Voller guter beruflicher Vorsätze bin ich ins neue Jahr gestartet: Nie wieder würde ich mich von Kinderdramen à la „Mama, ich habe den Bus verpasst“ oder „Mama, da ist Blut an meinem Kopf“ aus der Ruhe bringen lassen. Nichts würde ich mir mehr aufdrücken lassen, den Zeitdieben in und außerhalb des Büros lasse ich keine Chance. Ich bin so was von entspannt.
Aber dann fuhren wir in den Skiurlaub. Die Zeit nutze ich gerne zum Schreiben, denn wo ließe sich Schöneres ersinnen als vor tief verschneiter Bergkulisse? Am prasselnden Kamin im Traum-Appartement mit Edelweiß-Ambiente? Nun ist der Vermieter der Unterkunft (Greg, ein Brite, der mit ziemlicher Sicherheit durch Autoschieberei oder Investmentbanking zu Vermögen gekommen ist und dies in sein Tiroler Feriendomizil gesteckt hat. Aber ich will da nicht richten) ein Anhänger modernen „Interior Designs“. Das nehme ich ihm übel!
Es ging los mit dem Licht. Normalerweise findet man den Schalter neben der Tür. Nicht so in Gregs Designer-Wohnung. Die Schalter hat der Freak an den unmöglichsten Stellen versteckt, und selbst wenn wir sie entdeckten, wurde es – dem Ökowahn sei Dank – erst nach etlichen Minuten, blauen Flecken und lautem Kindergeheul hell. Dafür gingen gleichzeitig der Fernseher und eine heimelige Musikuntermalung an, der man nur entkam, indem man sich im Dunkeln reglos ins Bett legte.
Welche Zunft hat sich das nur einfallen lassen? Das Übel begegnet einem ja nicht nur bei Greg, sondern in etlichen „Design“-Hotels, die sich wie verrückt ausbreiten. Haben Sie mal versucht, sich im Designer-Bad einen Lidstrich zu ziehen, wenn Sie wegen fehlenden Lichts am Spiegel vor den in den Boden eingelassenen Uplights knien. Oder im Bett zu lesen? Das geht gar nicht. Die Romantik-Funzeln ermöglichen nicht mal das Entziffern der Überschriften. Und wie soll ich an einem Mahagoni-Tisch schreiben, der auf drei dünnen Mikadostäbchen steht? Für den selbst das iPad zu groß ist? So kann ich nicht arbeiten!
<p>Wunderbare Beiträge und...
Wunderbare Beiträge und wunderbare Umschreibung der Begrifflichkeit »schön und unpraktisch«.
<p>Ich habe volles...
Ich habe volles Verstaendnis, werte Bettina Weiguny, fuer die unerwarteten Probleme des taeglichen Lebens in der Designer-Residenz. It can be a challenge.
Nichtdestotrotz — solch ein Abenteuer ist im Rueckblick immer was Tolles, denn man erinnert sich an sowas derweil man das Uebliche leicht vergisst. Memories are made of this, geht ein alter Song.
Man kann dann fuer Jahre bei Parties immer noch was davon erzaehlen — so wie „wer reist, kann immer was erzaehlen“.
Ich wuerde aber eine kleine Note an „Designer Greg“ empfehlen.
So ungefaehr:
Hi Greg.
Just a note to let you know that we have settled nicely into your fine apartment. Great place. We’re having a wonderful time and are enjoying our vacation.
We could however use a little help with some of the high-tech lights and switches, you have.
I am still in the dark and the music machine is playing Doobie Doobie Doo — and I can’t turn it off. Most irritating, as you can appreciate.
This is urgent, Greg.
Please call as soon as possible and let me know where the ruddy light switches are, and also the operating manual for the other devices.
As well, where do you keep the spare rolls of toilet paper?
Otherwise, all’s well.
Best wishes
Cheers and yours truly
Tschuldigung for the Denglish.
Hat sich Designer Greg inzwischen gemeldet? Geht die Musik noch fest weiter? Bleibt die romantische Beleuchtung immer noch romantisch?
Nun ja, das Leben hat halt seine Momente, was?