Manche Studien können einem das schönste Urlaubsfrühstück vermiesen. Da sitzt man nach dem morgendlichen Joggen am Atlantik bei französischen Croissants, genießt die Zeitung und muss sich von der Zeitarbeitsfirma Randstad sagen lassen: Wir Deutschen können nicht entspannen, nicht einmal in den Ferien. Wir schleppen unsere Laptops mit, checken Mails, telefonieren mit dem Chef oder mit Kunden. Aus Furcht, wir könnten etwas verpassen: den Millionendeal oder gar die Beförderung. Zumindest jeder zweite Arbeitnehmer erträgt zwei Wochen Natur, Kultur und Familie nicht, ohne sich hin und wieder in den Alltag zurück zu klicken. Behauptet die Studie.
Ich gehöre zu diesen Menschen, gestehe ich. Bin ich also total unentspannt, ein notorischer Wichtigtuer und Streber? Eigentlich fühle ich mich hier in der Bretagne gut ausbalanciert, aber das kann ich mir auch einbilden. Der Spanier neben mir am Frühstückstisch, der ohne Laptop und Handy reist, wirkt in der Tat noch ausgeglichener, ist allerdings auch Weltmeister, läuft also außer Konkurrenz.
Ist das Ergebnis nun schlimm für mich, meine Familie, die Leser? Ich weiß es nicht. Ging man zu Zeiten Goethes und Schillers nicht extra auf Reisen, um inspiriert zu schreiben? Streiten die Kinder am Strand etwa nur, weil ich wieder heimlich an meiner Kolumne getippt habe? Sollten wir also im Sommer alle auf WLan-freie Einödhöfe, zwei Wochen Selbstversorger mimen und den kleinen Prinzen lesen? Darf ich im Urlaub Interviews zusagen, kann ich mit unserem Schweizer Freund telefonieren, der uns für einen Immolilien-Deal in Griechenland begeistern will („Naxos geht irre ab, da müssen wir jetzt einsteigen.“). Wo hört die Arbeit auf, wo fängt das Leben an? Und wann hören die Kinder endlich auf, nach mehr zu schreien, mehr Eis, mehr Crêpes, mehr Wellen? Zu viele Fragen für einen Urlaub!