Balance-Akt

Weibliche Magie

Nun ist es nur noch eine Frage der Zeit: Die Frauenquote kommt – bald, sehr bald, so wahr uns Ursula von der Leyen helfe. Je mehr Frauen, desto besser. Sonnenklar. 20 Prozent sind ein Witz, 30 auch, da können sich die weiblichen Schwingungen nicht entfalten. Nein, 90 Prozent Frauen-Power sollten es schon sein.

Nehmen wir mal unser SteuerberaterInnen-Team: Die Chefin, Mitte 40, attraktiv, eine Tochter, ist nie da, weil sie als gefragte Speakerin durch die Republik tourt zu Themen wie „Boxenstopp für Businessfrauen“, „Knackig am Ball bleiben“ oder „Wenn schon, dann besser: Mit Charme an die Spitze“. Bleiben ihre Junior-Partnerin und vier Angestellte, die alle, weil mitten in der stressigen Familien-Aufbausphase, nur vormittags arbeiten.

Läuft man dort um 10 Uhr auf, mitten in der Kernarbeitszeit also, trifft man zunächst auf eine Hilfskraft – den einzigen Mann im Büro, den es offiziell gar nicht gibt: ein charmanter Herr jenseits der 70, der Vater der Gründerin. Er schaut jeden Tag nach dem Rechten (während seine Frau die Enkelin hütet). Übernimmt Botengänge, besorgt Kuchen, gießt die Pflanzen. Und wenn die Mütter ausfallen wegen Wehwehchen, Schulverweigerung oder anderer Indisposition ihrer Kleinen, was leider sehr häufig der Fall ist, dann nimmt er die Unterlagen entgegen, kocht Kaffee und bringt uns kurz auf‘s Laufende: Warum die Polizei tags zuvor bei den Müllers war, wer beim Bau der neuen Schule geschlampert hat und warum die Meiers am Champagnerberg bauen dürfen, obwohl das eine Frischluftschneise ist. Alles äußerst spannend, nur mit der Steuer kennt er sich nicht aus. Er sei ja nur „der Esel vom Dienst“, wie er gerne betont. Und kein Steuerberater. Schon klar.

Das Unerklärliche: Unsere Unterlagen kommen stets ruckzuck zurück. Wer die Arbeit wann erledigt? Keine Ahnung, ist wohl weibliche Magie.

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