Berlin ABC

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Wir fahren durch die Hauptstadt

Kaiserin-Augusta-Straße

| 7 Lesermeinungen

Ich halte Tempelhof schon länger für den südlichen Geheimtipp Berlins. Dummerweise bezieht sich das weniger auf den Teil Tempelhofs, in dem ich lebe, sondern auf den Teil, der außerhalb des sogenannten Hundekopfes, also des S-Bahnringes liegt.
k_augusta_schild
Verlässt man an der Kaiserin-Augusta-Straße die U6, findet man nicht nur eine gute Einzelhandelsinfrastruktur und schöne, kopfsteingepflasterte Alleen voller Altbauten, sondern auch das Wenckebach-Klinikum (die Nähe zu einem Krankenhaus gewinnt mit zunehmendem Alter auch zunehmend an Wichtigkeit und ich werde nicht jünger) und einen weiteren Park, der sich östlich des Tempelhofer Damms zum Park-Enseble gesellt, von dem ich neulich schonmal erzählt hatte.
k_augusta_parkblick
Der Franckepark macht den Eindruck, als sei hier ein Gletscher durchgewandert (das ist genau die Art Landschaft, in der ich mich – abgesehen von der Küste – am wohlsten fühle). In seiner Mitte befindet sich eine große Senke, ein sogenannter Toteiskessel. Toteiskessel entstehen, wenn ein einzelner, vom Gletscher abgekoppelter Eisblock verschüttet wird und dann irgendwann abtaut. Solche Kessel füllen sich gerne mal mit Grundwasser, so dass man hinterher einen hübschen, kleinen Badesee vorfindet.
k_augusta_senke
Einen solchen See gab es Ende des 19. Jahrhunderts auch im Franckepark, er hieß „Krummer Pfuhl“, man konnte gegen Eintritt darin baden, aber dann wurde irgendwann der Teltowkanal gegraben, der Grundwasserspiegel sank ab – und jetzt liegt am Boden der Senke nur noch ein kleiner Teich, aus dem das Damwild trinkt, das 20-köpfig im Tiergehege rumlungert und demnächst teilweise umgesetzt werden soll, denn im Gehege ist zu wenig Platz für so viele Tiere.
k_augusta_parkschild
Ich bin schon reichlich davon begeistert, ein – mehr oder weniger – eigenes Wildgehege im Bezirk zu haben, muss es mir aber leider mit Idioten teilen, die dafür verantwortlich sind, dass der Hirsch des Geheges im Herbst 2015 verstarb, weil die einen ihn (falsch) gefüttert und die anderen ihren Müll über den Zaun geworfen haben, den er auch gefressen hatte, so dass er schließlich verendete.
k_augusta__hirsche
Aber auch ohne Hirsch kann ich den ganzen Tag auf der Bank im Park sitzen und den verbliebenen Weibchen beim Chillen zusehen (oder was Hirsche halt den ganzen Tag so machen). Momentan tragen sie ihr Winterfell. Das ist nicht ganz so hübsch. Aber ich hab gehört, es soll auch wieder ein Sommer kommen.


7 Lesermeinungen

  1. sternburg sagt:

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    Grundsätzlich völlig richtig. Und doch fühle ich persönlich mich dort so unwohl wie in wenigen anderen Gegenden Berlins. Einfach, weil dieses Viertel so brutal von mehrspurigen Rennstrecken mit hohem LKW-Aufkommen zerschnitten wird.

    Insbesondere der Tempelhofer Damm fühlt sich an, als hätte man die innerdeutsche Grenze vor der Haustür neu aufgebaut.

    Nein, auf einen Besucher mag das alles nett wirken. Aber dort wohnen ist keine schöne Erfahrung.

    • Holger Klein sagt:

      Direkt am T-Damm würde ich auch nicht wohnen wollen. Ich verstehe sowieso nicht, warum der nicht entschleunigt wird.

  2. sternburg sagt:

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    Aber auch in den so netten Straßen dahinter fühlt sich das durch diese Straßen (Die Manteuffel- und Friedrich-Karl- sind ja auch nicht so viel besser) irgendwie… ich kann das schwer in Worte fassen… wahnsinnig eingesperrt an.

    Ich habe mich selten als Mensch und Bewohner einer Stadt so sehr auf eine Rolle als Fußgänger, als Verkehrshindernis herabgestuft gefühlt. Kaum irgendwo in Berlin fühlte ich mich von der Stadtplanung so lediglich geduldet wie dort.

    Heute wohne ich wirklich an der großen Straße, nämlich an der Sonnenallee. Die bestimmt nicht weniger befahren ist. Wie es auch insgesamt in Neukölln sicher nicht weniger Autos (oder freundlichere Fahrer) gibt. Und doch fühlt sich das irgendwie anders an.

    Auch wenn ich das, wie gesagt, schwer in Worte fassen kann.

    • Holger Klein sagt:

      Ich lege kürzere Strecken mit dem Rad zurück und habe eine vage Ahnung, was Du meinst. Jedesmal, wenn ich den T-Damm fahre, möchte ich hinterher im Rathaus randalieren.

  3. ajuvo sagt:

    Tdamm
    Der T-Damm gehört für Radfahrer gesperrt. Viel zu gefährlich. Und in einer der Parallelstraßen auf Kosten einer Parkplatzreihe ein kreuzungsarmer Radschnellweg gebaut. Müsste nur einer machen. Trotzdem schön in meinem Kiez da. Warst Du schon in der Ufa-fabrik? U Ullsteinstr.

    • Holger Klein sagt:

      Entweder das – oder den T-Damm entschärfen, indem eine Spur zum Radstreifen gemacht wird. Es muss für Autofahrer hinreichend unattraktiv sein, mit dem Auto in die Stadt zu fahren, dann profitieren am Ende alle davon. Auch diejenigen, die nicht mit dem Rad fahren.

      An der Ullsteinstraße war Kartin.

  4. Muchtprinz sagt:

    Tempelhof
    Habe ine Weile in der Ullsteinstraße gelebt und vermisse mein Tempelhof. Schöner Artikel, Danke.

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