Peter Singer ist ein Behindertenfreund. Michael Schmidt-Salomon muss das wohl sagen, denn er zeichnet als Vorstandsvorsitzender dafür verantwortlich, dass der mittlerweile in Princeton lehrende Singer, den andere für einen veritablen Behindertenfeind halten, am kommenden Freitag (3. Juni 2011) den ersten Ethik-Preis der Giordano Bruno Stiftung verliehen bekommt. Wogegen zwar nichts spricht, weil jede und jeder jedem und jeder Preise ganz nach Belieben verleihen kann (und es werden ja auch ganz schön viele Preise an ganz schöne viele Menschen verliehen, bei denen man sich auch fragt….), aber Michael Schmidt-Salomon will uns überzeugen, dass der Ethik-Preis an Singer nicht nur verliehen werden darf, sondern geradezu verliehen werden muss, und zwar einerseits wegen der Bedeutung, die Singer als Tierrechtler für die Debatte über „Grundrechte für große Menschenaffen“ (ich mag Menschenaffen auch, die können nichts für ihren Sympathisanten Singer) hat, eigentlich aber auch überhaupt, denn „Singer ist einer der mitfühlendsten und klarsten Denker unserer Zeit“, das wiederum weiß Schmidt-Salomon, der auch ganz schön klar denkt und viel mitfühlt
„als philosophischer Theoretiker, sondern auch ganz bewusst vor dem Hintergrund meiner eigenen praktischen Erfahrungen: Vor einigen Jahren arbeitete ich sehr intensiv mit einem „Förderverein für Familien mit chronisch kranken und schwerstbehinderten Kindern“ zusammen. Daher weiß ich, wie groß die Belastung dieser Familien ist.“
Ich gestehe: Ich hab kein einziges Buch des philosophischen Theoretikers mit dem so wundersam die Welten verbindenden Namen gelesen, der auf seiner Webseite stolz berichtet, dass der „Spiegel“ ihn einmal „Chef-Atheisten“ genannt hätte, obwohl er sich weder als Chef noch als Atheist sehe, sondern als „evolutionären Humanisten“. Huibuh. Ich will es auch nicht und muss es auch nicht. Von mir aus kann Schmidt-Salomon, dessen Förderverein mir ebenfalls unbekannt ist, sogar Preise bekommen.
Ich habe allerdings einige, ja gerade zu fast alle Bücher des Praktischen Philosophen Peter Singer gelesen (die neuesten nicht mehr: die 3. Auflage seiner Praktischen Ethik und die utilitaristische Streitschrift für die Bekämpfung der Welt-Armut durch aufopferungsvolles Spendenwesen), der auch so seine Erfahrungen hat, wie wiederum Michael Schmidt-Salomon zu berichten weiß:
„Seine Achtung vor dem Leben geht soweit, dass er sich seit Jahrzehnten schon vegan ernährt und einen Großteil seines Einkommens für wohltätige Zwecke spendet. Glauben Sie wirklich, dass ausgerechnet ein solcher Mann, der sich sein Leben lang (wie kaum ein anderer Philosoph weltweit!) für die Schwächsten der Schwachen einsetzt, „Hetze gegen Behinderte“ betreibt? Glauben Sie wirklich, dass es in irgendeiner Weise gerechtfertigt sein könnte, ihn mit Faschisten auf eine Stufe zu stellen?“
Nein, ich werde jetzt nicht ausführen, dass Vegetarier sein und Tierfreund keinesfalls garantiert, dass jemand kein Ressentiment gegen Behinderte pflegt (es gibt aber natürlich auch Vegetarier und Tierfreunde, die sich in dieser Hinsicht nichts vorwerfen lassen müssen). Und ich werde auch nicht fragen, wer Singer denn mit Faschisten auf eine Stufe gestellt hat – der Freiburger Medizinhistoriker Andreas Funke hat in einem Feature, das ich dereinst für den Deutschlandfunk produziert habe, darauf hingewiesen, wo Wurzeln der aktuellen Debatte liegen:
„Gerade wenn man die Praktische Ethik von Peter Singer betrachtet, finden sich da Gedankengänge, die Hoches sehr ähnlich sind. Gerade das, was Hoche meint, wenn er den Geistig Toten die Subjektivität abspricht, macht im Prinzip auch Singer, wenn er Säuglingen als Menschen ohne Subjektivität bezeichnet, die sich ihres Seins nicht bewußt sind. Deswegen handelt es sich, wenn man sie tötet, nicht um die Auslöschung eines Individuums. Genau dasselbe sagt Hoche in seinen ärztlichen Ausführungen auch, dass diese Menschen keine Menschen seien, weil sie kein Selbstbewusstsein hätten, keine Eigenart, sondern nur vor sich hin vegetieren ohne eine Interaktion mit der Gesellschaft aufzunehmen. Bei diesem Gedankengang ist es doch sehr auffällig, dass Parallelen zu finden sind zwischen 1920 und der aktuellen Bioethikdebatte.“
Ok. Schreiben wir also über Singer, den Behindertenfreund. Schmidt-Salomon zitiert aus Singers 1993 in Deutschland erschienenem Buch „Muss dieses Kind am Leben bleiben? Das Problem schwerstgeschädigter Neugeborener“ Schon der Titel des Buches ist, was Schmidt-Salomon so nicht sehen wird, diskriminierend. Wieso sind „schwerstgeschädigte Neugeborene“ ein Problem? Und was sind überhaut „schwerstgeschädigte“ Neugeborene? Es erscheint auch etwas ungewöhnlich einen angeblich empathischen Diskurs mit der Frage zu eröffnen, ob der Betroffene denn nun am Leben bleiben müsse. Aber in dem Buch ist, was Schmidt-Salomon von dessen Unverfänglichkeit überzeugt hat, zu lesen:
„Wir meinen (…), dass die reichen Nationen sehr viel mehr tun sollten, um behinderten Menschen ein erfülltes, lebenswertes Leben zu ermöglichen und sie in die Lage zu versetzen, das ihnen innewohnende Potential wirklich auszuschöpfen. Wir sollten alles tun, um die oft beklagenswert schlechte institutionelle Betreuung zu verbessern und die Dienstleistungen bereitzustellen, die behinderten Menschen ein Leben außerhalb von Institutionen und innerhalb der Gemeinschaft ermöglichen“
Das ist hübsch, es lohnt sich aber, sich den Zusammenhang zu vergegenwärtigen: Singer und seine Mitstreiterin Helga Kuhse wollen, dass es behinderten Menschen ganz allgemein besser gehen soll, das gilt aber ausdrücklich nicht für „schwerstgeschädigte Neugeborene“:
„Ein Leben für nicht lebenswert zu befinden, bevor es recht eigentlich begonnen hat, ist eine Sache; eine ganz andere Sache ist es, die Notwendigkeit zu leugnen, die Qualität eines Lebens, das bereits gelebt wird, zu verbessern.“
Soll heißen: Grundsätzlich haben Singer/Kuhse nichts gegen Behinderte – allerdings werden sie es aus philosophischen Gründen kaum schaffen. den Zustand zu erreichen, in dem sie die Fürsorge der praktischen Philosophie erreichen könnten, denn idealiter werden sie das Neugeborenen-Alter nicht überleben – und zwar wegen ihrer Behinderung nicht. Singer kommt übrigens, nachdem er eingehend dekliniert hat, gegen wessen Interessen es alles verstößt, wenn „schwerstgeschädigte Neugeborene“am Leben bleiben, nochmal auf die Kostenfrage vom Beginn seines Buches zurück. Dort hatte er ja noch gefordert, es müsste mehr getan werden, um die Lage der (überlebenden) Behinderten zu verbessern. Aber, fragt er nun, zum Abschluss seines Werkes, geht das denn überhaupt? Die Frage stellen und ein paar Zahlenkunstsücke vorführen („Man schätzte, dass in den Vereinigten Staaten 1983 etwa 140.000 Kinder mit angeborenen körperlichen Abnormalitäten, geisteigen Behinderungen oder Lernbehinderungen geboren würden. Ende der Fünfziger Jahre waren es 70.000„), heißt die erforderlich Stimmung erzeugen zu wollen für diesen fulminanten Abschluß:
„Jedes Gemeinwesen kann nur eine begrenzte Anzahl von Menschen verkraften, für die es aufkommen muss. Wenn wir alle Kinder – ungeachtet ihrer künftigen Möglichkeiten – am Leben halten wollen, müssen wir andere Dinge, die wir möglicherweise für ebenso wichtig halten, aufgeben. Da die meisten Gemeinwesen offenbar nicht bereit sind, ausreichend Mittel für die Bedürfnisse ihrer behinderten Mitglieder bereitzustellen, ist das Überleben vieler weiterer schwerstbehinderter Kinder möglicherweise auch nicht im Interesse der behinderten Menschen, die bereits von staatlicher Fürsorge abhängig sind.“
Wer zuerst lebt, darf auch weiterleben….für die Nachfolgenden reichen die Ressourcen nicht mehr aus, Pech gehabt. Singer, der so freundlich und abwägend daher kommt, der sich den Menschenaffen brüderlich verbunden fühlt und dem kein Kalbsschnitzel in diePfanne und kein Ledergürtel um die Hüfte kommt, möchte bei der Entscheidung
„ob wir ein Kind am Leben halten oder nicht, die Interessen des Kindes, der Familie, des ‚nächsten Kindes‘ und der Gemeinschaft als Ganzer berücksichtigen.“
Da werde ich dann doch lieber Christ als evolutionärer Humanist.
PS.: Apart ist auch Singers Überlegung, wer denn über das Weiterleben behinderter Neugeborener entscheiden soll:die Eltern, klar, aber gegebenenfalls auch der Staat, vertreten durch lokale Prüfungsausschüsse, die aber nur so vielen Kindern das Überleben gestatten dürfen, wie es Geld für „kleine, gut ausgestattete Heime“ gibt.
So. Singer Bücher sind entstaubt. Ins Regal müssen sie trotzdem zurück. Und dort bleiben Sie dann hoffentlich wieder 20 Jahre….
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Dann ist diese Preisverleihung...
Dann ist diese Preisverleihung also mehr eine Werbung für die eigene Ideologie als eine Unterstützung derer,die sich für Behinderte einsetzen. Manchmal gut,wenn man das weiß. Danke für diesen Beitrag!
Tagtäglich wird man von...
Tagtäglich wird man von Ämtern und Krankenkassen wie Schmarotzer behandelt, wenn man notwendige Unterstützung für das schwerstmehrfach-behinderte Kind benötigt. Es ist kein Leben mehr, das wir als Eltern führen, weil jede Form der Hilfe immer und immer wieder erkämpft werden muss, und dieser ewige Kampf macht einfach nur kaputt!
Der Aufschrei, der jetzt gegen Herrn Singer zu erwarten ist, sollte auch gegen die Politiker erfolgen, die den Eltern das Leben zur Hölle machen!
Es ist schlimmste Heuchelei, wenn sogenannte Ethiker für jedes Kind das Recht auf Leben fordern, obwohl anschließend die Vorsorgung der am schwersten betroffenen Kinder nicht mehr gesichert wird und die Eltern alleingelassen werden.
Shen Te hat gesprochen, Ritter...
Shen Te hat gesprochen, Ritter und Anwalt der Schwachen! Ihre engagierte, von Herzen kommende Anklage wird noch lange nachschwingen in diesem digitalen Gerichtssaal und den Vertreter der Gegenposition als schäbigen Shui Ta erscheinen lassen, als hässlichen Staatsanwalt. Aber auch der Staats-anwalt ist ein Anwalt, nämlich des Gemeinwesens, also zur Sache! Sie nehmen Anstoß am Titel eines Singer-Buches, das Schwerstbehinderte als Problem bezeichnet. Da sind wir in medias res: Sei es Sterbehilfe, sei es PID, alles, was alten, kranken, behinderten Menschen signalisieren könnte, sie seien ein Problem, eine Last, wollen Sie in Acht und Bann tun. Weil es die Würde, das Selbstwertgefühl verletzt, wenn man den Eindruck bekommt: Ich bin ein Sorgenkind, ein Problem, eine Last. Vor dieser Kränkung sollen die Menschen so weit es geht bewahrt werden – das ist auch meine Meinung. Wenn wir aber in der Abwehr dieser Kränkung zu verbohrt, zu fanatisch sind, können wir unserem Ziel schaden – ähnlich wie ein Feldherr, er sich darauf versteift, die Front auf Teufel komm raus zu halten, und jede Frontbegradigung als Feigheit und Verrat verbietet und Menschen und Ressourcen verheizt. An einigen Stellen bricht die Front bereits ein, wofür die Zahlungsunfähigkeit der City-BKK ein Beispiel ist. Ihre Mitglieder müssen bei anderen Krankenkassen um Aufnahme betteln und werden abgewimmelt, wenn sie zu alt, zu krank sind, kriegen also die Kränkung zu spüren, die wir doch abwehren wollen: Ich bin eine Belastung – die Krankenkasse will mich nicht! Und die City-BKK ist der erste Dominostein, wenn wir nicht bescheidener werden. Unser vergreisendes Gemeinwesen kann nicht mehr alles schultern, Rationierung und Priorisierung werden bereits praktiziert, auch wenn man es nur zugeben kann, wenn man wie Dr. Hoppe nicht zu einer weiteren Amtszeit gewählt werden will. Ich habe übrigens noch nie einen Preis bekommen, auch die Ehre promoviert zu werden, wurde mir von den Universitäten Köln und Bonn nicht zuteil – vielleicht versuche ich es auf meine alten Tage in Bayreuth – schöne Grüße an den Gesinnungsethiker Dr. Tolmein vom Verantwortungsethiker Wengel!
eine frage: seit wann ernährt...
eine frage: seit wann ernährt sich jemand, der hühnereier und milchprodukte aus bio-anbau verzehrt denn bitteschön vegan?
und vielleicht eine ergänzung: die meisten der modernen veganerinnen und veganer sind durch und durch ethisch motivierte menschen, die mit den eugenischen ansichten von herrn singer nichts am hut haben.
wir sind für die befreiung der tiere, aber auch für das lebensrecht allen lebens!
Sehr lesenswert in diesem...
Sehr lesenswert in diesem Zusammenhang:
„The “medical ethics” of Peter Singer“ von Thomas Szasz
Der Text beginnt mit eine Zitat von Lord Acton: “ There is no error so montrous that it fails to find defenders mong the ableast men.“
Hier zu bestellen: https://www.springerlink.com/content/urxqbddu2y8tcawk
rene talbot
Es ist erstaunlich, dass...
Es ist erstaunlich, dass Singer immer wieder Leute (über diesen Begriff habe ich lange gegrübelt und dann doch eine neutrale Bezeichnung gefunden) ausfindig macht, die ihm eine Plattform bieten. Vor einem Jahrzehnt tauchte er mit seinem Gedankengut bei Sandra Maischberger auf. Nach meiner Erinnerung ging er dort argumentativ unter, mit seinen Büchern, in denen er sich nicht mit seinen Gegnern auseinandersetzen muss, ist er gefährlicher. Alle Proteste im Vorfeld der Talkshow, auch bei Alfred Biolek, dem Produzenten der damaligen Sendung, blieben ergebníslos. Jahre zuvor konnte er in der Bonner Bundespressekonferenz seine Thesen verbreiten, behinderte Menschen, die dagegen protestierten, wurden von der Polizei abgeführt. Bleibt nur zu hoffen, dass das Immunsystem unserer Gesellschaft stark genug ist …
<p>Merkwürdig ist, dass der...
Merkwürdig ist, dass der Autor des Blogs Singers Bücher „20 Jahre“ im Regal verstauben ließ und dennoch meint „geradezu fast alle Bücher des praktischen Philosophen Peter Singer“ gelesen zu haben. Immerhin sind doch viele maßgebliche Bücher Singers erst in den letzten 10-20 Jahren erschienen! Am erschreckendsten ist jedoch, dass Tolmein offensichtlich sogar noch stolz auf seine Ignoranz ist (gegenüber Tierrechten, Singers Arbeiten zur Beseitigung der absoluten Armut oder sämtlichen Büchern Schmidt-Salomons, den er so heftig kritisiert).Jeder Leser sollte sich doch bitte selbst ein Bild von der Arbeit der kritisierten Philosophen Schmidt-Salomon und Singer machen.
Leider hast du vergessen zu...
Leider hast du vergessen zu erwähnen, welcher Ideologie Singer eigentlich anhängt, also was diese Widersprüche eigentlich generiert: der Utilitarismus. Dagegen findet der Umstand, dass Singer vegetarisch oder vegan lebt mehrmals Erwähnung.
Fundierte Kritik an Singer und am Utilitarismus kommt aber gerade vom Veganismus, z. B. durch den amerikanischen Rechtsprofessor Gary Francione.
Verwunderlich in dem Zusammenhang ist auch, dass Singer sogar als der Urvater der Debatte über Tierrechte dargestelllt wird, zweieinhalb Jahrtausende nach Pythagoras von Samos.
Wie so oft schwingt auch in deinem Beitrag eine Verunglimpfung des Veganismus mit, mit dem Singer als Eskalation benutzt, areligiöse Ethik als Bedrohung konstruiert wird.
Peter Singer will nicht nur...
Peter Singer will nicht nur „schwerstbehinderte“ Säuglinge zum Wohle anderer behinderter sowie erkrankter Menschen opfern, sondern – gemäss Sunday Times vom 26.11.2011 – auch Affen experimentell quälen und töten lassen zum Wohle von Patienten. Der „Vater der Tierrechts-Bewegung“ erklärte sich einverstanden mit der Verwendung von Affen in der Parkinson-Forschung. Er hält es für „gerechtfertigt“, dass Affen diese Krankheit künstlich zugefügt wird in der vermeintlichen Hoffnung, dass Tausende von Patienten Nutzen aus diesen sinnlosen Experimenten Nutzen ziehen können.
Singer sollte sich hinter die Ohren schreiben, was der britische Psychologe und ehemalige Tierforscher Richard D. Ryder in seinem Buch „Victims of Science“ (1975) schrieb: „Die Leidensfjähigkeit ist der entscheidende Faktor, der uns alle, Menschen und Tiere, verbindet und uns alle demselben ethischen Begriffsbereich zuordnet.“ (…) „Es fragt sich, ob es für die Gesellschaft von Gutem ist, dass das Mitgefühl aus dem Verrhaltensmuster einer immer grösseren Zahl von Menschen ausgemerzt wird.“ (…) Man weiss wenig darüber, inwiefern die in Labors praktizierte, institutionalisierte Gewalt auf die menschliche Gesellschaft ausserhalb der Labors übergreifen kann. Inwieweit wird diese Mentalität – die Gefühllosigkeit, Abstumpfung der Empfindsamkeit und Missachtung von Leiden – die ganze Lebenseinstellung künftiger Generationen beeinflussen?“
Es erscheint reizvoll, den...
Es erscheint reizvoll, den BLOG-Beitrag von Tolmein zu „kommentieren“, wenngleich ich nicht Öl ins Feuer gießen möchte. Nur soweit: Eine „Denkfabrik“ braucht „Denker“, zuweilen auch Philosophen, vielleicht auch einige Humanisten, auch solche, die da phantasievoll den Grundstein für einen sog. „evolutionären Humanismus“ zu legen versuchen, ohne hierbei allerdings selbst ohne „10 Angebote“ auszukommen, bei deren „Befolgung“ die ansonsten gern bemühte „Toleranz“ ihrer tragenden Achsen verlustig zu gehen scheint und so gesehen zu einer „Ersatzreligion“ mutiert, die ohne humanistischen Dogmen nicht auszukommen scheint (vgl. dazu u.a. L. Barth, Neues vom Philosophen und Religionskritiker Schmidt-Salomon, PM v. 18.03.07 bei open-PR >>> https://www.openpr.de/news/125647/Neues-vom-Philosophen-und-Religionskritiker-Schmidt-Salomon.html ).
Der scheinbar gebotene Feldzug gegen die „Religion“ stellt sich nicht selten als „Kreuzzug“ eben der Humanisten dar, obgleich es doch gerade jedem Einzelnen überlassen bleibt, seinen „Glauben“ nicht nur als „naives Primatenhirn-Konstrukt“ zu begreifen, wie sich Schmidt-Salomon gelegentlich auszudrücken pflegt, sondern auch zu praktizieren, so wie dem Philosophen die Freiheit seines Geistes zu konzedieren ist, seine gedanklichen Konstruktionen einem interessierten Publikum nahe zu bringen. Ob allerdings das Publikum hieraus entsprechende Konsequenzen zu ziehen gedenkt, setzt abermals das „Denken“ voraus und sofern wir uns darauf verständigen könnten, dass auch der Humanismus sich dem Toleranzprinzip verpflichtet weiß, so kämen die prominenten Vertreter sicherlich irgendwann zur Erkenntnis, dass es einer fundamentalen Religionskritik in einem säkularen Verfassungsstaat nicht bedarf.
Ob nun Singer einen Preis erhält oder nicht, ist für mich persönlich eher unbedeutend und sofern ganz allgemein für einen nachhaltigen Tierschutz plädiert wird, halte ich dies ungeachtet der Frage, ob ich nun einen „Bruder Schimpanse“ oder eine „Schwester Bonobo“ habe, für ein sinnvolles Anliegen und zwar ohne mich entscheiden zu müssen, ob ich lieber „Christ“ oder „als evolutionärer Humanist“ sein möchte. Von beiden erwarte ich Toleranz, die leider vielfach auf der Strecke bleibt – so jedenfalls meine Gedanken, mögen diese im Zweifel auch einem „„naiven Primatenhirn“ entsprungen sein, dass im Zweifel keine „Verantwortung“ trägt, weil letztlich der „freie Wille“ fehlt und die Gedanken einem Neuronenfeuer im Hirn geschuldet sind, das ohne mein „Denken“ und „Zutun“ fortwährend gezündet wird.