Bagdad Briefing

Bagdad Briefing

Über den neuen Krieg gegen den Terror – und jene, die sich Krieg und Terror entgegenstellen. Von Bagdad bis Benghasi, von Doha bis Damaskus.

Mit Al Qaida gegen die Hizbullah

| 6 Lesermeinungen

Gegenüber Libanon und Syrien nimmt Israel sich regelmäßig das Recht heraus, Bedrohungen seiner Sicherheit präventiv entgegenzuwirken. Die Angriffe auf den Flughafen von Damaskus und die nahe der libanesischen Grenze gelegene Gemeinde Dima am Sonntag dürften deshalb, wie zuletzt im Januar, von der israelischen Luftwaffe durchgeführt worden sein.

Auch wenn das israelische Militärkommando die Berichte des syrischen Staatsfernsehens nicht kommentierte, gehen Fachleute davon aus, dass abermals Waffendepots der libanesischen Hizbullah Ziel der Attacken gewesen seien. Die libanesische Parteimiliz Generalsekretär Hassan Nasrallahs ist der wichtigste ausländische Unterstützer des Regimes Baschar al Assads gegen Oppositionsmilizen. Sowohl im Grenzgebiet zum Libanon, von wo die Aufständischen Nachschub erhalten, wie in der Hauptstadt, kämpfen Einheiten der Hizbullah Seite an Seite mit Regierungstruppen.

Für Israel jedoch ist etwas Anderes bedrohlich: Zuletzt Anfang 2014 galt es auszuschließen, dass Raketen nahe der Nordgrenze des Landes stationiert würden. Ein Zweifrontenkrieg, mit Beschuss aus dem Libanon und den syrischen Gebieten am Rande der Golan-Höhen, wäre ein strategisches Fiasko. Deshalb gilt es aus israelischer Sicht ein Einsickern von Hizbullah-Einheiten in die 1967 besetzten, 1981 völkerrechtswidrig annektierten Gebiete um jeden Preis zu verhindern. Dass es dem syrischen Arm Al Qaidas, der Nusra-Front, hier im September gelang, die Schiitenmiliz zurückzudrängen, ist so gesehen ein Erfolg.

In westlichen Sicherheitskreisen in Beirut wird deshalb mit wenig Überraschung zur Kenntnis genommen, wie Einheiten der Israel Defense Force (IDF) die Dschihadisten im Süden Syriens walten lassen. „Mit ein paar Scharfschützen wäre die Sache schnell erledigt“, heißt es. Doch da die Al-Qaida-Präsenz weniger bedrohlich sei als eine Rückkehr der Hizbullah, würden „drei Augen zugedrückt“. Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, bestätigte vergangene Woche in einem Bericht an den UN-Sicherheitsrat, dass israelische Militärs mit Nusra-Front-Kommandeuren „interagiert“ hätten.

Inwieweit das israelische Vorgehen auf Dauer Sicherheit bringt, steht in den Sternen. Die Logik, dass der Feind meines Feindes mein Freund sei, hat im Syrien-Konflikt bislang nicht zu dauerhaften Erfolgen für die eine oder andere Seite geführt. Gerade der ungeklärte Umgang mit der Nusra-Front, die einst Seite an Seite mit der sunnitischen Terrorgruppe „Islamischer Staat“ kämpfte, zeigt, welche Gefahren eine solche Taktik in sich birgt.

Die wohl von Israel durchgeführten Angriffe zeigen aber noch etwas: Anders als von Gegnern einer westlichen Intervention vorgebracht, ist Assads Luftabwehr nicht so stark wie die von ihnen ins Felde geführten Militärs behaupten. Die langsame Annäherung zwischen Amerika und der Türkei bei der Schaffung von Pufferzonen im Norden des Landes könnte durch die Luftschläge deshalb beschleunigt werden. Der amerikanische Präsident Barack Obama lehnte Schutzzone bislang ab – und ahndete die jüngsten Giftgasattacken des Diktators in Damaskus nicht wie angedroht militärisch. Anders als Israel.


6 Lesermeinungen

  1. Harmlos02 sagt:

    Seltsame Koalitionen bringt dieser Krieg...
    Alle, die bisher glaubten, dass sie Islamisten als “nützliche Idioten” benutzen konnten sind damit auf die Nase gefallen.

    Die Hisbolla ist mit Sicherheit kein Karnevallsverein, aber wenn Israel seine grenzen sichern möchte, dann kann das nur durch umfassende Friedensverhandlungen erfolgen.

    Die Zeit dafür ist sogar recht günstig: Niemand erwartet viele Zugeständnisse und die Verhandlungspartner (Syrien, Libanon und die Palästinenser) sind massiv geschwächt. Aber lieber wird auf ein paar kargen Hügeln herumgeritten, als dauerhaften Frieden zu finden, der dauerhaften Wohlstand erbringen würde!

  2. irrenderstreiter sagt:

    Ahhh daher weht der Wind ...
    hier wird einmal mehr von “Schutzzonen” auf fremder Staaten Territoriuim geträumt.
    Natürlich voll im Einklang mit dem Völkerrecht.

    Das gar nicht erwiesen ist, dass Assad für die Giftgasattacken verantwortlich war, dass es im Gegenteil sogar starke Indizien dafür gibt, dass die Attacke durch die Oposition ausgeführt wurde, scheint den Autor nicht weiter zu stören.

    Es wäre auf jeden Fall nichts neues, dass man sich versucht dererlei Extremisten zu bedienen, bisher hat man sich langfristig i.d.R. mehr Probleme bereitet, als man löste.

  3. Erol_Bulut sagt:

    Seltsame Erklärungsstränge
    “gilt es aus israel Sicht ein Einsickern von Hizbullah in die … völkerrechtswidrig annektierten Gebiete … zu verhindern.”

    Würde Israel die Gelegenheit nutzen und die Bevölkerung der Golan-Höhen motivieren, einen Anschluss an Israel zu erWÄHLEN, so wie die Krim die “Gunst der Stunde” genutzt hat, hätte man aus Israel. Sicht mal Fakten in seiner Landraubpolitik geschaffen, die nicht gegen den Willen & Menschenrechte der dort lebenden Bevölkerung geschaffen wären. Das gleiche mit den Scheeba Farmen, und der Kampf der Syrier & Libanesen gegen die Landräuber aus Israel wäre vom “Selbstbestimmungsrecht” der Bevölkerung ausgehebelt.

    Man stelle sich mal vor, dass die Hisbollah hier in Deutschland Waffenfabriken sprengt, weil wir Waffen nach Israel schicken, die Israel gegen den Libanon/Syrien zum Raub deren Landes einsetzt (oder einsetzen kann). Das entspricht fast dem, was Israel mit Angriffen zu tun pflegt, bis auf den Umstand, dass Israel kein Land geraubt wird.

  4. MF87 sagt:

    Anrecht auf ein eigenes "Heim"|| Geduldsfaden Israels sei bis zum zerreißen gespannt!
    Da spüre ich am Horizont kein Kamelen aus ferner Gegenden kommen mit kostbare Geschenke wie Friede und Gleichheit .Dieser “Handel” ,altmodisch?,sollte neu entflammen,nichtsdestotrotz Fehler innerhalb kürzester Diplomatieterminen eingeräumt waren,von wegen,viele Fehler ausgebaut wie Trennzäune ,Fehler die sich nicht einfach korrigieren lassen,Fehler seien vielfach historisch ” unterlaufen”,tief verwurzelt wie Wahrheit und gerechtes Handelns einfach zur Überleben,ein Existenzrecht!
    Immer wen Sie Leser von Krieg ,Hunger( !) und Grausamkeit berichten,wissen Sie schon von Gleichgültigkeit und Indifferenz.
    Wie auch immer,Sie berichten und berichten wie es gehört in “Alttestamentische” Sinne .
    Traueranzeigen gibt es nicht für ein jeder,keineswegs selbstverständlich,in dieser Regionen;Toten,woher sie stammten und wie sie gestorben waren und sind,niemanden weiß es genau,daher,die Importanz einer Berichterstattung:Zweiten Weltkrieg ,Britisch Mandat,Unabhängigkeitskrieg,Sinai- Feldz

  5. YaelSchlichting sagt:

    Soll Israel etwa in den Bürgerkrieg eingreifen?
    Das wird Israel gewiß nicht tun! Alles was die IDF unternimmt richtet sich allenfalls gegen die Hezballah.
    Man kann es nicht Israel anlasten, wenn die UN-Truppen am Golan am Bürgerkrieg gescheitert sind. Es bedarf einer Grenzübergreifenden Verständigung zwischen den Streitkräften beider Seiten und wenn die UN das nicht kann, dann muß es Israel selbst versuchen und wenn das auch scheitert, dann führt das gerne mal zu kämpfen.
    Nun sind die Kämpfer der al-Nusra Front scheinbar vernünftiger als Assad und seine Generäle. Sie meiden die Auseinandersetzung mit der IDF.

  6. MF87 sagt:

    Und woher ,wozu,zudem , die Stimme Israels ist noch immer nicht verstummt !!
    Entsetzen erfüllt mich brüchige Kommentaren verströmende ätzende schräge Wörter ohne versuchen zu verstehen,ohne ein historisches Vernunft zu zeigen oder nicht zeigen können ,aber trotzdem gibt es eine stetige Berichterstattung,Fakten,und ein nüchternes vieleckiges Wahrnehmen.( Journalismus ohne Grenzen)!!

    Da bin ich deine Meinung ,Frau YaelSchlichtung.

    Ben Franken

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