Trostlos aber wahr: was gezeigt werden kann, wird gezeigt werden. Also bekommt auch die Bundesrepublik den Suizid des verstorbenen US-Amerikaners Craig Ewert im Januar auf den Bildschirm geliefert. Dass das Bezahlfernsehen, hier Focus Gesundheit TV auf premiere, die breite Marktlücke entdeckt, ausfüllt und kurz vor Weihnachten ethisch verbrämt anpreist wundert nicht und ist auch bestimmt gut für die Quote. Dass allerdings mit Professor Christoph Müller-Busch der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, der gleichzeitig Mitglied der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer ist, sich und seinen Namen für dieses Projekt hergibt um die Ausstrahlung mit einem, wie der Sender dpa mitgeteilt hat, vorangestellten und abschließenden Experteninterview in den Rang einer Bildungssendung zu erheben, signalisiert, dass ethisch doch auch in ethiknahen Kreisen einiges im Argen liegt. Eugen Brysch, Gesschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospizstiftung, legt – absehbar erfolgslos – dem Sender nahe, auf die Ausstrahlung zu verzichten: „Die Deutsche Hospiz Stiftung verurteilt die geplante Ausstrahlung und fordert Focus Gesundheit auf, von den Plänen abzurücken. Denn auch der Weichspüler, dass ein Palliativmediziner im Begleitprogramm der Werbesendung ein Interview geben darf, behebt das Problem nicht, dass Berichte über Suizid neue Suizide provozieren.“ Für die Bundesärztekammer und die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin sollte das Bestreben Anlass zu einer internen Klärung sein, wie weit die praktische Ethik- und Öffentlichkeitsarbeit denn künftig gehen soll. Das könnte deutlich spannender und möglicherweise auch eher nach vorne weisend sein, als die Ausstrahlung eines Filmes über die Tragödie des am Leben verzweifelten Craig Ewert selbst. Wir warten interessiert auf Stellungnahmen.