Um mehr über Bier zu lernen, geht man in Frankfurt zu einer Autowerkstatt. An der Montagebühne von Dietmar Flucke werden auch Gläser gehoben und Hopfenblumen analysiert. Kamerabesuch bei einem Bierenthusiasten.
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Inmitten des lebendigen Familien- und Studentenviertels Bockenheim öffnet sich hinter einer dunklen Durchfahrt ein lichter Hinterhof. Dort hat Dietmar Flucke vor zehn Jahren eine Autowerkstatt eröffnet. Er wollte, wie er sagt, bewusst nicht auf die grüne Wiese oder in die Außenbezirke der Stadt, wo die Mieten günstiger wären und mehr Raum zur Vergrößerung. Ihm ist die Nähe zu den Kunden wichtig, sagt er, er will ihr Vertrauen gewinnen und gründliche Beratung anbieten.
Dass er nach dem Abitur eine Lehre als Automechaniker begann, war mehr eine Laune. Flucke machte das Reparieren Spaß – und das wollte er zweieinhalb Jahre lang ausleben. Anschließend begann er ein Politikstudium. Doch als er sich nach dem Abschluss mit seinem Professor über den Entwurf seiner Dissertation zerstritt, besann er sich auf seine handwerklichen Fähigkeiten und ging in die Selbstständigkeit.
Als es Dietmar Flucke in seiner Werkstatt zu einsam wurde, fragte er einen Freund, ob sie nicht in seinen Werkstatträumen etwas gemeinsam auf die Beine stellen wollten. Als gemeinsamen Nenner fanden sie die Leidenschaft für Bier. Von ihren Ausflügen mit dem Transporter brachten sie fränkische und belgische Biere nach Bockenheim und befestigten in der Werkstatt ein langes Regal, in dem sie ihre Geschmacksentdeckungen zum Kauf anboten. Inzwischen bietet Flucke dort mehr als hundert Sorten Bier an, aus aller Welt. Und so oft sein Terminkalender es erlaubt, baut er nach Ladenschluss seine Hebebühne zu einem spezialangefertigten Tisch um und gibt sein Wissen, das er sich in den letzten Jahren angeeignet hat, in gut besuchten Bierproben weiter. Wo tagsüber Autos hochgehievt werden, wird nun Bier verkostet und analysiert.
Dietmar Flucke bezeichnet sich als Bierenthusiasten und will den Menschen die Welt von Gerste, Malz und Hopfen näher bringen. Deren Vielfalt soll für Überraschungen sorgen. An seinem Biergeschäft verdient er kaum etwas, und will es eigentlich auch nicht. Eine anständige Beratung könne durch den relativ niedrigen Flaschenpreis kaum aufgewogen werden, sagt er, den neuerdings überall aus dem Boden sprießenden Bier-Läden räumt er auf lange Sicht kaum eine Chance ein. Für ihn ist der Austausch über Bier mehr ein Hobby, eine Werkstatt ohne dieses soziale Schmiermittel kann er sich nicht mehr vorstellen.