Ich war heute mittag beim Metzger, um die Wurstvorräte aufzufüllen (was an sich ja schon ein ziemlich cooler Satz ist!). Dort gibt es auch warmes Essen, Boulette, Schnitzel und ein, zwei wechselnde Mittagessen mit Beilagen und so. Man kann draußen sitzen und drinnen stehen. Entlang der Wand schlängelt sich eine, nicht sonderlich tiefe, Theke, an der man stehen, die Wand angucken und dabei essen kann.
Ganz hinten durch, gleich neben dem Eingang zu diesem Raum hinten in der Metzgerei (Was ist da überhaupt drin? Küche? Schlachthof?) stand ein Mann, den Rücken notwendigerweise dem Raum zugewandt, und aß etwas, das aussah wie Gulasch mit Nudeln. Ich hatte den Mülleimer gesucht und der stand – mehr oder minder – neben dem Herren, so dass ich seinen Teller und sein Gesicht sehen konnte und was ich sah, war das Gesicht eines bekannten Regionalfernseh-Ansagers.
Jetzt grüble ich die ganze Zeit, ob er sich so unsichtbar gemacht hat, weil es ihm irgendwie peinlich ist, als mutmaßlich Prominenter mittags beim Fleischer zu essen und nicht in einem schicken Restaurant, oder ob er so oft angequatscht wird, dass er einfach nur nicht erkannt werden wollte, um mal in Ruhe was zu essen.
(Mein bevorzugtes Einkaufsgebiet ist wohnortbedingt am Platz der Luftbrücke. Daher die Vermutung, noch häufiger Kleinigkeiten von dort zu berichten zu haben.)
Koch
Hallo Holgi,
Boulette beim/vom Metzger? Nur was für GANZ mutige 🙂
Ich habe vor ein paar Wochen zur Recherche sieben Metzgerbouletten an einem Tag gegessen. Mir ist jetzt noch blümerant 😉
Dritte Möglichkeit:
Er hält sich für prominenter als er ist. (Ich glaube, nicht der einzige Mensch zu sein, der den Ausdruck “bekannter Regionalfernseh-Ansager” für paradoxieverdächtig hält.) Jedes Mal, wenn der seine eigene Prominenz überschätzende Regionalfernseh-Ansager in der Öffentlichkeit speist und NICHT erkannt, geschweige denn angequatscht wird, trübt sich seine Stimmung bei dem Gedanken, offensichtlich doch nicht so bekannt zu sein. Deswegen greift er unbewusst zum Hilfsmittel, nur noch verborgen zu essen, damit er dann sein Nichterkanntwerden dem gut gewählten Versteck zuschreiben kann.
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Uli Zelle?
Nostalgie
Geschichten vom Platz der Luftbrücke?
Kann ich mit dienen:
Ich war bei der Eröffnung der (wie angeblich ‘der Einheimische’ sagt, was aber Quatsch ist:) “Hungerharke” als sechsjähriger Steppke dabei. Weil wir in der Nähe wohnten und auch die Druckere in der Papa arbeitete in der Nähe war (Dudenstraße). Bei den Amis haben wir um “Schwenig-Gam” (chewing gum) oder “Häf ju wan penny for me?” gebettelt, bekamen aber manchmal mit Chester cheese belegte Toastscheiben: Beides in Deutschland noch unbekannt. Also sehr exotisch und beliebt.
Ich mag den Platz und die ganze Ecke immer noch, wenn’s mich mal dahin verschlägt.
Ich wünschte, ich würde ein wenig näher dran wohnen, so dass ich nur drei Minuten zu Platz laufen muss. Momentan sind es eher 15, denn ich wohne am anderen Ende der Siedlung, nahe dem S-Bahnhof Tempelhof. Stadtauswärts ist die Versorgungslage allerdings dermaßen schlecht, dass es sich lohnt, die Viertelstunde zu gehen 🙂