Eigentlich wollte AB Inbev die beiden Traditionsmarken an einen hessischen Investor verkaufen. Doch nun gesteht der Weltkonzern ein, dass der Verkaufsprozess anders läuft als geplant.
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Der weltgrößte Braukonzern AB Inbev (Beck’s, Franziskaner, Löwenbräu, Corona) hat offenbar Schwierigkeiten beim geplanten Verkauf der beiden Traditionsbrauereien Hasseröder und Diebels. Laut den im Januar durchgesickerten Plänen sollten die beiden Brauereien an den Kronberger Finanzinvestor Daniel Deistler und dessen Unternehmen CK Corporate Finance verkauft werden. Doch der Verkaufsprozess ist ins Stocken geraten: Am Montag teilte AB Inbev mit, man werde die „Verkaufsabsichten neu sortieren“. Anders ausgedrückt: Der Konzern sucht einen anderen Käufer. Zumindest führe man „parallel“ wieder Gespräche mit anderen Interessenten. Zwar sei der Verkauf noch nicht gescheitert, aber der Kronberger Finanzinvestor sei „bisher nicht allen Vertragsanforderungen“ nachgekommen, hieß es zur Begründung.
Schon kurz nachdem die Verkaufspläne an den Kronberger Investor im Januar bekannt geworden waren, gab es erste Zweifel, ob Deistler den Kauf überhaupt stemmen kann. In der Branche galt sein Name als weitgehend unbekannt. Deistler musste sich im Gespräch mit der F.A.Z. gegen Zweifel an seiner Seriosität wehren. Doch AB Inbev betonte noch vor wenigen Wochen, man gehe von einem planmäßigen Abschluss des Verkaufs Mitte des Jahres aus.
Die beiden Brauereien haben turbulente Zeiten hinter sich. Hasseröder in Wernigerode in Sachsen-Anhalt galt Ende der neunziger Jahre als ostdeutsche Erfolgsgeschichte. Vor rund 10 Jahren war der Höhepunkt erreicht, Hasseröder braute damals mehr als 2,7 Millionen Hektoliter im Jahr, doch dann brach die Erfolgsgeschichte ab. Im vergangenen Jahr verkaufte Hasseröder nur noch 1,9 Millionen Hektoliter. Zwar ist Hasseröder noch immer die meistgetrunkene Biermarke in Ostdeutschland, doch der Glanz hat Kratzer bekommen.
Auch Diebels hat seine Glanzzeit lange hinter sich. Die Brauerei aus den niederrheinischen Issum war Anfang der achtziger Jahre zum Altbier-Marktführer aufgestiegen. Mitte der 1990er Jahre braute Diebels 1,7 Millionen Hektoliter. 2001 verkaufte die Familie dann den Betrieb an die belgische Interbrew, einen Vorläufer des heutigen Braukonzerns AB Inbev. Doch der Weltkonzern hat das Interesse an der Marke verloren. Seither geht es abwärts.