Eluana Englaro ist am Montag im Alter von 38 Jahren gestorben, nachdem sie über sechzehn Jahre im Wachkoma gelebt hat. Ärzte der Klinik „La Quiete“ teilten den Eintritt des Todes mit. Hier lebte die seit 1992 im Wachkoma lebende Frau seit einigen Tagen um zu sterben. Hier war am Samstag trotz aller Bemühungen der Berlusconi politischen und rechtlichen Druck auf die Krankenhausbetreiber und die Familie der Frau auszuüben, das Ende der künstlichen Ernährung eingeleitet worden. Dass die Frau schon so kurz nach dem Ende der künstlichen Ernährung starb, kam überraschend. Die Familie wollte den Tod Eluana Englaros nicht weiter kommentieren und bat darum „unseren Schmerz“ zu respektieren.
Berlusconi reagierte zwar auch „betroffen“ über den Tod, verstummte im Gegensatz zur Familie aber nicht, sondern kritisierte einerseits Staatspräsident Napolitano, der durch die Verweigerung seiner Unterschrift unter ein Eildekret die Rettung eines Menschenlebens verhindert hätte. Berlusconis Sozialminister Maurizio Sacconi kündigte an, im begonnenen Sinne weiterzumachen: „Wir müssen das Gesetz verabschieden, das die Aussetzung der künstlichen Ernährung in Italien verbietet. Wir müssen einen weiteren Fall Englaro verhindern.“
Vor der Klinik in Udine versammelten sich hunderte Menschen aus recht unterschiedlichen Motiven: manche beklagten den Tod Englaros und kritisierten ihn als Euthanasie, andere erklärten ihre Solidarität mit Beppino Englaro. In Italien wird nach der scharfen Kontroverse der letzten Tage für möglich gehalten, dass die Staatsanwaltschaft die Umstände des Todes von Frau Englaro rechtlich untersuchen wird.
Insgesamt haftet diesem Sterbehilfefall mehr als allen anderen, die in den letzten Jahren Schlagzeilen gemacht haben, etwas Bestürzendes an, weil noch nie eine Regierung sich so massiv in eine juristische Auseinandersetzung eingeschaltet und versucht hat, mit politischem Druck einen von der Familie einmütig getroffene und von einem Gerichts rechtskräftig für erlaubt erklärten Behandlungsabbruch zu verhindern. Das regierungsoffizielle Italien hat sich so in den Auseinandersetzungen um Sterbehilfe und den Abbruch lebenserhaltender medizinischer Behandlungen als weltanschaulicher Gegenpol zu den Beneluxstaaten profiliert. Die Vehemenz der regierungsoffiziellen Linie versteht sich dabei durchaus nicht von selbst, denn Berlusconi ist keineswegs ein klassischer Wertkonservativer; er hat bislang auch nicht den Anschein erweckt, als sei ihm der Schutz des Lebens von Menschen mit Behinderungen ein besonders tiefgehendes inneres Anliegen. Dass in den letzten Tagen die Italiener in Meinungsumfragen entscheiden sollten, ob sie für oder gegen den Tod von Eluana Englaro seien, dokumentiert auf bizarre Art und Weise ebenfalls, zu was für Auswüchsen es kommt, wenn individuelle Fallgeschichten plötzlich zu öffentlich verhandeltem Stoff werden und die Meinung vorherrscht, es könnte eigentlich jeder auf Basis einiger dürrer und zudem von niemandem wirklich hinterfragter Fakten, eine sinnvolle Entscheidung treffen.
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War es Euthanasie? Niemand...
War es Euthanasie? Niemand weiss, was Koma-Patienten von ihrer Umgebung wahrnehmen…
Es ist schrecklich zu lesen, dass es Meinungsumfragen gab, ob Eluana Englaro leben oder sterben sollte… Sie ist nun gestorben – früher, als die Ärzte angenommen hatten. Ihr sind damit wahrscheinlich Qualen erspart geblieben, die der Entzug von Nahrung und Wasser für eine Komapatientin mit sich gebracht hätten. Dass es möglicherweise nach der großen öffentlichen Aufmerksam für das Schicksal der Patientin eine richterliche Untersuchung geben soll, halte ich für gut…
Sie hat nun ihren Frieden.
Es sollte jedem Menschen...
Es sollte jedem Menschen freigestellt sein, seinem Leben ein Ende zu setzen. Sollte die Entscheidung nicht mehr selbst getroffen werden können, dann ist es in Ordnung, das die Eltern, sofern vorhanden, dies übernehmen!
Auf eine Poltik, die letzlich darauf aus ist, sich nur zu profilieren und als Retter darzustellen, muss man nicht zählen.
“Eluana potrebbe fare un...
“Eluana potrebbe fare un figlio…”
Berlusconi ist eine widerliche Person.
ich wohne seit vielen Jahren...
ich wohne seit vielen Jahren in Italien und habe den Fall von Anfang an mitverfolgt. Endlich ist sie erlöst. Diese Welle der Bestürzung seitens einiger fanatischer Kontra Sterbehilfe (wenn mann in diesem Fall überhaupt davon sprechen kann) und seitens der Politik ist eine Farce. Bis kein eindeutiges Nein seitens des Vatikans vorherrschte gab es seltsamerweise auch kein Nein der Politik. Aber gestützt durch Kirche & Co oder gerade auch wegen ??!!!!!!! Leider lebe ich in einem Land in dem die Fahne der Politik im Winde des Vatikans weht.
Ich denke es ist mehr als...
Ich denke es ist mehr als genug von allen Beteiligten und Unbeteiligten dazu geäußert worden. Man sollte die Toten ruhen lassen und sich in aller Stille einmal fragen ob man selber ein solches „Leben“ leben wollte und wer hier am Ende derjenige ist, der wider der Natur und dem lauf des Lebens handelt.
<p>Da kann man nur sagen,...
Da kann man nur sagen, glücklich ist es endlich zum Ende gekommen.
Gott hat eine bessere Entscheidung getroffen, als Berlusconi es zulassen wollte.
Euthanasie ist etwas, was man nicht leicht nehmen muss, aber für viel ein Auskunft. Wenn mein Hund krank ist und viel Schmerzen hat und der Tierarzt sagt er wird niemals gesund, dann tut es mir weh aber ich will ihn nicht leiden lassen und so kriegt er eine Spritze.
Warum müssen wir bei Menschen immer so tun, als ob sie weniger sind als Tiere?Wenn jemanden Schmerzen hat und nicht mehr weiter kann und auch keine Besserung in Aussicht hat, warum hat er dann kein Recht zu Sterben?
<p>Die Entscheidung über das...
Die Entscheidung über das Leben eines anderen Menschen darf aber nicht davon abhängen, ob man selber dieses Leben (warum setzen Sie es in Anführungszeichen, Karsten?) leben wollte – zumal es schwer fallen dürfte, sich vorzustellen, wie es wirklich ist, im Wachkoma zu leben (es spricht ja auch vieles dafür, dass es „das“ Wachkoma so nicht gibt, sondern die Lebenslagen der Wachkomapatienten, ihre Wahrnehmungs- und Empfindungsmöglichkeiten sehr unterschiedlich sind.
Zu der sehr niederländischen Stellungnahme möchte ich ergänzend fragen: Wie kommen Sie darauf, dass Eluana Englaro unter Schmerzen litt? Im Übrigen geht es nicht so sehr um ein „Recht zu Sterben“, sondern um die Frage, ob andere ein Recht haben, durch Abbruch der lebenserhaltenden künstlichen Ernährung und Flüssigkeitsversorgung den tod herbeizuführen – bzw. ob sie das Recht haben, die lebenserhaltende Behandlung fortzuführen, obwohl es keine Einwilligung mehr darein gibt?!
<p>Irgendwie schon seltsam -...
Irgendwie schon seltsam – mich beschleicht da so ein komischer Verdacht …ob da jemand ein wenig „nachgeholfen“ hat, um schnell vollendete Tatsachen zu schaffen, noch bevor der inszenierte Todesfahrplan für Eluana gestoppt werden konnte???
War es Gottes Wille, oder haben sich wieder mal Menschen zum Richter über Leben und Tod selbst ernannt … ???
<p>Entweder empfindet man im...
Entweder empfindet man im Wachkoma garnichts, oder man empfindet auch Schmerz. Wer möchte einen Verwandten oder auch sich selbst 17 Jahre lang quälen?
Es hat in Italien in den letzten Jahre schon viele Umfragen gegeben und über die Hälfte der Antworten waren immer für eine vorsichtige und bewusste Sterbehilfe. Die Politik läuft immer hinterher, und die katholische Kirche verliert wieder (wie beim Kampf gegen die Schwangerschaftsverhütung) den Kontakt zu den Leuten.
<p>Endlich hat Eluana Frieden...
Endlich hat Eluana Frieden gefunden! Ich schäme mich, wie die ganze Geschichte wieder ausgenützt wurde, um einmal mehr über Politik zu reden! Es geht um Menschen, um Liebe, um Schmerz. Tante sentite condoglianze alla famiglia!