
Der private chinesische Autobauer Geely glaubt fest daran, das Ruder in seinen beiden europäischen Akquisitionen herumreißen zu können. „Sowohl bei den London-Taxis als auch bei Volvo sind wir sehr zuversichtlich“, sagt Kommunikationschef Yang Xueliang.
Auf der Automesse in Schanghai stellt der Konzern ein bunt bemaltes, mit britischen Flaggen verziertes Taxi aus, „als Bekenntnis zu den Traditionen“, wie Yang sagt. Ende Januar kaufte Geely, dem zuvor schon 20 Prozent an dem britischen Taxihersteller Manganese Bronze gehört hatte, das Unternehmen für 11,4 Millionen Pfund (13,4 Millionen Euro) aus der Insolvenz heraus.
Geely unterhält jetzt ein Taxiwerk in Schanghai für linksgesteuerte Fahrzeuge sowie die Traditionsfabrik in Coventry für Rechtssteuerer. Man wolle 2013 wie im Vorjahr etwa 3000 Fahrzeuge verkaufen, kündigt Yang an, davon etwa 1000 in London. „Das London-Taxi ist nicht tot, im Gegenteil.“ China werde als Markt immer wichtiger, auch gebe es größere Einzelbestellungen aus Drittländern, so 200 Stück aus Australien und 1000 aus Aserbaidschan.
Der Mayor of London und Pekings Chauffeure wollen ähnliche Taxis
Die Anforderungen aus China und London ähnelten sich, sagt Yang, die Fahrzeuge müssten leichter werden, weniger verbrauchen oder alternative Antriebe erhalten. Man plane, künftig Hybridfahrzeuge einzusetzen und auch reine Elektroautos.
Was Volvo angeht, so haben die Skandinavier 2012 einen Millionenverlust geschrieben und wollen 1000 von 22.000 Stellen streichen. Geely ist jedoch sicher, die Tochtergesellschaft mit erhöhten Verkäufen in China über die Runden zu bringen, bis die Nachfrage in Europa wieder anzieht. Im vierten Quartal 2012 habe der Zuwachs von Volvo in der Volksrepublik 20 Prozent betragen, sagt Yang. In den ersten drei Monaten 2013 waren es sogar 27 Prozent.
Obgleich spät gestartet, sei das Land schon das zweitwichtigste Absatzgebiet für Volvo, „bald wird China Europa überholen“. Dazu diene auch die neue Fabrik in Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan. Die Fertigstellung der Fabrik bis Juni laufe planmäßig. Die Kapazität beträgt 170.000 Einheiten, viermal so viel, wie Volvo bisher in China verkauft. Doch das Interesse der Chinesen steige sehr, versichert Yang. Für das auf der Automesse eingeführte Modell V40 gebe es schon mehr als 1000 Vorbestellungen. „Volvo ist mit Geely auf einem guten Weg.“
Der Export von Geely wächst schneller als der Inlandsabsatz
Der Konzern aus Hangzhou südlich von Schanghai, der Volvo 2010 übernahm, gehört zu den am schnellsten wachsenden chinesischen Autobauern. 2012 stieg der Absatz um 15 Prozent auf 483.000 Einheiten. Für das laufende Jahr wird ein Plus von 16 Prozent erwartet. Der Umsatz legte 2012 um 17 Prozent auf fast 25 Milliarden Yuan zu (3 Milliarden Euro), der Überschuss um 32 Prozent auf 2 Milliarden Yuan (250 Millionen Euro).
Noch stärker als der Heimatmarkt wächst der Export. Er soll 2013 um die Hälfte auf 150.000 Einheiten steigen. Geely unterhält in acht Schwellen- und Entwicklungsländern Montagewerke, weitere in Südafrika und Uruguay sind geplant. Anders als der Wettbewerber Great Wall, der ein Werk in Bulgarien betreibt, will man aber nicht in die EU gehen. Die Volvo-Präsenz dort reiche vorerst aus, heißt es.
Great Wall aus Baoding südlich von Peking ist Chinas erfolgreichster Autokonzern in Privatbesitz. 2012 verkaufte er 621.000 Fahrzeuge, vor allem Gelände- und Pritschenwagen in allen Varianten, 34 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz nahm um 45 Prozent auf 41 Milliarden Yuan zu (5 Milliarden Euro), der Nettogewinn kletterte sogar um 66 Prozent auf 5,7 Milliarden Yuan (700 Millionen Euro). (Zu Great Wall: Ganz ohne Quote Die mächtigste Frau der Autoindustrie ist eine Chinesin).
Der Mercedes-Partner BYD schwächelt
Der dritte große private Anbieter in China heißt BYD. Ihm geht es deutlich schlechter als den beiden anderen. Der Verkauf schrumpfte 2012 um 4 Prozent auf 420.000 Stück, die Erlöse fielen ebenso stark auf 47 Milliarden Yuan (5,8 Milliarden Euro). Der Überschuss wurde fast völlig aufgezehrt, er schnurrte um 94 Prozent auf 81 Millionen Yuan zusammen (10 Millionen Euro). BYD, das zu 10 Prozent dem amerikanischen Investor Warren Buffett gehört, unterhält mit Mercedes das Gemeinschaftsunternehmen Denza zum Bau von Elektrofahrzeugen.
Auch BYD setzt für eine Geschäftsbelebung auf den Export und auf lokale Fertigung im Ausland. Man liefere ebenfalls Taxis nach London, nämlich Elektroautos vom Typ e6, sagt der für die Ausfuhr zuständige Geschäftsführer He Yipeng. Auch die Verschiffungen nach Kalifornien, die schon lange angekündigt, aber nie erfolgt sind, sollen jetzt beginnen.
Ein neuer Verbrennungsmotor erfüllt die Abgasnorm Euro 6, so dass BYD hofft, bald mit herkömmlichen Fahrzeugen nach Europa zu kommen. „Vermutlich 2014 nach Frankreich und Deutschland“, sagt He. Ein Montagewerk in der EU sei ebenfalls denkbar.
Weiterlesen zu China:
Deutsche Autobauer setzen zu sehr auf China https://blogs.faz.net/asien/2013/04/17/deutsche-autobauer-verlassen-sich-zu-sehr-auf-china-376/
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