Bagdad Briefing

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Über den neuen Krieg gegen den Terror – und jene, die sich Krieg und Terror entgegenstellen. Von Bagdad bis Benghasi, von Doha bis Damaskus.

Irans Vormarsch auf Takrit

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Die Warnung des UN-Sondergesandten für den Irak war deutlich. „Die von internationalen und irakischen Luftkräften unterstützten Militäroperationen müssen mit äußerster Vorsicht durchgeführt werden, um zivile Opfer zu vermeiden, und mit dem vollen Respekt für grundlegende Menschenrechtsprinzipien und Gesetze“, sagte Nickolay Mladenov, nachdem Tausende Kämpfer am Wochenende auf die Stadt am Tigris vorgerückt waren.

Die Sorge des höchsten Vertreters der Vereinten Nationen ist berechtigt. Tausende schiitische Milizionäre, die die schwachen regulären Streitkräfte unterstützen, sind an der Offensive beteiligt. Menschenrechtsorganisationen haben ihnen schwere Verbrechen vorgeworfen.

Die Gefahr eines Massakers in Takrit besteht aber noch aus einem anderen Grund. Als der IS im Juni vergangenen Jahres die Geburtsstadt Saddam Husseins übernahm, kam es zum vielleicht größten Massenmord seit dem Sturz des Diktators 2003: Hunderte Angehörige der von den Dschihadisten überrannten Armee richteten die Männer IS-Führers Abu Bakr al Bagdadis in der früheren amerikanischen Militärbasis Camp Speicher hin. Das inzwischen zu einem Stützpunkt der irakischen Luftwaffe umgewandelte Lager liegt zwischen Takrit und Baidschi.

Da auch frühere Mitglieder von Husseins Baath-Partei sowie ehemalige Offiziere seiner Armee an dem Massaker mit bis zu 1700 Toten beteiligt gewesen sein sollen, dürften viele schiitische Kämpfer die Offensive auf Takrit als Chance zur Vergeltung begreifen. Entscheidenden Anteil an der Operation haben die Hashid Shaabi (Volksmobilisierungskomitee), die mit iranischer Hilfe nach dem IS-Siegeszug im Juni 2014 aufgebaut wurden. Deren Kommandeur, Hadi al Ameri, forderte die Bewohner Takrits am Montag auf, die Stadt innerhalb von 48 Stunden zu verlassen, damit Regierungskräfte „die Schlacht der Rache für Speicher vollenden“ könnten.

Vor allem schiitische Rekruten waren Opfer des Massakers im Juni vergangenen Jahres – in die Irre geleitet auch von sunnitischen Stammesführern, die ihnen sicheres Geleit versprachen, in Wirklichkeit aber mit dem IS kooperierten. „Ich fordere all jene, die in der Vergangenheit Fehler gemacht haben, auf, heute ihre Waffen niederzulegen“, deutete der Führer der Volksmobilisierungskomitees, Ameri, am Montag, eine Amnestie an. „Das ist ihre letzte Chance.“

Ameri ist ein enger Verbündeter Qassem Suleimanis, dem Oberkommandieren der Quds-Brigaden, dem internationalen Flügel der iranischen Revolutionsgarde. Obwohl Teheran nur mehrere hundert Revolutionsgardisten in den Irak geschickt hat, um den Vormarsch der sunnitischen Gotteskrieger auch auf die iranische Grenze zu stoppen, wäre der neue Versuch, Takrit zurückzuerobern, ohne ihre Hilfe nicht denkbar.

Wenige Wochen vor dem geplanten Sturm auf Mossul bringt das Amerika im Irak weiter in die Defensive: Obwohl Präsident Barack Obama 3000 Militärberater entsandt hat, haben Irans Verbündete auf dem Boden längst die Initiative beim Zurückdrängen des „Islamischen Staats“ ergriffen.


5 Lesermeinungen

  1. Leceli sagt:

    Iran???
    Sie wollten doch Irak schreiben, oder???

  2. c.alwin sagt:

    ISIS und die saudischen Milizen
    verüben täglich Massaker.

    Der Iran muss mal wieder die Zeche zahlen für die westlichen Operationen und ihre IS-Auswüchse. Dem Iran gilt es dank zu zollen, dass seine Helden die Welt von diesem IS-Terror befreien.

  3. lechoslaw sagt:

    unsachlich
    Der Titel sugeriert , das es sich hier um militärischer Vormarsch Irans auf Takrit handelt. Es ist aber nur iranische Unterstützung. Ziemlicher “Schnee von Gestern”.

  4. Roman.Albrc93 sagt:

    Kleine Anmerkung
    Man meint wohl Irak anstatt Iran oder?

  5. Karl-Wulff sagt:

    Warum nicht "Tokrot"?
    Bisher hieß diese Stadt international immer Tikrit. Wurde sie umgetauft?

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