Unter den Lesern mehren sich die Rufe: Was ist mit Hannes? Warum lesen wir nichts mehr von ihm? Dem Jungen wird doch nichts zugestoßen sein. Nein, keine Sorge, alles bestens. Hannes ist gerade, am 14. Juli, fünf geworden und beginnt seither jeden Satz mit: „Ich würde mal so sagen“. Die meisten enden mit „Wir planen jetzt meine Geburtstagsfeier, okay?“ Die Party soll nach den Ferien steigen, und auf uns lastet gehöriger Druck.
Letzten Sommer waren wir an Hannes` Geburtstag in der Bretagne und haben ein bißchen geschummelt: Der ganze Zirkus zum Nationalfeiertag sei nur für ihn; die Musikkapellen, die Flieger, der geschmückte Staatspräsident, „alles für dich, mein Kleiner“. Nun erwartet Hannes wieder Großes von uns. Da genügt es nicht, den Kinopalast für ihn und seine 200 besten Kumpels zu mieten. Auch städtische Bühnen und Europapark verwerfen wir. Die Premiere in Bayreuth und Salzburg haben wir verpasst, einen Besuch bei BKA oder GSG 9 fände unser Schatz nett, ist aber doch zu popelig. Was sollen denn die anderen Eltern sagen?
Nein, wir lassen uns nicht lumpen, laden alle nach Paris ein. Seit Wochen feile ich mit meinem weiblichen Planungskomitee an der Choreographie. Natürlich gibt es Eltern, die das an Geburtstagsagenturen outsourcen, weil sie sich überfordert fühlen mit 203 Kindern. Ich nicht. Nur weil ich berufstätig bin, bin ich noch lange keine schlechte Mutter. Nein, das bisschen Kreativität delegier‘ ich nicht. Das Drehbuch habe ich schon im Kopf: Treffpunkt um 6.05 Uhr am Flughafen, Kindersekt und Tapas an Bord, dann shutteln wir Richtung Champs-Élysées, Topfschlagen am Seine-Ufer, Blinde Kuh durch den Louvre und Versteck-Fangen auf dem Eiffelturm. Zum Schluss darf sich jeder ein Tütchen bei Armani füllen und die Eltern holen ihre Buben dann bitte um 22 Uhr im Büroviertel La Defense ab – in der weltweit ersten hamburgerfreien McDonalds-Filiale. Das wird ein Spaß. Einfach unforgettable.
