Im Seminar, auf Partys, bei den Verwandten auf der Couch: Die Fragen sind immer die gleichen. 1. Wie heißt Du? 2. Was studierst Du? 3. Und was kann man damit machen? Ritualisierte Langeweile und kreischender Vorwurf zugleich. Pflichtbewusst sagt man irgendetwas und wartet dann einige Zehntel Sekunden voller Anspannung, um den rettenden Nachsatz noch etwas hinauszuzögern: „Naja, zur Not kann ich ja immer noch Taxifahren!“. Das Gegenüber lacht erleichtert, die Situation ist gerettet.

Nicht, dass gegen den ehrenwerten Beruf des Taxifahrers etwas einzuwenden wäre – vielmehr offenbaren ja gerade all die verkrampften Taxiwitzler, dass a) Studieren für sie nicht mehr als vorgelagerte Büroarbeit ist; b) Taxifahrer für sie der Beruf ist, der in Sachen Prestige gerade noch so geht; c) sie eine Vorliebe für Sprüche und Clichés haben, die mindestens eine Generation lang schon erzählt wurden.
Aber die Zeit für schlechte Witze ist vorbei. Für anregendere Konversationen in akuten Gesprächsnotfällen hier eine Liste mit 100 weiteren Berufen für gescheiterte Akademiker (oder solche, die es werden wollen):
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Einkaufswagenfahrer, Kraftpfarrer, Zuckerbäcker, Akademikerhaushalt, Anrufbeantworter, Ventilator, Automat, Bot, Bötchenfahrer, Candle in the Wind, Rentnerschubser, Superstar, Archiv für digitale Dienste in bewegten Zeiten, Bildung einer kriminellen Vereinigung, Gegner bildungsferner Schichten, Schichtkuchenpuster, Pausenhofgestalter, Fetafetischist, Mühlstein am Halse der Leistungsträger unserer Gesellschaft, Gründer und Erster Vorsitzender einer sich lediglich an ausgewählte Feinschmecker adressierenden christlichen Nonnenband namens „D-rum & Base-ilikum“, Webdesigner, Soziologieprofessor, Holzhacker, Honecker, Dieb des Honigs urbaner Dächer, Fabrikant für rostige Telefone, Prophet einer rosigen Zukunft, Versprecher, Sektenführer, Sektentführer, Genderpolizist, PR-Mensch, absurder BWL-Beruf [bitte hier eintragen] mit Fantasiegehalt [bitte hier Steuern zahlen], von Prozessoptimierern optimierter Prozessoptimierungsprozess, Human Ressource (HR), Lügenpresse, gelber Engel, Couchtischkäufer, Atlantiker, Authentiker, Asthmatiker, Dotcom-Blase, Bahnhofskiosk ohne Milch, Monolog, Dialog (wichtig!); Triade, lachender Dritter, Taschentuchmodel, Eisenbahnmodell, Biathlon, Abfüllfachkraft, Ufologe, froher Kunde froher Kunde, It-Girl, Society-Experte, bezahlter Demonstrant für Kringelpommes, Diözoonosen-Beauftragter für Köter und Kleintiere, Benjamin von Stuckrad-Barre, Weihnachtsmarktwinzer, Pleonasmus, Fass ohne Boden, urige Eckkneipe in hipper bis hipster Lage Nähe U-Bahnhof Ahrensburg West (4,5 Zimmer), Schwarmwasserintelligenz (so denn vorhanden), Kammerjäger, Hammerwerfer, Hammelspringer, Saftgeschmackdesigner, Supermarkterbe, berechtigte Sorge besorgter Bürger, Scripted Reality, der Gerät, Bartender, Bobfahrer, Busfahrer (wichtig!); Straßenbahnfahrer, Mofafahrer, Gefahrengutfahrer, Far-far-away-from-the-Pfad-Fahrrad-Fahrer, gestaffelte Regressoptimierung, tragender Charakter eines Romans der deutschen Juristin und Schriftstellerin Julia Barbara Zeh, eine Abstimmung mit den Füßen, die Flucht vor der Realität, Fernseher, unser aller schlechtes Gewissen im Angesicht der nahenden Katastrophe der Schafs- und Winterkälte, Fahrgastzähler, Erdnussbutter, Panzerfahrer, Uhrenmacher, Bierschaumbrauer, Meilensteinmarkierer, Erzgebirge, Kaltmamsell, die Waffe der Entrechteten gegen die Übermacht der herrschenden Eliten, Schlafpsychologe der Rama-Universität für angewandte Feldfettforschung, Mettigel, Methigel, Opfer einer Rubrik des von der Nachwuchshoffnung des deutschen Fernsehens Jan Böhmermann moderierten „Neo Magazin Royale“, Sternensinger, Drachentöter, Bibliothekar, Ergotherapeut, DDR-Kampfschwimmer, Theologe.
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