Dieses Jahr erstmals mehr Seasonal Greetings als Weihnachtsgrüße erhalten. Was bedeutet das? Endgültigen Aufstieg in die Sphären interkultureller Weltläufigkeit oder deren Herabsinken auf das normale Berliner Umgangsniveau. Es sind ja nicht mehr nur Agenturen und international tätige Galerien, es sind auch Privatleute, und wer in Zukunft noch irgendjemandem irgendetwas zu Weihnachten oder Chanukka wünscht, wird sich womöglich mit dem Ruch plumper Provinzialität behaftet fühlen dürfen. Das Schöne daran ist: Der religionsneutrale, kulturell sensible Brauch der Seasonal Greetings nimmt endlich auch Rücksicht auf die sogenannten religiösen Gefühle der eingeborenen Bevölkerungsmehrheit, nämlich die der Agnostiker und Atheisten – bislang die letzten frei betrampelbaren religiösen Gefühle überhaupt. Sogar diejenigen, die bei neuheidnischen Wintersonnenwendfeiern frierend und von der Welt verachtet ihr Met trinken mußten, dürfen sich nun eingeschlossen fühlen. Die Geste ist vermutlich weltoffener, als sie selber weiß.
Weitgehend verdrängt ist dafür „X-mas“, das schreibt glücklicherweise niemand mehr, außer er wohnt in „X-berg“ oder ist bei „Xing“ unterwegs, und wer will von solchen Leuten schon Grüße?