Bagdad Briefing

Bagdad Briefing

Über den neuen Krieg gegen den Terror – und jene, die sich Krieg und Terror entgegenstellen. Von Bagdad bis Benghasi, von Doha bis Damaskus.

Irans Stellvertreterarmee marschiert

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Die libanesische Hizbullah führt die Kämpfe gegen Oppositionsmilizen im Dreiländereck zwischen Syrien, Israel und dem Libanon an. Das berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte; und auch Militärs in Damaskus bestreiten nicht, dass Einheiten Hizbullah-Generalsekretärs Hassan Nasrallah entscheidenden Anteil an einer neuen Offensive im Süden des Landes haben. „Die Front verläuft entlang der Grenze zu den besetzten Golan-Höhen“, sagte Rami Abdel Rahman, der Vorsitzende der Beobachtungsstelle.

Die Gegend zwischen Daraa, wo die Revolution gegen Machthaber Baschar al Assad vor vier Jahren begann, Quneitra auf den Golan-Höhen und dem Südwesten der Hauptstadt stand bis zuletzt unter der Kontrolle gemäßigter Oppositionsmilizen. Aber auch dem syrischen Arm Al Qaidas, der Nusra-Front, war es in den vergangenen Monaten gelungen, dort Fuß zu fassen. Sie sollen in mehreren Fällen von israelischen Einheiten militärisch und logistisch unterstützt worden sein.

Kurz vor Beginn des dritten Kriegsfrühlings die Lage an der Südfront zu ändern, scheint die Strategie von Assads Generälen zu sein. Wie zuvor im Qalamun-Gebirge an der Grenze zum Libanon, aber auch in Stadtteilen Aleppos ist das Regime offenbar nicht mehr in der Lage, ohne Hilfe von Außen vorzugehen: Nicht nur Tausende Hizbullah-Einheiten, sondern auch Angehörige der iranischen Revolutiongsgarde Pasdaran sind seit mehr als zwei Jahren an den Kämpfen gegen sunnitische Oppositionsmilizen beteiligt.

Erst vor drei Wochen war auf den Golan-Höhen ein gemeinsames Kommando aus Pasdaran-Offizieren und Hizbullah-Kämpfern bei einem israelischen Angriff getötet worden, darunter der Sohn des früheren Hizbullah-Militärkommandeurs Imad Mugnijeh. Nasrallah hatte nach der Operation Rache angekündigt; ein Angriff auf eine israelische Patrouille auf dem Gebiet der Schebaa-Farmen westlich der Golan-Höhen Ende Januar löste Befürchtungen einer weiteren Eskalation des israelisch-libanesischen Konflikts aus.

Dass die Hizbullah nun auf syrischem Territorium näher an den 1981 von Israel völkerrechtswidrig annektierten Süden der Golan-Höhen heranrückt, könnte auch dem Kalkül geschuldet sein, die Konfrontation außerhalb der libanesischen Staatsgrenzen fortzuführen. Seit der Intervention in den Syrien-Krieg Ende 2012 hat sich die Lage im Libanon zunehmend verschlechtert: Anderthalb Millionen Flüchtlinge und zahlreiche Bombenanschläge sind die Folge.

Die Beteiligung der Hizbullah an der Militäroffensive dient aber nicht nur den Interessen Assads. Da Angehörige der sunnitischen Nusra-Front von den Golan-Höhen zuletzt verstärkt in den Libanon eingesickert sind, will die schiitische Parteimiliz die Dschihadisten offenbar aus ihrem Hinterhof vertreiben.


4 Lesermeinungen

  1. MF87 sagt:

    Machtverhältnisse :Wechsel des politisch-militärischen Systems.
    Mit der Gründung Konstantinopel zu Beginn des 4.Jahrhunderts bis zum den Golan-Höhen im Jahr 2015 /5775 gab es mehr oder weniger stabile Zeiten,gewaltsame Zeiten waren durchaus die normalen politisch- militärischen Bedingungen; das Hezbollah Aktionsfeld lässt ja sich verlässlich historisch markieren im Kapitel 7 :Iran and the Use of Gas [A poisonous Affair by Joost R. Hiltermann,Cambridge University Press,2014]:
    Zitat: “In Yehran the mullahs made noises of wanting to spread the Islamic Revolution,defeating both the Zionist entity and the corrupt rulers of the oil sheikhdoms in the Gulf.If,in this period,the Iranian leadership came to the United Nations to complain that Iraq violated the basic precepts of international humanitarian law,why should anyone liste?By taking Western hostages,supporting HEZBOLLAH’ s violent tactics,and threatening the Middle East with an Islamic makeover on the Kmomeini model( sic!),Iran found itself ostracized and locked out…”
    Sie berichten stetig un

  2. MF87 sagt:

    " With Iran's help,Assad expands Golan offensive "
    by Jack Khoury in
    HAARETZ ,February.11,2015

  3. sonjadomberga sagt:

    "sunnitische Oppositionsmilizen" aka Terrorbanden Al-Nusra bzw. IS
    muss “der Westen” jetzt wieder die IS-Terroristen gegen Hisbollah und Assad unterstützen?

  4. MF87 sagt:

    Reporters Without Borders World Press Freedom Index
    erschreckend wie viele Europäische Länder gar nicht gut scoren;was sei eine Zukunft ohne eine differenzierte Presse in alle Freiheit und Unabhängigkeit…..
    und die Regionen wo Sie arbeiten!:Lebensgefährlich und bedrohend.
    Wie,was,wenn ,worum könnte man trauen,wie sollte man wissen?!
    Ja,später,viel später vielleicht historische Studien(hoffentlich).

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