Berlin ABC

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Wir fahren durch die Hauptstadt

Alexanderplatz

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Der Alexanderplatz in Berlin ist seine vermutlich bekannteste Station, denn hier wurde Geschichte geschrieben, hier steht das Wahrzeichen der Stadt, der Fernsehturm, hier spielte Döblins gleichnamiger Roman und hier treffen sich täglich die Berlintouristen, um sich von einem der vielen Anbieter für DDR-Devotionalien ein sozialistisches Erinnerungsstück zu kaufen: Eine NVA-Mütze gefällig? Rund ums Jahr finden sich Stände und Büdchen, die darauf spezialisiert sind, Krimskrams zu überteuerten Preisen feilzubieten. Und natürlich gibt es dort einen Weihnachtsmarkt! Jeden Tag eigentlich führt irgendeine Gruppe oder ein Alleinunterhalter seine Kunst auf. Von mittelalterlichem Trommeln, Beatles-Cover, antikapitalistische Percussion-Aktionsgruppe oder Plastikrohr-Didgeridoo-Spielerin ist alles dabei!

DSCF8015Bild mit Telespargel

Im Moment – also heute noch, glaube ich, steht neben dem Monster-Kaufhaus Alexa, in das mich – wie ich immer wieder betone – keine zehn Pferde reinbekommen, ein Rummel. Wir Ostdeutschen sagen Rummel, die Wessis kennen es auch als Kirmes oder Volksfest. Ich liebe Rummel, seit ich denken kann! Auf dem jährlichen Rummel in Oranienbaum habe ich meine Mutter so lange durch Würfelbahn und Kettenkarussell gescheucht, bis sie sich in einer dunklen Ecke diskret übergeben musste – ich aber war immer noch nicht zufrieden, wollte nochmal und nochmal! Beim Rosenfest das gleiche und später dann, im schönen Bad Mergentheim konnte ich das jährliche Volksfest nicht abwarten! Ich LIEBE Fahrgeschäfte aller Art! je wilder, desto besser! Je mehr man durchgewirbelt und durchgeschüttelt und auf den Kopf gestellt wurde, desto mehr lachte und quiekte ich und desto glücklicher war ich.

DSCF8022Weltzeituhr – der vielleicht beliebteste Treffpunkt am Alex

Das hat sehr lange gehalten. Genauer gesagt hat es wohl noch nicht aufgehört und ich bin irgendwie ganz froh, dass ich jetzt Kinder habe, die so etwas auch mögen. Der Große ist acht Jahre alt und darf inzwischen, da er ein Meter vierzig groß ist, ALLE Fahrgeschäfte betreten und nutzen. Im Sommer sauste er in Göteborg mit den Achterbahnen durch die Gegend und nun darf er auf dem Rummel neben dem Alexa ein paar Fahrgeschäfte ausprobieren. Die Dinger sind leider verdammt teuer. Jedes Kind bekommt zehn Euro – damit kann man zwei Fahrten mit irgendwas machen, denn die meisten belaufen sich bei einem Preis von fünf Euro pro Fahrt und das ist natürlich ganz schön happig! Aber: Sie können es machen – die Nachfrage ist groß genug.

Hängen hier so ab und sehen nur so aus, als könnte man sie leicht gewinnenHängen hier so ab und sehen nur so aus, als könnte man sie leicht gewinnen

Der Große entscheidet sich für den Höllenblitz. Ich muss mitfahren – DARF, besser gesagt. Eine Indoor-Achterbahn ist das, eine, bei der man durch die Gegend saust UND gleichzeitig die ganze Zeit im Kreis herumgeschleudert wird. Innendrin sieht es ein bisschen aus wie im Berghain. Toll!

Vor dem Höllenblitz erzählte dieser ältere Herr GeschichtenVor dem Höllenblitz erzählte dieser ältere Herr Geschichten

Die Kleine ist fünf und für sie kommt fast nur die Wilde Maus infrage. Aber die mag sie auch umso lieber. Der Vater der Kinder ist dabei und erbarmt sich für die Fahrt. Dummer Weise ist das Fahrgeschäft recht alt und ruckelig. Es bremst in etwa so sachte wie die Busfahrer der BVG bisweilen, gleich beim ersten Ruck verrenkt er sich den Rücken. Au weia. Bei der zweiten Runde fahre ich mit – ja, es gab eine zweite Runde und hätte wohl auch eine dritte und vierte gegeben, aber leider sind Rummel nicht mehr so günstig, wie damals in Oranienbaum, als ich selbst fünf Jahre alt war.

Riesenrad haben wir uns dieses Jahr gespart - im wahrsten Sinne des WortesRiesenrad haben wir uns dieses Jahr gespart – im wahrsten Sinne des Wortes

Der Große spielt seinen zweiten Joker im Free Fall Tower. 90m ist der hoch. Der Vater ist wieder dran. Für beide ist es das erste Mal. Es ist ein Vergnügen, das irgendwie schnell vorbei ist: Ein Fall ist eine Fahrt. Aber oben dreht man sich noch etwas und kann den Ausblick auf die Stadt genießen. Das gibt es quasi gratis dazu. Und dann saust man nach unten. Alles kreischt und quiekt. Ich war selbst einmal in einem Free Fall Tower am Canstatter Wasen. Damals, vor vielleicht zehn Jahren oder so. Ich fuhr nach ganz oben. Oben gibt es immer den Blick auf die Stadt. Und dann fiel auf dem gesamten Wasen der Strom aus. Alles rundherum war dunkel und wir hingen da oben rum! Das war einer der aufregendsten Momente in meinem Leben! Da glaubt man kurz, dass jetzt alles aus ist und man denkt an seine Lieben und findet es ein bisschen schade, aber auch ein bisschen witzig, dass es ausgerechnet beim Spaßhaben vorbei ist. Aber das Ding hielt uns oben und irgendwann ging das Licht wieder an und wir kamen runter.

Im freien Fall fliegen die Beine so schön!Im freien Fall fliegen die Beine so schön!

Das krasseste Fahrgeschäft am Alex-Rummel ist der Booster Maxxx! Heidewitzka, das sieht schon beim Zugucken irre aus! Ein Propeller , der bis zu 60 m hoch ist (sieht eigentlich höher aus, aber egal) und bis zu 100 km die Stunde erreicht! Ich MUSSTE ihn probieren! Es war eine tolle Fahrt! Mir flatterten die Augenlider und meine Frisur war hinterher … interessant! Noch nie zuvor habe ich Berlin aus so einer Höhe überkopf gesehen! Es. war. großartig. Natürlich viel zu schnell vorbei und bei fünf Euro pro Fahrt überlegt man es sich drei Mal, ob man das nochmal macht, zumal man sehr lange warten muss.

In der Geisterbahn hat eine ihr Korsett und ihren Schlüpfer verloren.In der Geisterbahn hat eine ihr Korsett und ihren Schlüpfer verloren.

Jedenfalls: Der Rummel am Alex, ein Mal im Jahr, jeder zehn Euro – kann man schonmal machen.

Frohes Fest!


5 Lesermeinungen

  1. Wolfgang Hennig sagt:

    Frohe Weihnachten, wünsche ich.
    Ihre Textquintessenz:
    “Ich wollte nie erwachsen sein”?…Peter Maffay:=)

  2. perfekt57 sagt:

    Räusper, haben unseen Orden "Held der Sozialistischen Arbeit" allerdings bei Ebay er-
    steigert, immer wieder ein Gewinn so ein Schmuckstück. In der Familie immer auch wieder gerne genommen die Geschichte vom Bekannten, 82, fit, welcher DDR-früher extra Busfahrer in Eisenhüttenstadt geworden war, weil er das Bus- u. Autofahren so liebte, und weil er (für uns gefühlt) schon immer ein Grenzgänger gewesen war, daher gerne so weit östl. an der Grenze lebte.

    Und mit dem umgebauten Moskwitsch erst Ostsee & Harz & alles bereiste, dann Ungarn, Balaton und Polen, um sodann eines Tages auf dem Alex auf die Idee zu kommen “warum eigentlich nicht, ich bin doch echte Arbeiterklasse” und im Reisebüro am Alex eine Reise nach Kiew und weiter bis in den Kaukasus beantrage, nebst Ausweichzielen & Terminen.

    Und wurde irgendwann sogar genehmigt, große Sache! Und zwei Jahre später durfte er sogar noch mal bis in den Ural mit Frau, also noch vor der Wende. Und klar mussten immer 5-6 Fahrzeuge einen Konvoi bilden, theoretisch zusammenbleiben, aber am Alex gings zue

  3. Nicole lösche sagt:

    Titel eingeben
    Ich Wünscht euch ein schönes Silvester noch und ein gute rutscht noch ,den Break Dance F1 und die anderen leute von Schausteller .

  4. Don Ferrando sagt:

    Kulinaria
    Zuckerwatte und Türkischen Honig, oder wenigstens gebrannte Mandeln!
    Mussten die armen Kinder Hunger leiden?

    Alles Gute für 2016. Ich freue mich auf weitere Berichte!

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