Balance-Akt

Linksruck mit Mädchen

Gemeinhin heißt es, Eltern prägen ihre Kinder. Das hätten wir zumindest gerne so. Mit viel Glück tun die Kinder später, was wir wollen. Vielleicht entwickeln sie aber auch blutrünstige Computerspiele, lesen Rosamunde Pilcher oder handeln mit künstlichen Frühstücks-Eiern aus China. Wer weiß. Sicher ist: Die Kinder dressieren die Eltern.

Wir schauen plötzlich Kika, „Wetten dass“ und summen Sandmännchen-Melodien. Und statt im Urlaub durch Chile zu reiten oder uns in New York schlau zu machen, planschen wir mit Förmchen in der Ostsee. Wir genießen auch noch, was wir zuvor ätzend fanden, abartig, spießig. Und wir wählen sogar Parteien, die wir nie mochten. Auch diesen Gesinnungswandel verdanken wir unseren Kindern. Britische Ökonomen haben nämlich herausgefunden: Je mehr Töchter, desto linker gebärden sich die Eltern, besonders die Väter. Ob sie wollen oder nicht, gemäß einer Formel, bei der r (die Bereitschaft, links zu wählen) steigt, wenn f (Anzahl der Töchter) steigt, oder so ähnlich. Väter, die drei Töchter haben, wählen demnach zu 77 Prozent links, Väter von drei Jungs eher rechts (67 Prozent). Kein Wunder also, dass man mit den Nachbarn unten links nicht mehr reden kann, seit deren dritter Sohn auf der Welt ist. Denn wir haben zwei Töchter, einen Jungen – erleben also einen Linksruck.

Jetzt ließe sich einwenden, dass vielleicht nur die Briten so ticken, weil sie Tories und Labour eh nicht auseinander halten können. Nun haben die Forscher aber auch deutsche Wähler untersucht – mit dem selben Ergebnis: Jedes Mädchen hebt die Wahrscheinlichkeit, dass wir links wählen, um zwei Prozent. Wer in Nordrhein-Westfalen wider seine frühere Überzeugung für Hannelore („Kraft, Kraft, Kraft“) gestimmt hat oder gar die Linke, sollte mal durchzählen. Viele Mädchen daheim? Alles klar.

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