Die Tierwelt spielt verrückt. Ich habe gelesen, dass die Kraniche neuerdings in unwirtlichen Gegenden wie dem brandenburgischen Havelland überwintern, statt in den schönen warmen Süden zu fliegen.
Die Deppen, möchte man meinen. Früher sind sie noch nach Afrika übergesetzt, da galt das noch was. Dann blieben sie in Spanien, jetzt in Nordfrankreich oder gleich an der Spree. Die Erderwärmung ist schuld an der tierischen Fehlleistung, heißt es. Vielleicht lernen die Tiere aber auch einfach dazu und setzen ihre Kräfte effektiv ein. Immerhin ersparen sie sich die Strapazen des Langstreckenflugs.
Oder aber der Süden wird den Tieren zu riskant. Die sehen doch von oben, dass die Wanderbewegung unten entgegengesetzt verläuft: Von Afrika nach Andalusien. Und von dort, dem ehemals gepriesenen Garten Europas, jetzt leider einer Region mit herabgestufter Bonität, strömen die Menschen über die Alpen nach Deutschland. Sogar jetzt im tristen Herbst. Da könnte es doch sein, dass sich Arabellion und Eurokrise auf die Reiserouten der Tiere auswirken. Man weiß ja, dass Vier- und Zweibeiner sich den Herrchen angleichen. Die gucken irgendwann wie ein Mensch, imitieren Gang, Stimme und Gehabe.
Totilas ist das beste Beispiel. Der Wunderhengst aus dem Taunus hat sich einen eigenen Pressesprecher zugelegt, einen, der auch ohne Weisung handelt, wenn es drauf an kommt. Er beschäftigt zudem einen Leibarzt, eine Physiotherapeutin, eine Chiropraktikerin und einen Tross an Beratern und Agenten sowie Matthias, den Chef-Trainer. Wie er es bei den echten Stars sieht, bei Heidi Klum oder Beckenbauer. Ich finde das in Ordnung. Jedes Tier sollte wie Totilas eine Schmuckkollektion haben, eine Samenbank und eine Facebook-Seite, um uns über das Pfeiffersche Drüsenfieber von Reiter Matthias auf dem Laufenden zu halten. Das alles fehlt mir bei den Kranichen.