Hier spricht Berlin

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Notizen, Beobachtungen, kleine Geschichten und Stilkritiken aus der Redaktion des Sonntagszeitungs-Feuilletons - und die sitzt nun einmal in Berlin.

Techniken zur ästhetischen Notwehr in Verteidigung dessen, was gar nicht so schlecht war in der alten BRD

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1. Suhrkamp-Taschenbücher nach dem Kriterium kaufen, ob sie noch in der alten, SEHR SCHÖNEN UND VERLOCKENDEN Gestaltung und Typografie der Titel nach...

1. Suhrkamp-Taschenbücher nach dem Kriterium kaufen, ob sie noch in der alten, SEHR SCHÖNEN UND VERLOCKENDEN Gestaltung und Typografie der Titel nach Willy Fleckhaus zu haben sind. Hier helfen Antiquariate oder Remittendenhändler wie Billigbuch.de. Suhrkamp-Taschenbücher, die seit 2004 erschienen sind, können u.U. auch einen lesenswerten Inhalt haben, sehen aber EXTREM einfallslos und im Vergleich zur Gestaltung der Vorgänger geradezu beleidigend SCHÄBIG aus. Die kaufen wir deswegen nicht. Die alten wollen erst einmal gelesen sein. Wenn der Kauf eines der neuen, feldgrauen, hungerschriftig gehaltenen Suhrkamp-Taschenbücher unumgänglich sein sollte, kann man es zur Not in den Umschlag eines alten mit Fleckhaus-Typografie wickeln.

2. Die Schriftzeichen und Zahlen der seit den Neunzigern durchgesetzten FE-Schrift für KFZ-Kennzeichen beleidigt größtenteils das Auge und beschämt den Fahrer. (FE steht hier für fälschungserschwerend, so wie Schimmel appetitzügelnd genannt werden kann.) Buchstaben und Zahlen, die am ehesten der sehr schönen und aufgeräumten DIN-Schrift der alten Kennzeichen gleichen, sind folgende:

 A, B, E, H, K, S, T, M, N, V, W, X, Y, Z,  

2,4,5,6,8

Es empfiehlt sich, in Städten oder Landkreisen zu wohnen, deren Kennung aus einem dieser Buchstaben besteht oder zusammengesetzt ist. Der Rest kann als Wunschkennzeichen gegen geringen Aufpreis frei kombiniert werden. Eine Investition, die sich lohnt.

3. Polizeibeamte, die nicht in der gewohnten, weltoffenen beige-grünen Uniform nach den Entwürfen von Heinz Oestergaard an Sie herantreten, sondern in martialischen blauen Phantasiemonturen, die letztlich erotischen Sehnsüchten nach demjenigen entspringen, der bei den „Village People“ den Cop darstellt: Solche Polizeibeamten darf und sollte man behandeln, als ob man sie für Gebäudereiniger gehalten hätte.

Wenn es deswegen Ärger gibt, ggfs. mithilfe eines Rechtsbeistands klar machen, daß es keinerlei Grund gibt, der wichtigen Berufsgruppe der Gebäudereiniger mit Dünkel zu begegnen. Abgesehen von ihren Uniformen.


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