„Transparenz schafft Vertrauen“, heißt es neuerdings aus jeder Ecke von Politik und Wirtschaft. Mir wird da warm ums Herz. So gerne möchte auch ich wieder Vertrauen fassen. Aber wie? So schön wäre es doch, wenn am Ende die Transparenz siegt und mit ihr die Ehrlichen, die Aufrichtigen, die mit der lupenreinen Weste, wie es immer heißt. Nur wo sind die? Bei uns zuhause jedenfalls nicht.
Was haben wir nicht schon alles unternommen, um Gier, Verschwendung und Abzocke vorzubeugen! Die Kinder müssen Buch führen über ihre Süßigkeiten-Bestände, alle Besitztümer in bar sowie andere gängige Zahlungsmittel: Star-Treck-Figuren, Sammelkarten oder Hausaufgaben-Gutscheine. Nebeneinkünfte wie Babysitten, Garagen-Flohmärkte und Preisgelder sind direkt bei mir abzuliefern – sie werden quittiert, unter den Geschwistern gedrittelt und unter Vorbehalt ausgezahlt. Anschaffungen ab fünf Euro muss ich persönlich absegnen.
Des Weiteren dürfen die Wünsche an den Weihnachtsmann 100 Euro nicht überschreiten. Bestechung ist generell untersagt (darauf steht die Höchststrafe: Fußball-Verbot). Um Diskussionen darüber zu vermeiden, wo die Grenze zur Bestechung verläuft, haben wir alles genau geregelt: Gibt Hannes Nina zwei Kaugummis, damit sie ihn nicht verpetzt, gilt das noch als zulässige Offerte unter Freunden, ab drei ist es Bestechung. Da kann er heulen, wie er will.
Trotz der klaren Ansagen bleibt der Erfolg, das Vertrauen, aus. Weil sie uns immer wieder enttäuschen, die süßen Kleinen. Wer hat denn wieder heimlich von den ersten Plätzchen genascht? Die Schuhe vom Papa versteckt? Fünf Badekugeln auf einmal ins Wasser geworfen? Und woher, zum Teufel, stammen all die iTunes-Rechnungen? Mir reicht’s, jetzt werden härtere Saiten aufgezogen!
<p>Stop everything, werte...
Stop everything, werte Bettina Weiguny.
Und um Himmels Willen bitte keine drakonische Methoden, im Falle dass sie ihren Suessen haertere Saiten androhen.
Bitte erlauben Sie mir eine Bemerkung was so Transparenz und Vertrauen betrifft. Das sind heikle Themen, und Diskussionen ueber die Grenzen von Bestechung, befassen schon Grosse Denker seit Jahrzehnten und soweit ich weiss hat man immer noch keine klaren Grenzen etabliert.
Also keine einfache Sache.
Das ist schon eine schwierige Aufgabe fuer junge Menschen , die sicherlich mal ab und zu ihre Eltern unbewusst pruefen um zu sehen wie weit man gehen kann. Man hat das schon as „testing the elastic limit“ bezeichnet, und das ist sicherlich ein harmloser Aspekt des Aufwachsens.
Ich bin besonders von den Fuenf Badekugeln begeistert. Most enterprising. I am impressed.
Ich erinnere mich in juengeren Jahren auch sowas probiert zu haben. Allerdings mit Badepulver — in grosszuegiger Quantitaet — und auch mal Brausepulver anstelle von dem Badepulver benutzt zu haben. Das gab grosse Aufregung. Ich kann mich noch erinnern wie Onkel,Tanten und Oma, alle moegliche Vorausagungen ueber meine Zukunft machten. Die dachten ich sei ein ganz Uebler. Es brauchte Jahre ehe die zugaben dass sie damit nicht Recht hatten. Auch meine, jetzt aelteren Lieben geben zu, dass ihr Vater doch ein beachtlicher und netter Kerl sei. Not a bad guy, they say. Infact, they say I am cool. Not bad, ha?
Was ich damit sagen will, werte Bettina Weiguny, Kinder entwickeln sich meist in gute solide Menschen, und folgen ihren Eltern’s Exempel. Und dann ueberraschen sie uns auf beste Weise fuer viele Jahre. Nur in der Zwischenzeit kann es mal hektisch zugehen.
So ist manchmal das Leben.
Give my best wishes to Hannes and Nina. Good Fortune, fest weiter so — and have fun.
<p>sie möchten widerspruch?...
sie möchten widerspruch? gerne. man soll die ausgleichenden, also sich spielerisch arbitrager-kaufmännisch Vorteil verschaffenden Qualitäten der kinder nicht unterdrücken. ganz nach helmut kohls wort von den schwarzen kassen: wer zu spät nimmt, den bestraft das leben.
wir schauen bei läßlichen sünden also eher zu, vor allem, wenn das Handeln und Vorteilsuchen den kindern auch noch so viel freude macht, nicht wahr? so sehr grundbedürfniss zu sein scheint? was muss ich da ein einengender griesgram sein? und habe ich schon mal versucht mitzuspielen, im scherz die kids zu übertreffen, so dass ein gemeinsames, aber von den kids ausgehendes, befreiendes lachen der fall wäre?.
auf welches leben bereite ich also vor? auf eines im büro (womöglich nach art meiner eigenen enge?) – oder auf ein ganzheitliches – „in des richtigen lebens freier wildbahn“?
Keine ordnung funktioniert gut ohne ausnahme, das ist das alte naturgesetz. habe ich 100% alle sicherungen perfekt in den keller weggeräumt – dann finde ich halt spätabends keine mehr in der ecke einer küchenschublade, wie schade. denn ich muss mit 100% sicherheit in den keller rennen, wenn ich eine brauche. die normabweichung der kids ist die wichtigste bereicherung – sie, und womöglich sie alleine, bewahrte uns vor unseren zunehmenden einseitigkeiten.höchstens größe und art „der lecks“ kann man diskutieren. und aus überraschenden größen wie überraschenden argumenten immer nur lernen. wie schön! „genius shack“ – so nennt man’s schon lange auf amerikanisch. gibt es ganze vorlesungsreihen zu, „wie ich als vorstandsvorsitzender nicht immer direkt und gleich bis in jede ecke schauen und bis dorthin durchregieren soll“; nicht jede entwicklung – und sei es unter einsatz illegaler mittel durch die mitarbeiter in solchen ecken – aufdecken. Wohl und Wehe der unternehmung, ihre zukunftsfähigkeit kann davon abhängen.