S7 auf dem Weg nach Potsdam. Die Bahn ist voll. Ich setze mich auf einen der wenigen freien Plätze, es ist der mittlere einer Dreier-Sitzgruppe, rechts sitzt eine Frau, links ein Mann mit Tablet.
Die Frau steigt am Bahnhof Friedrichstraße aus. Ich könnte nach rechts rutschen. Aber ich traue mich nicht. Denn ich möchte nicht, dass der Mann denkt, ich fände dass er stinkt oder dass er mir sonstwie unangenehm wäre.
Er sitzt da und tippt auf seinem Tablet. Die Tastaturtöne sind an. Eigentlich denke ich wirklich, dass es angenehmer wäre, nicht so nah neben ihm zu sitzen – Tastaturtöne stellt man doch ab!
Vielleicht weil ich mich ertappt fühle, bleibe ich erst recht sitzen.
Charlottenburg. Der Mann packt seine Sachen zusammen und steht auf. “Endlich!” denke ich. Er steht auf und geht aber nicht zu Tür, sondern setzt sich drei Meter weiter auf eine komplett freie Dreiersitzgruppe wieder hin.
“Wie unhöflich!”, denke ich.
Mein Vorschlag:
Rutschen Sie das nächste Mal nach außen und sagen dabei: “So haben wir beide mehr Platz.”
gute Idee
wenn man reden will 😉
Titel eingeben
Ich bin mittlerweile der Ansicht, dass meine Lebenszeit zu kostbar ist, um Dinge zu tun, die ich nicht tun will, nur, weil ich denke, jemand könnte eventuell etwas denken.
Dazu gehört auch, sich in Bus und Bahn auf einen anderen Platz zu setzen, wenn es sich anbietet und man dadurch etwas bequemer, entspannter oder einfach mit weniger Körperkontakt sitzen kann.
Lebenszeit ist immer in gutes Argument
da haben Sie recht.
was noch?
Warten Sie ab, bis Sie mal so alt sind wie unsereins und was Sie dann erst alles stört. Ja, wirklich. Unsereins war ja mal jung, aber die Jungen waren ja noch nie alt.
Lautes & sinnfreies Gequatsche, bei jungen Mädels auch gerne ins Taschentelefon,
Essen von stinkendem Zeugs,
Bierflasche in der Hand,
Füße auf den gegenüberliegenden Sitz,
Rucksack auf den Nebensitz, damit sich bloß keiner daneben setzt,
Wieso hat in einer Großstadt jeder J. Wolfskin einen dicken Rucksack dabei? Wollen die aufm Kreuzberg oder Prenzlauer Berg biwaken?
Auch dies Genuckel an Wasserflaschen — welcher Deppenzeitschrift haben sie denn entnommen, dass man in Berlin ansonsten verdurstet?
Gestylte Mädels stinken oft nach sehr billigem Parfum (oder Haarspray oder sonstwas); junge Türken nicht weniger: dazu noch das obligate Halskettchen und gegeelte unmögliche Frisur (man glaubt ja immer, das sind Klischees …oder gar, man ist pöser Rassist, aber…)
Das Rauchen ist in U- und S-Bahn…
Schönes Beispiel für Sozialkapital
Seit einiger Zeit bewerten wir in Berlin immer wieder Freundlichkeit, Vertrauen und Hilfsbereitschaft. Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sind deutlich höher als das Vertrauen. Oder einfacher: Die Berliner halten sich und ihre Mitmenschen für weniger freundlich, rücksichtsvoll, höflich und hilfsbereit als sie eigentlich sind.
Wie in dieser schönen Geschichte.
Wie wär´s mit: Einfach nicht drüber nachdenken?
Solange ich jemanden anderen nicht offensichtlich beeinträchtige, ist es mir herzlich gleichgültig, was ein Fremder über mich so denkt. Sitzplatzwechsel beeinträchtigen niemanden, ergo …
Gruss,
Thorsten Haupts
Schlagwörter müssten
evtl. sein: Im Zug, s7, frau, Gott.
Denn sie sind Jesus begegnet.
Nun ja ...
Wer sind eigentlich diese Berliner? So wie ich die Sache beurteile, und das tue ich weit entfernt von jeglicher Kritik an diesem Umstand, ist der native Berliner schon seit langem aus dem allgemein wahrnehmbaren Umfeld herausgewaschen … was nicht zuletzt an der unheimlichen Anziehungskraft dieser bemerkenswerten Stadt liegt. Eine Aussage über den oder die Berliner zu treffen ist daher doch denkbar gewagt, denn Berlin setzt sich aus viel und so Vielen zusammen, das zwar ein Ganzes ergibt, aber nie eine einheitliche Beurteilung zulässt.