Die Ernährungswende kommt, daran besteht kein Zweifel. Ernährungsberater an Schulen und Kindergärten distanzieren sich bereits deutlich von der jahrelang zelebrierten Rohkost-Euphorie. Wie könnten sie den Kindern noch guten Gewissens Salat oder Gemüse-Dips andrehen? „Iss fünf am Tag“ haben unsere Krabbelkinder vor Ehec gelernt – das ist jetzt Vergangenheit.
Fleisch ist das neue Gemüse. Lieber mal auf die Beilagen zum Rindwürstchen verzichten, ist im Zweifel sicherer. „Döner ohne alles“ ist jetzt angesagt. Denn egal, ob spanische Gurken oder norddeutsche Killersprossen schuldig sind oder nicht, es bleibt ein vegetarisches Restrisiko. Selbst wenn der Europäische Gerichtshof in einigen Jahren herausfindet, dass militante Metzger Gülle auf die Rohkost-Saaten gekippt haben, wird dem Gemüse von jetzt an ein fader Beigeschmack anhaften wie Kachelmann nach seinem Freispruch. Früchte, Sprossen und Knollen werden herhalten müssen für allerlei wilde Verschwörungstheorien: „Gärende Rieslingtrauben schuld am Klimawandel“ werden die Schlagzeilen lauten. „Algenaufstand vor Japan löst Tsunami aus“ oder „Gerüchte um ‚Super-Papaya‘ aus dem Po-Delta verhelfen Berlusconi zum Wahlsieg.“ Auch wird bewiesen werden, dass die Kartoffelfäule das Risiko einer Raucherlunge um 385 Prozent steigert, die Prinzessin auf der Erbse sich hochgeschlafen hat und Adam dem armen Schneewittchen einen vergifteten Apfel aus dem Paradies angedreht hat, woraufhin die Feministin Alice Schwarzer alle Knusperhexen und Bissgurken auf immer und ewig von jeglicher Schuld freispricht – ganz ohne Beweise.