen“, daß Chinesen „sich entschieden haben“, soviel zu „schnackseln“ wie Fürstin Gloria einmal über die ganz Falschen sagte. Und wenig mal sehr viel (1,38 Milliarden) ergibt nun mal sehr, sehr viel, das weiß sogar der Premier dieser Leute.
Chinas kommunistische
inwiefern „kommunistisch? Ja, ich sehe da auch Kommunistisches in der Repubik des Volkes der Chinesen, aber nicht in der Ideologie, glauben Sie, daß 胡锦涛 Hu Jintao weiß, was im Kommunistischen Manifest steht? im „Kapital“? … Sie sind „kommunistisch“, insofern sie die Zentralisierung der Macht anbeten und ihre Organisation („Partei“) dem Lenin‘schen Organisationsprinzip folgt (“Was tun” muß man lesen und: Robert Michels, phantastischer Beitrag eines Philipp Erbentraut zum Thema “Parteileben” in der FAZ gestern (7.12., Geisteswissenschaften!). Kennen Sie den Parteischwur, den jeder von diesen Leuten geleistet hat? Im Erwachsenenalter! Und die Umstände, unter denen dies geschieht? Ich schicke Ihnen gerne die Übersetzung, wenn Sie möchten. Die Zeremonie finden Sie unter Google-Bilder mit diesem Suchwort: 入党誓 – reicht eigentlich auch, um zu wissen, was da vorgeht
Führung hält sich vor allem mit drei Versprechen an der Macht: dass sie die territoriale Einheit sichert, dass sie sich nie wieder ausländischen Diktaten beugt,
was für Diktate? Denken Sie an den „Vertrag von Nanking“? die „Boxer-Reparationen“? oder ähnliche Lebenslügen der chinesischen Elite? Die hat der von mir höchst geschätzte (weil er sich was traute, 莫老虎屁股 den Tiger an den Hintern zu fassen, Professor 袁伟时 Yuan Weishi vor einigen Jahren allesamt in die Luft gejagt, als er in 冰点 Gefrierpunkt über die verlogenen, chauvinistischen Schulgeschichtsbücher schrieb, wofür Ihr Kollege李大同 Li Datong ins Karriere-Gras beißen mußte. Übrigens hat auch niemand die Mandarine gezwungen, Opium zu handeln und zu rauchen, das haben sie selbst beschlossen und dabei wahrscheinlich mehr verdient als Jardine & Matheson …
dass sie den Lebensstandard der Bevölkerung hebt. Mindestens zwei dieser Ziele könnten allzu ambitionierte internationale Klimaverpflichtungen gefährden. Deshalb hat China in Durban erklärt, zwar im Einklang und im Verbund mit den anderen Mitgliedern der Vereinten Nationen seinen Beitrag zur Verringerung des Kohlendioxidausstoßes leisten zu wollen. Peking widersetzt sich aber nach wie vor verbindlichen Reduktionszielen.
verbindlich??? Wer überprüft eigentlich die Angaben dieser Leute, denen das Lügen habituell ist? Welche unabhängige Institution? Greenpeace-Peking jedenfalls nicht. Die einzigen, die das versuchen, sind Leute in der US-Botschaft (nicht der deutschen!) in Peking, Sie wissen, was ich meine. Und Sie wissen auch, was regelmäßig dabei rauskommt: Enthüllung der Lügen der Stadtverwaltung in puncto „Luftmessung“.
Diese Weigerung ist deshalb so bedeutsam und bringt die EU und andere deshalb so auf, weil das Reich der Mitte
Wolf Schneider würde Ihnen und den vielen, vielen Kollegen diesen Begriff sicher verbieten, abgedroschen wie „Spitze des Eisberges“ und „schlagzeilenträchtig“ … Er ist im übrigen nur eine Erfindung des „Westens“, die chinesische Elite sprach von sich selbst stets nur als 天下 Alles unter dem Himmel, sehr gerne auch von 天国 Himmlisches Reich, 天都 Himmlischer Hauptstadt und ähnlich schwülstigen (und verlogenen, denn „himmlisch“ war nichts in diesem despotischen Staatswesen) Beschreibungen
jetzt schon der größte Energieverbraucher und der größte Emittent von Treibhausgasen ist. Angesichts des starken Wirtschaftswachstums und der Zunahme des Verkehrs im wichtigsten Automarkt der Welt wird sich diese wenig rühmliche Spitzenstellung weiter verfestigen. Ohne Chinas Mithilfe lässt sich die Erderwärmung nicht aufhalten.
„China“ wird aber nicht „mithelfen, die Elite dort müßte ja mit dem Klammerbeutel gepudert sein, denn es würde bedeuten, die eigenen Ambitionen zugunsten anderer Mächte zurückzunehmen. Wie man das nur glauben kann. Und selbstverständlich (sagt mir aber nur meine 60jährige Lebenserfahrung) nutzen andere Mächte das Klimathema, um u.a. die VR einzugrenzen, in Schach zu halten; wenn nicht real, dann wenigstens propagandistisch. Mit dieser Unterstellung dürften die MAchthaber in Peking und ihre Propagandisten ganz richtig liegen …
Auch die Pro-Kopf-Verschmutzung ist in China nicht so gering, wie oft behauptet wird und wie man angesichts von 1,34 Milliarden Menschen denken könnte. Sie liegt jetzt schon über dem Weltdurchschnitt und erst recht über dem der anderen Schwellen- und Entwicklungsländer. Nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur IEA wird der Wert in etwa zehn Jahren das EU-Niveau erreichen. Bezogen auf die Einwohnerschaft bleibt Amerika sowohl beim Energieverbrauch als auch beim Ausstoß uneinholbar
unterschätzen Sie den krankhaften Ehrgeiz“ der Chinesen“ nicht, die schaffen das, da bin ich ganz sicher. Ihre Umwelt wird dann freilich so aussehen wie die in Matrix: Welcome to the real world, sagte Morpheus zu Neo.
Das macht die Sache allerdings nicht besser, denn Washington will sich internationalen Auflagen genauso wenig unterwerfen wie Peking.
Amerikas Weigerung ist zwar schlimm
weil Amerika eine offene Gesellschaft ist, in der die Dinge „auf dem Tisch liegen“ (wenn sie jemand draufpackt), und jeder Bush oder Obama angehen, lächerlich und niedermachen, etwas gegen sie organisieren kann … (ohne eingesperrt zu werden), deshalb ist es „nicht so schlimm“ meine ich, jedenfalls kann man als Bürger (mit Rechten und Selbstbewußtsein ausgestatteter und diese gegenüber der Macht nutzender Mensch) mehr nicht von einem Staat (= organisierte Herrschaft von Menschen über Menschen) erwarten,
aber nicht so schlimm wie die Chinas
ja dort ist es wesentlich schlimmer – unerträglich für einen die Freiheit liebenden Menschen. Warum? Weil es dort eben genau NICHT so ist wie in den USA (es keinen John Stewart gibt und keine Titanic), und es so noch sehr lange sein wird, denn Zivilgesellschaft braucht viel Zeit; und viel Wohlstand wohl auch – mal sehen, was aus ihr hierzulande wird, wenn das Öl alle ist).
Der Anteil der Vereinigten Staaten am Weltausstoß entspricht etwa dem am globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Chinas Emissionen sind hingegen doppelt so hoch wie sein Beitrag zur Weltwirtschaft
genau! das scheint mir eine wirklich sinnvolle Rechnung, die die chinesische Elite aber so kontern wird: Daß „wir“ noch nicht so produktiv sind, daran seid doch „ihr“ („der Westen“) schuld, „ihr“ habt „uns“ so lange unterdrückt und ausgebeutet, Opium gegeben ….
Nach IEA-Berechnungen nehmen Amerikas Emissionen bis 2035 immerhin um 15 Prozent ab, Chinas hingegen steigen um 37 Prozent. Auch das historische Argument zieht immer weniger. Zwischen 1900 und 2035 wird China deutlich mehr CO2 ausgestoßen haben als alle Länder der EU zusammen und dann immer näher an Amerika heranrücken.
So betrachtet ist China tatsächlich der größte Klimasünder auf dem Planeten. In einer typisch chinesischen Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen kann die Volksrepublik aber genauso gut als grüner Vorreiter bezeichnet werden. Denn kaum ein anderes Land der Welt unternimmt vergleichbare Anstrengungen, um die Umweltverschmutzung seiner boomenden Wirtschaft zumindest halbwegs in den Griff zu bekommen.
Nein, das glaube ich nie und nimmer. Warum nicht? Weil es keine unabhängige Überprüfung gibt. Keine, nirgends. Fragen Sie mal die Greenpeace-Peking-Pappnasen, warum sie nicht wenigstens ein bißchen so sind wie ihre Kollegen in Hamburg. Oder Frankreich dieser Tage. Und warum sie sich, wenn sie schon was machen, immer nur auf „Ausländer“ stürzen, gerne BASF. Und fragen Sie einfach mal unter Experten herum, wieviele der Windräder eigentlich ans Stromnetz angeschlossen sind. Hierzulande bereitet die unregelmäßige Einspeisung ziemliche technische Probleme. Ich finde, Sie sollten diese Art von „sag‘ doch mal was Positives“ nicht pflegen. Ist nicht nötig. Das Außenministerium hält sie schon immer für einen Spion und 伤害中国人民感情 einen Verletzer der Gefühle des chinesischen Volkes, für ein 毒草 Unkraut und sowieso der politischen Zensur in D. unterliegendes 分子 Element, das werden sie nicht ändern. Oh ja, wenn aber doch, dann sind Sie nur ein 媚华 – Speichellecker Chinas, was die im Außenministerium, die auf Sie schauen, auch wieder verachten. Mit anderen Worten: Sie haben keine Chance, nutzen Sie sie.
Jetzt habe ich leider keine Zeit mehr.
Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, Ihre Berichterstattung gefällt mir gut, auch dort aber gilt: das Bessere ist der Feind des Guten (wobei ich gar nicht weiß, ob mein Gemurmel tatsächlich „besser“ ist, 哈哈 …).
Schöne Grüße!
grossartig ,was man nach der...
grossartig ,was man nach der Ära Kolonko jetzt vom “land der mitte” bei Ihnen lesen darf. ich meine mich zu erinnern, dass ein herr Thielebier schon in den 90igern ähnlich positiv berichtet hat und mitnichten unkritisch.