Tiefe Krater wohin man schaut, von den Einschlägen der amerikanischen Kampfflieger ebenso wie von Autos, die die Kämpfer des „Islamischen Staats“ in die Luft sprengten. Martin Glasenapp von der deutschen Hilfsorganisation Medico International ist vor Ort dabei, als Angehörige der Verwaltung Kobanes am Wochenende Viertel am Rande der Stadt durchkämmen. Auf Sprengfallen, die die Dschihadisten hinterlassen haben, stoßen die Männer dabei ebenso wie auf immer neue Leichen. Ganze Straßenzüge sind dem Erdboden gleich gemacht, die halbe Stadt Offiziellen zufolge zerstört.
Was Glasenapp sieht, erinnert ihn an die Bilder des zerstörten Europas nach dem Zweiten Weltkrieg, viele Viertel glichen einer Mondlandschaft. Mehr als vier Monate dauerten die Kämpfe mit der Islamistenmilz Abu Bakr al Bagdadis an, die die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) ohne Hilfe der Anti-IS-Luftallianz wohl kaum gewonnen hätten. Auch die irakisch-kurdische Führung um Präsident Massud Barzani sprang über ihren Schatten – trotz der historischen Rivalität mit der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) Abdullah Öcalans, dem die YPG folgt, schickte sie Kämpfer und Waffen zur Unterstützung.
So schaffte es die anfangs hoffnungslos verlorene Kurdenmiliz, den Belagerungsring um die Stadt zu sprengen. Vier von fünf Angriffen gegen die sunnitische Miliz seien rund um die Kurdenenklave im Norden Syrien geflogen worden, sagte vergangene Woche ein amerikanischer Militärsprecher. Nur so ließ sich das Blatt wenden zugunsten der anfangs lediglich mit leichten Waffen ausgestatteten Kurdenkämpfer.
Mehr als 1800 Menschen wurden bei der Schlacht getötet, die dem „Islamischen Staat“ im Falle eines Sieges einen Grenzübergang direkt in die Türkei gesichert hätten. Doch Anfang der Woche mussten die Dschihadisten den Rückzug antreten – und schlugen an anderer Stelle wieder zu: Von drei Fronten griffen sie die von irakisch-kurdischen Peschmerga-Einheiten gehaltene Ölstadt Kirkuk im Irak an. Immer wieder ist es der Sunnitenmiliz gelungen, auf Niederlagen flexibel zu reagieren. Auch im Umland von Kobane dauern die Kämpfe an.
In Kobane selbst sorgt derweil offenbar die türkische Regierung dafür, dass die kurdischen IS-Gegner nicht zügig an dringend benötigte Wiederaufbauhilfe und Medikamente, Heizstoffe und Nahrungsmittel kommen. Glasenapp von Medico International ist einer der wenigen Mitarbeiter ausländischer Hilfsorganisationen, die es in die zerstörte Stadt geschafft haben. Journalisten wurden von den türkischen Behörden teils nur für wenige Stunden eingelassen.
„Alle hier hoffen dringend, dass die Grenze aufgemacht und das Embargo gelockert wird“, sagt Glasenapp. Ein Sprecher Kobanes, Idriss Nassan, warnt vor einer „humanitären Katastrophe“, sollte nicht schnell Hilfe in die Stadt kommen. Ende vergangener Woche gelang es Medico, einen Krankenwagen an die kurdischen Helfer der Stadt zu übergeben – ein erster Schritt, um das Leid der Bevölkerung zu lindern.
An eine Rückkehr aber sei für Tausende Flüchtlinge vorerst nicht zu denken, warnt Anwar Muslim von der kurdischen Regierung des Kantons. Zu groß sei die Gefahr durch Seuchen; außerdem könne die Versorgung der Bevölkerung noch längst nicht wiederhergestellt werden.
HUMANITÄRE KATASTROPHE
benötige keine Gänsefüßchen ,oder…?!
nur noch Floskeln !Katastrophen ,auch so ein Wort seit langem sich geleert ,Katastrophen erheucheln ,ein immer fortdauernder Karfreitag,und die Erlösung ,gewinnbringend wie eh und je für die einen und Elend und Tod für die anderen,die humanitäre Katastrophe sind wir selber zugespitzt formuliert ,selbstverständlich gab es[ damals Entwicklungshilfe ,dass war meine Arbeit im Bereich Gesundheitswesen im “Triste Tropique “[ Claude Levi Strauss ] und gibt es immer Leute mit a Drive für einere gerechtere Welt,aber Vorsicht,was ich lernte mit Umsicht und Lokal ,klein war gut,zu arbeiten [ Dank meiner verstorbenen Kollegas,damals erfahrene Wissenden und Praktiker].
L’ONU cherche 2,5 milliard d’euros pour venir en aide au civils syriens.[Le Monde,28.01.2015]
Da könnte die Mattheus Passion und welcher Passion auch immer nicht helfen,oder…?!
Islamischer Schlamassel
Wieso heißt der Blog eigentlich Bagdad Briefing, wenn es nicht um den Krieg der USA gegen den Irak von Hussein geht, sondern um einen innerislamischen Krieg? Vielleicht weil die USA gegenüber den Kurden eine Bringschuld zu begleichen haben, denn einzig die Kurden haben die Gelegenheit zur Befreiung genutzt. Die anderen überzogen das Land lieber mit Terror. Die Quittung erhalten nun die Zivilisten in Syrien. Den Gipfel des Zynismus erklimmen dabei die Türkei und Saudi Arabien. Beide, weil sie den IS unterstützen. Die Saudis sind dabei immerhin so konsequent und verweigern die Aufnahme von Flüchtlingen. Dabei könnte gerade in Kobane alles ganz einfach sein: Massive Waffenlieferungen an die Kurden – und der Spuk wäre in wenigen Tagen vorbei gewesen.
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“In Kobane selbst sorgt derweil offenbar die türkische Regierung dafür, dass die kurdischen IS-Gegner nicht zügig an dringend benötigte Wiederaufbauhilfe kommen.”
Die Türkei gerät offensichtlich immer mehr auf die schiefe Bahn.