Es hat üble Verwerfungen gegeben bei uns zu Hause. Auslöser war die Geschichte vorige Woche, in der ich erwähnte, dass unsere Tochter Nina das Haus verkaufen will – für eine Million.
Seither echauffiert sich unsere Achtklässlerin, Jule, weil das Telefon ständig klingelt. Die Nachfrage nach Immobilien in unserem Taunusstädtchen scheint doch gewaltig zu sein. Jeder will wissen, wie dehnbar der Begriff „eine Million“ sei, ob Nina noch in Mark rechne oder wenigstens in Dollar. Jule weigert sich, überhaupt noch ans Telefon zu gehen. „Ich bin doch nicht Deine Vorzimmer-Dame, Mama.“
Zudem fordert Nina, 9, jetzt Geld von mir. Ab sofor einen festen Anteil als „Ideengeberin“ an allen künftigen Kolumnen, in denen sie auftaucht: „Gedanken klaut man nicht!“ 10 Euro pro Wort fordert sie. Ich protestiere, Wucher sei das. Sie fragt: „Wieso? Was würdest Du denn ohne uns schreiben?“ Jule faselt gar etwas von Mindestlöhnen, Kinderarbeit und Ausbeutung. In ungeahnter Solidarität wirft sie sich vor Hannes, den Kleinsten, der sich nicht wehren kann, weil er mit dem Alphabet erst zur Hälfte durch ist und nicht weiß, was ich über ihn schreibe. „Das ist unfair.“
Das Schlimmste aber sei, so meckern die Mädchen: „Du verdrehst immer alles.“ Ich als Mutter käme viel zu gut weg. In Wirklichkeit sei ich total geizig („nicht mal Taschengeld bekommen wir“), zudem debil (nur weil ich häufiger die Wäsche und gelegentlich ein Kind auf dem Sportplatz vergesse), überfordert, hysterisch, überhaupt nicht witzig und eine Null in Sachen Erziehung (Jule: „Alles musste ich mir selbst beibringen“). Support in der Schule? Karrieretipps oder Förderung ihrer Talente? Fehlanzeige. „Nicht mal den Namen meines Klassenlehrers kennst Du.“ Was nicht stimmt, wirklich! Irgendetwas ist da aus dem Ruder gelaufen.