Ich habe ein schlechtes Gewissen: Felix hat angerufen, ein alter Freund. Erschöpft von der Plätzchenbackerei mit den Kindern, schildere ich ihm mein ganzes Adventselend; hier ein Konzert, da eine Feier, Glühweintrinken mit Firma A, Tannenbaumschlagen mit Firma Z. Nur Felix wird immer stiller, irgendwas stimmt nicht, denke ich, während ich ihn mit meiner Geschäftigkeit zuballere. Alles klar mit der Familie? Ja, keine Probleme, sagt er. Nur hätte er auch gern mal wieder einen Termin; einen echten, beruflichen.
Richtig, ich hatte es fast vergessen: Felix schmort im Todestrakt eines Global Player, der ausgerechnet ihn, die ehrgeizige Führungskraft, nicht mehr mitspielen lässt. Vor Monaten wurde sein Schicksal besiegelt: Abteilung aufgelöst, von allen Verteilern gestrichen. Keine Anrufe mehr, keine sinnstiftenden Meetings, von Arbeit ganz zu schweigen. Nur ins Büro muss er jeden Morgen, sonst liefert er einen Vorwand, ihn rauszusetzen: „Freiwillig gehe ich nicht.“ So sitzt er die Zeit ab, zählt die Tage, bis wieder der Erste ist – wieder ein Monat ohne Kündigung, wieder ein Gehalt, das Weihnachtsgeld ist auf dem Konto. Das Fest kann kommen.