Der Aufschwung kommt, keine Frage. Bei uns ist er schon da: Olga, unsere Putzfrau, hat gekündigt! Wirtschaftliche Erholung bedeutet für mich also zusätzliche Arbeit: feudeln, staubsaugen. Olga wechselt in die Finanzbranche, genauer gesagt in die örtliche Sparkasse. „Da verdiene ich besser“, hat sie gesagt.
Ja, danke. Ist die Gier jetzt überall? Kaum dreht der Wind an den Weltbörsen, haben wir Steuerzahler die Banken stabilisiert, werben sie uns die besten Kräfte ab, verderben die Preise. Drei Euro mehr die Stunde zahle die Sparkasse, raunt Olga. Und weniger Dreck gebe es dort auch, keine Nutella-Reste an den Türen, keine Wachsmalfarbe auf dem Parkett. Vier Jahre hat sie uns die Treue gehalten und wir ihr. Ich habe mir ihr Leid angehört vom liederlichen Gatten, von den Kindern, die bei der Oma aufwachsen mussten. Ich habe Studienberaterin für die Tochter gespielt, jeden Heimflug subventioniert. Aber mit dem Vergütungsmodell der Banken kann ich nicht mithalten! „Ich weiß“, sagt Olga. „Aber alles ist so teuer. Und Inflation kommt.“
