Thomas Quasthoff singt nicht mehr. Jedenfalls nicht im Klassikbetrieb. Der Bariton tritt in keiner Oper auf und stimmt öffentlich keine Schubert-Lieder an. Er geht aber weiter auf Tour. Zum Beispiel bringt er Werke des 2005 verstorbenen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch … Weiterlesen
Patrick Bahners

betrat den Boden der Stadt München zum ersten Mal im Alter von elf Jahren. Auf dem Weg ins Skilager des Bonner Beethoven-Gymnasiums in Kreuth stieg seine Klasse am Nordeingang des Hauptbahnhofs in einen Bus um. Als Teilnehmer des 88. Deutschen Katholikentags 1984 brachte er ein Poster aus der Neuen Pinakothek mit nach Hause: Manets Bildnis von Monet im Atelierboot. An den Herkulessaal hat er seit einer konzertanten Aufführung des „Parsifal“ mit Dietrich Fischer-Dieskau als Amfortas so gute Erinnerungen, dass er die Debatte um den Neubau eines Konzertsaals gelassen beobachtet. Gerne hätte er sein Bonner Geschichtsstudium in München bei Thomas Nipperdey und Christian Meier fortgesetzt, doch die Einladung, ins Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einzutreten, kam 1989 dazwischen. Bei Dienstreisen, deren Anlass oft ein Vortrag in der Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung beim Nymphenburger Schloss war, versäumte er aber nie einen Besuch im Café Schneller in der Amalienstraße gegenüber dem Historicum. Die nun schon etliche Jahre zurückliegende Erweiterung der Verkaufsfläche ist für ihn ein Beweis dafür, dass Institutionen sich reformieren können. Der Wechsel aus der Zentralredaktion ins Korrespondentendasein führte ihn nach einem dreijährigen Umweg über New York am 1. Juli 2015 auf die seit 2003 vakante Stelle des Münchner Kulturkorrespondenten. Von seiner Wohnung in der Borstei, der zwischen 1924 und 1929 für Kulturbürger gebauten Gartenstadt-in-der-Stadt beim Olympiapark, fährt er mit dem Fahrrad zum Redaktionsbüro an der südwestlichen Ecke des Englischen Gartens.
Alle Artikel von: Patrick Bahners
Was die New Yorker verstört, kann die Münchner nicht stören
Als der am 28. November vergangenen Jahres verstorbene Regisseur Luc Bondy im September 2009 an der Metropolitan Opera in New York seine Inszenierung der „Tosca“ herausbrachte, erging es ihm wie dem Helden von Giacomo Puccinis Oper. Beziehungsweise fast. Aus dem … Weiterlesen
Sehr wohl gereimt: Ein zweiter Blick auf die Münchner „Meistersinger“
„Die Bühne stellt das Innere der Katharinenkirche, in schrägem Durchschnitt, dar.“ Es ist normal, dass der Regisseur diese Regieanweisung Richard Wagners für „Die Meistersinger von Nürnberg“ nicht beachtet. Die Ausnahme ist Otto Schenks Met-Inszenierung von 1993, an deren Stelle demnächst … Weiterlesen
Von Boston aus gesehen ist München wie London
Am heutigen Sonntag ist das Boston Symphony Orchestra mit seinem Chefdirigenten Andris Nelsons zu Gast in München. In der Philharmonie im Gasteig wird das Orchester ein russisch-französisches Programm aufführen, unter anderem die Briefszene aus Tschaikowskis Oper „Eugen Onegin“ mit Kristina … Weiterlesen
Fundamentalismusalarm im Residenztheater
Das Programmheft zur Neuinszenierung von Arthur Millers „Hexenjagd“ am Münchner Residenztheater lässt eine Übertragung des Geschichtsdramas in die Gegenwart erwarten. Über den Großbuchstaben des Stücktitels flattert unscharf vor nächtlich-finsterem Hintergrund eine Fahne. Wir sehen die deutschen Nationalfarben und bemerken einen … Weiterlesen
O! Haupt! Voll! Blut! Und! Wunden!
Dies ist keine Einladung, sondern ein Befehl. „Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen!“ Die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach beginnt mit einem Imperativ. In der Interpretation durch die Chorgemeinschaft Neubeuern unter Leitung von Enoch zu Guttenberg hat er kategorische Wucht: … Weiterlesen
Die Spur verliert sich Richtung Pullach
Der Kommissar befragt die Ortspolizisten: „Wo geht denn der Weg hin?“ Antwort: „Direkt zum Bahnhof.“ Damit ist für Köster die Sache klar. Er wendet sich an seinen Assistenten: „Ja, wahrscheinlich ist er so gefahren wie wir eben, nicht? Heilmannstraße, Richtung … Weiterlesen