Unter den vielen Vorzügen, die der Beruf des Journalisten bieten hat, beglückt dieser mich besonders: Wir schreiben Artikel und selten interne, dienstliche Mails. Von dem Affentheater im elektronischen Verkehr, das Freunde in Großunternehmen schildern, bleiben wir verschont.
Die Boshaftigkeit, mit der an einzelnen Formulierungen gefeilt werden, kennen wir nur vom Hörensagen, ebenso die zerstörerische Kraft eines falschen „cc“. Durch einen blöden Zufall wurde ich nun Zeuge einer mail-Kaskade in einem ansonsten tadellosen Dax-Konzern. Meine simple Mail-Anfrage, die der Pressechef mit einem ebenso simplen Ja oder Nein hätte beantworten können, entfachte ein mittelschweres Email-Gewitter. Seine Assistentin informierte sämtliche Berichtslinien, wie das in solchen Institutionen heißt, „cc“ ging die Anfrage an eine Reihe von Stäben – und unbeabsichtigt an mich. So stand ich unvermittelt in einer Schlacht zwischen den Hierarchien. E-Mails wurden geschrieben, zurückgerufen, korrigiert. Der Verteiler erweitert und wieder zusammengestrichen. Es rappelte im Karton. Auf eine Antwort warte ich bis heute.