„Dorf des Vergessens“, das ist vielleicht ein gelungener Titel, für einen Beitrag über eine kleine Gemeinschaft, in der fast jeder zweite an einer genetisch bedingten früh ausbrechenden Form von Alzheimer erkrankt. Aber wird der eingängig-flotte Titel auch der Lage der Menschen dort unten in Kolumbien im Medellin gerecht? Das könnte ein Thema für einen Kurs über journalistische Ethik sein – sicherlich wird es auch Leser des Blogs geben, die hierzu eine Meinung haben. Tatsächlich geht es nicht um ein einziges Dorf, sondern um 25 große Familien, die vor allem an vier Orten der Region Antioquia insgesamt (mit allen familiären Verästelungen) 5000 Menschen umfassen, von denen ein erheblicher Teil Träger einer genetischen Besonderheit ist, die zu einem frühen Ausbruch der Alzheimerschen Erkrankung führt. Mich interessiert daher mehr, was in dieser Region, die aufgrund mehrerer wissenschaftlicher Veröffentlichungen in den letzten Jahren ins Visier der Alzheimer-Forscher geraten ist, geforscht wird und wie. Ich bin über eine Reportage in der „New York Times“ auf das Thema gestoßen (es war schon die zweite dort, erst danach habe ich entdeckt, dass sich auch das ZDF-Auslandsjournal- deutlich weniger gründlich – mit dem Thema befasst hat).
Nachdem vor allem von Forschern vor Ort über die Jahre die Daten der Familien und umfangreiche genetische Studien vorangetrieben worden sind, zielen jetzt us-amerikanische Wissenschaftler darauf, in Kolumbien umfangreiche Studien durchführen zu können, mit denen die Wirksamkeit von präventiven medikamentösen Therapien erforscht werden soll. Solche Studien haben in der Vergangenheit stets gezeigt, dass der Ausbruch von Alzheimer nicht gestoppt werden kann, aber die Forscher haben die Hoffnung, dass dieses Ergebnis nur an der falschen Konzeption der Studien lag: Behandelt wurden stets Patienten, bei denen die Krankheit im Frühstadium festgestellt worden war, da war es für eine solche Behandlung aber vielleicht schon zu spät. Ziel der neuen Studien, die möglicherweise nächstes Jahr beginnen könnten, ist es, Menschen präventiv gegen Alzheimer zu behandeln, bei denen man zwar aufgrund der genetischen Befunde weiß, dass sie Alzheimer bekommen werden, bei denen die Krankheit aber eben gerade noch nicht zu Tage getreten ist.
Vorerst sind aber noch vorbereitende Studien in Gang bei denen beispielsweise mithilfe von PET-Scans untersucht wird, in welch unterschiedlichem Ausmaß die Beta-Amyloid-Plaques bei Menschen mit und ohne dem Alzheimer Gen im Hirn nachweisbar sind. Die Ergebnisse werden mit den Ergebnissen genetischer Untersuchungen in Beziehung gesetzt. Das geschieht derzeit bei etwa 300 Probanden. Glaubt man den Medienberichten, erfahren die untersu chten Menschen allerdings aus ethischen Gründen nicht, ob sie zu denen gehören bei denen Alzheimer früh (zu Beginn des 4 Lebensjahrzehnts) Symptome verursachen wird oder nicht. Sie sollen nicht beunruhigt werden. Ich kenne das genaue Design der Studien nicht – sollte das zutreffen, erscheint es mir zumindest fragwürdig: selbstverständlich müssen die Probanden ein Recht auf Nichtwissen haben, dass die Forscher berechtigt sein sollen, ihnen ihre Erkenntnisse zu verweigern, halte ich dagegen für problematisch. Es passt auch nicht gerade zum Umgang mit genetischen Daten, der sich sonst Bahn bricht.Vor allem frage ich mich, ob für jeden die , angesichts der in diesem Kollektiv recht hohen Wahrscheinlichkeit eine Alzheimer begünstigende genetische Dispositionen zu haben, konkrete Unsicherheit, ob man zu denen gehört, deren Leben hier recht früh eine andere Bahn einschlägt, oder nicht, nicht genau so belastend sein kann, wie das Wissen darum, wie sich das eigene Leben an diesem Punkt entwickeln wird.
Möglicherweise sind die Forscher auch weniger von der Sorge um das psychische Wohlbefinden der Patienten getrieben, als von dem Bemühen, sich weitere Forschungspfade mit diesem wertvollen Pool von Genträgern offen zu halten.
Der nächste Schritt der Forscher soll nämlich eine groß angelegte Arzneimittelstudie sein, die die Wirkung von Alzheimer-Medikationen auf die Plaques zeigen soll. Zwar ist noch nicht ganz klar, welches Medikament getestet werden soll, das Gerüst für das Studiendesign steht aber wohl schon fest: Es soll sich hier, gemäß internationalen klinischen Standards um eine kontrollierte Doppel-Blind-Studie handeln – hundert Menschen, die die Genmutation haben, aber noch keine Symptome sollen mit dem Medikament behandelt werden, weitere hundert Genträger erhalten, ebenso wie weitere hundert, die keine genetische Mutation haben, ein Placebo.
Doppelblindstudien sind zwar in den letzten Jahren immer wieder (insbesondere aus dem Bereich biologischen Medizin und Homöopathie) in die Kritik geraten, sie gelten aber nach wie vor (mit, wie mir scheint guten Gründen) als der Goldstandard der Forschung. Ethisch unproblematisch sind sie , wie dieses Beispiel zeigt nicht. Dass die Probanden im Wissen darum, was und wie geforscht wird, den Weg der Forscher mitgehen ist dabei aus meiner Sicht kein überzeugendes Argument: Es handelt sich hier um ein Kollektiv in dieser Hinsicht verzweifelter Menschen, die angesichts der Massivität mit der sie mit Alzheimer konfrontiert sind, (fast) alles tun würden, was Heilung oder Linderung verspricht.
Für eine ethische Bewertung wichtig ist die Antwort auf die Frage, für wie wahrscheinlich die Forscher halten, dass sie mit ihrer Medikation Erfolg haben, wie sie diesen Erfolg beurteilen und wie schnell sie dann ggf. auch Patienten der nur mit Placebos behandelten Gruppe mit Medikamenten versorgen könnten. Betrachtet man die die Geschichte der Suche nach eine r Behandlung für Alzheimer stehen die Chancen allerdings nicht niedrig, dass auch dieser weg nicht den ersehnten Erfolg bringen und damit das e thische Dilemma der Forscher nicht in persönliche Katastrophen der Probanden überführt wird.
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WER VERDIENT an einem Virus?...
WER VERDIENT an einem Virus? Der Programmierer – oder die telekom
(wegen mehr Traffic im Netz endlose Eiwnahlen) und die Anbieter von
nutzlosen (Zero Day Exploit) Schutzprogrammen (Seuche muß erstmal
auftreten und als solche erkannt werden bevor amn an ein heilmittel denken
kann – ganz wie in der Medizin)
Übersetzt so daß die Rentener das auch verstehen, die Pharma Leute verdienen
ja auch an den chronisch Kranken daher sind sie an wirklicher Heilung – wie die
Ärzte – die würden ja auch arbeitslos – vom wirtschaftlichen Standpunkt her nicht interessiert.
Wenn ich jemandem 800 Euro im Monat für ein Placebo abknöpfen kann
(Eli-Lilly Zyprexa Skandal) ist das wirtschaftlich besser als einmalig für 1000
Euro ein für alle mal zu heilen (denn damit verisgt ja die Einnahmequelle).
Der Link kommt übrigens vom heise forenten „oliphetti“
Wenn ich das richtig...
Wenn ich das richtig verstanden habe ging es gestern im Krimi genau darum: Damit gegen Seuchen in der dritten Welt (seien es die im Monsunüberschwemmten mit schwimmendem Mülleimern ausgelösten Seuchen in Asien – verseuchtes Wasser) an denen die Pharmaindustrie nichts verdient was getan wird importiere die uns hier Krankheiten / infizieren Wohlstandsbürger! Weil sie glauben dann würde Geld bereitgestellet.
Von denen mit einem chronisch Kranken und damit im weitesten Sinne „Tablettenabhängigen“ erwirtschafteten Gewinnen kann ein weiterer Mensch durchgefüttert werden und niemand merkt es weil die Krankenkassen es zahlen und so niemand direkt sieht welche Unmenegen an Geld (bei einem Karkenkassenbeitrag von ca. 15% sind das 15% aller Lohneinkünfte in Deutschalnd) da umgesetzt werden. Für den einzelnen Beitragszahler sind as immer nur geringfügig höher Beiträge pro jahr, der merkt das nicht WENN ES IM NIEMAND SAGT! Das hab ich jetzt mal gemacht.
Gering qualifizierte Pflegejobs um wieder Arbeitskräfte aus dem Ausland hierher zu schleusenm statt das über Zivildienstleistende abzudecken und Frauen ebenfalls DienstzuverPFLICHTEN.
—
Verätzen/Blenden: zwecks Wiedererkennungswert / Möglichkeit der Identifizierung von Tätern bei Gegenüberstellungen.
Alzheimer "VERGESSLICHKEIT"...
Alzheimer „VERGESSLICHKEIT“ bereits haben die meisten schwangeren Jungfrauen (wohkl auf Kolumbianischen Genussmitteln geschnackserlt) doch dahingehend wer der Erzeuger des Nachwuchses ist. Damit Zahl-Vater Staat nicht abschiebt oder auch sonst weiterhin die Zeche zahlt. Siehe auch wie ich mit Erbschaften/Scheidungen Reich werde ohne selbst einen Finger krumm zu machen.
Werter Herr Tolmein,
Sie haben...
Werter Herr Tolmein,
Sie haben natuerlich recht, dass Doppelblindstudien ihre ethischen Tuecken haben, allerdings handelt es sich wohl bei allen solchen Untersuchungen zu bislang unheilbaren Krankheiten bei den Betroffenen um „ein Kollektiv in dieser Hinsicht verzweifwelter Menschen“. Auf die Dopelblindmethodik zu verzichten entkraeftete aber gleichzeitig den Aussagewert der gesamten Untersuchung und fuehrte so leicht zu falschen Schlkussfolgerungen, die letztlich viel mehr Menschen betreffen koennten und daher auch wesentlich gefaehrlicher sind. Was die „Weigerung“ der Aerzte, Auskunft ueber die Genmutation des einzelnen zu geben, anbelangt, so muss man sagen, dass es weniger das aeztliche Ethos ist, das eine solche Information verhindert, sondern womoeglich die Struktur des Tests. Der Arzt weiss vermutlich selbst nicht, ob die betreffende Person die Mutation traegt (d.h., im Grunde ist der Test sogar dreifach-blind).
Sollte sich eine grundlegende Doppelblindstudie als erfolgreich erweisen, ist es ausserdem immer noch moeglich, in einer weiteren Studie eine weit groessere Zahl Betroffener ohne Blindprobe zu behandeln (ob das statistisch gewollt ist, ist eine andere Frage).
Eine Aussage in Ihrem Beitrag kann ich uebrigens nichgt nachvollziehen: Wieso ist die Doppelblindmethodik im Zusammenhang mit der Homoeopathie in dei Kritik geraten? Wenn, dann doch wohl eher durch deren Verfechter, die nicht damit leben konnten, dass ihr Hokospokus in keiner Testreihe, die diesen wissenschaftlichen Grundvoraussetzungen entspricht, ueberzeugen konnte.
Werter Herr Tolmein,
was...
Werter Herr Tolmein,
was halten Sie eigentlich von Berichten, die über eine Korrelation zwischen der Einnahme von Ibuprofen und dem Nicht-Ausbruch von Alzheimer berichten?