Balance-Akt

Eva war echt die Hölle

Meine Freundin Eva hat sich Silvester umbenannt. Kein Mensch versteht, warum. Wir haben gefeiert, ganz harmlos. Mit ein paar Familien, Raclette und einigen frischen Singles, die wir irgendwie über die Zeit zwischen Bleigießen und Bett retten mussten, ohne dass Tränen fließen. Als wir um Mitternacht runterzählen, platzt Eva raus: „Ich heiße nicht mehr Eva, ich bin die Roschinka.“ Da herrscht Stille, kann ich sagen! Sie habe sich nie als Eva gefühlt, sagt sie. Immer schon als Roschinka. „Mit 40 muss es noch mal prickeln.“

Da standen wir, alle um die 40, und haben überlegt, was bei uns noch so prickelt. Tatsächlich fangen ja viele gerade neu an – mit neuem Typen oder neuem Job. Meine Freundin Karina war bis vor kurzem Unternehmensberaterin, heute gibt sie Pilates-Stunden. Informatikerin Sabine arbeitet gar nicht mehr, die hat ein Hundebaby. Und Karl hat statt Familie eine neue Freundin in Berlin.

Aber ein neuer Vorname? Noch dazu Roschinka? Na ja, im Kindergarten gibt es jetzt ein Kind, das heißt „On eagle’s wings“. Ohne Quatsch. Allerdings ist es in Thailand zur Welt gekommen. Hierzulande, glaubte ich bislang, darf man einen Vornamen nur wegen starker innerer Qualen ändern. Eva lacht: „Ist eine Frage des Preises, auch aufm Amt.“ Wie teuer der Identitätswechsel war, verrät sie nicht. Aber „Eva“ sei echt die Hölle gewesen! Vielleicht mache ich es ihr gleich. Gegen Bettina gibt es auch einiges ins Feld zu führen, allein dass vier meiner Freundinnen so heißen. Mit 40 verwandle ich mich dann in Rosalie, Kim oder Delaina. Bis Juni habe ich Bedenkzeit.

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