Blogseminar

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Diskutiert werden das Leben der Studierenden, aktuelle Fragen der Hochschulpolitik sowie die Zweiheit von Forschung und Lehre.

Studieren mit Depression

| 22 Lesermeinungen

Martin ist 24 und steht kurz vor dem Abschluss seines Masterstudiums. Was die Sache erschwert: Er leidet an Depression, hat immer wieder Panikattacken. Jeder Tag ist eine doppelte Herausforderung für ihn.

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Meistens kommt es plötzlich, ohne jede Vorwarnung. Martin* wacht dann morgens auf und alles ist grau – selbst wenn draußen die Sonne scheint. An solchen Tagen will er am liebsten nur im Bett bleiben, die Decke über den Kopf ziehen und schlafen. Schlafen, solange bis die Leere verschwindet und die Farben zurückkehren. Es gibt nur ein Problem: An der Universität interessiert es niemanden, ob Martins Depression zurück ist. Die Vorlesung beginnt trotzdem pünktlich um 9 Uhr, der neue Stoff wird trotzdem durchgenommen, egal ob er anwesend ist oder nicht. Das Mühlrad dreht sich weiter, ob mit oder ohne ihn.

Martin weiß das und es macht seine Situation nicht besser. Im Gegenteil, es verstärkt eher noch den Gedanken, in ein gigantisches Loch zu starren. Mit jedem Tag den er versäumt, wird die Angst größer, wächst das Gefühl zu versagen, nutzlos zu sein, für niemanden etwas wert. Sein Kopf wird dann zu seinem schlimmsten Feind. Anstatt ihm zu helfen, sich auf sein Studium zu konzentrieren, für Klausuren zu lernen, oder ihn einfach wie viele anderen Studenten die Zeit an der Universität genießen zu lassen, terrorisiert er ihn mit einem Gefühl der tiefen Hoffnungslosigkeit – einer Hoffnungslosigkeit, vor der es, so sagt Martin, scheinbar kein Entrinnen gibt. „Ich hasse meine Depression. Und gleichzeitig ist sie ein Teil von mir.“ Sich selbst nicht dafür zu hassen, dass man so ist wie man ist? „Es gelingt mir nicht immer“, gesteht Martin.

Wie alles begann

Er kann sich noch gut daran erinnern, wie alles begann. „So richtig los ging es eigentlich im dritten Bachelorsemester. Was der genaue Auslöser war, weiß ich bis heute nicht.“ Die Klausuren standen vor der Tür, Martin war gut vorbereitet. Er ist ohnehin ein guter Student, eigentlich keiner, der sich um Klausuren Sorgen machen müsste. Sein Abitur hat er damals mit 1,3 bestanden, der Notendurchschnitt im Studium war immer überdurchschnittlich. Geholfen hat ihm das alles im dritten Semester nicht. Je näher die Klausuren kamen, desto mehr wuchs in ihm das Gefühl, diesmal zu versagen. Gleichzeitig wurde die Welt um ihn herum immer grauer. „Es hat sich angefühlt wie die Einfahrt in einen langen, dunklen Tunnel, bei dem man das Ende nicht sieht, sich schnell aber auch nicht mehr daran erinnern kann, wie es bei der Einfahrt draußen aussah“, erzählt er.

Zwei Wochen vor den Klausuren, sagt Martin, schaffte er es morgens dann kaum noch aus dem Bett. Ans Studieren war schon gar nicht mehr zu denken. Stellenweise lag er stundenlang einfach nur da, bis er überhaupt aufstehen konnte. Mit jedem Tag, der verging, wurden gleichzeitig das Gefühl schlimmer, die Verzweiflung größer, die Gedanken dunkler.

Dass es Hilfsangebote gab, habe er noch aus den Einführungsveranstaltungen im ersten Semester gewusst, erklärt Martin. Zum Arzt oder zur psychologischen Beratungsstelle seiner Universität sei er damals trotzdem nicht gegangen – ein Fehler, wie er heute sagt, doch das Gefühl der Scham überwog. Auf keinen Fall wollte er den offiziellen Stempel „psychisch krank“ aufgedrückt bekommen. Gleichzeitig sei da auch die Sorge gewesen, dass ihn keiner richtig ernst nehme oder er sich, noch schlimmer, alles nur einbilde. Am Ende, so Martin, seien es seine Eltern gewesen, die ihn durch die Klausurzeit gebracht hätten. „Ohne sie hätte ich es nicht geschafft. Ich weiß nicht einmal genau, was sie gemacht haben. Wahrscheinlich hat es geholfen, dass sie einfach stur versucht haben, mich abzulenken und mich auf positive Gedanken zu bringen.“

Bis heute wissen außer seinen Eltern nur einige engste Freunde Bescheid, wie es wirklich in ihm aussieht. An der Uni, sagt Martin, sind sie ahnungslos – er will es so. Die Vorstellung, dass jemand von seinen Problemen wissen könnte, sei ihm peinlich. Außerdem, erzählt Martin, seien psychische Erkrankungen und besonders eine Depression, von der er in seinem Fall sicher ausgeht, in der Gesellschaft seiner Meinung nach oft immer noch mit einem Stigma belegt. „Ich will nicht, dass mich Leute komisch anschauen und mich nur noch als ‘den mit der Depression’ wahrnehmen“. Mindestens ebenso unangenehm ist ihm der Gedanke, dass hinter vorgehaltener Hand über ihn gelästert werden könnte. „Selbst mein bester Freund hat mir in schwachen Momenten einmal an den Kopf geworfen, ich sollte mich doch einfach mal zusammenreißen und mehr lachen, dann würde es mir bestimmt besser gehen.“ Hilfreich seien solche Aussagen nicht, doch Martin macht anderen keinen Vorwurf. Er wisse, wie schwer es für Freunde oder die Familie oft sein könne, mit einem Depressiven umzugehen. Auch deshalb möchte er in der Öffentlichkeit nicht durch diese Brille gesehen werden.

Studieren mit Depression

„Studieren mit Depression und Angststörungen ist eine gewaltige Herausforderung“, erklärt mir Martin, als ich ihn nach seinem Alltag an der Universität frage. „Selbst Dinge, die anderen als vollkommen natürlich erscheinen, können mich wie lähmen.“ Einen Dozenten nach der Vorlesung ansprechen sei zum Beispiel so etwas oder nach der Uni mit der Vor- und Nachbereitung beginnen. „Wenn es mir nicht gut geht, dann kann ich oft stundenlang nicht anfangen, manchmal auch gar nicht. Es kommt mir dann alles so sinnlos vor und ich frage mich, warum ich überhaupt noch etwas tue.“

Am schlimmsten seien die „Attacken“, wie er sie nennt, wenn sie urplötzlich unter dem Tag aufträten. Wie aus dem Nichts überkomme ihn dann eine Wolke aus negativen Gedanken, mitunter kämen ihm die Tränen. „Mein Gehirn macht dann einfach zu.“ Sein ganzes Leben erscheine ihm in solchen Momenten hoffnungslos. „Du bist unnütz, du hast keinen Platz auf dieser Welt verdient“ – das seien die Gedanken, die ihm dann durch den Kopf schössen. Oft helfe ihm in solchen Situationen nur, schnell das Weite zu suchen und nach Hause zu gehen. Der Anblick normaler oder glücklicher Menschen – für Martin in diesen Momenten eine Überforderung.

Medikamente gegen die Depression möchte er nicht nehmen, er habe Angst vor den Nebenwirkungen und davor, ein Leben lang Tabletten nehmen zu müssen. Immerhin, im Laufe der Zeit hat Martin einige Strategien entwickelt, die ihm den Alltag erleichtern.  „Sport hilft, da komme ich auf andere Gedanken oder kann gar nicht groß nachdenken, weil es so anstrengend ist.“ Auch Freunde treffen oder Meditationsübungen könnten dazu beitragen, dass es einem besser gehe. Ein Allheilmittel sei dies alles jedoch nicht. „Es gibt Tage, da kann ich machen, was ich will, und nichts hilft.“

Die Zeit danach

Sein Masterstudium will Martin auf jeden Fall noch beenden, wie es danach weitergeht, weiß er noch nicht. Eigentlich wäre es für ihn längst an der Zeit, sich auf Jobs zu bewerben oder nach einer Promotionsstelle umzusehen. Er sehe ja, was seine Kommilitonen um ihn herum machten. Doch dafür, erzählt er, fehle ihm aktuell die Kraft: „Meine oberste Priorität muss es gerade sein, dass ich mein Studium gut beende, ohne dabei wahnsinnig zu werden.“

Was noch dazu kommt: Martin hat Angst vor der Zeit nach dem Studium. Wie soll er im Job bestehen oder mehrere Jahre Promotion hinter sich bringen, wenn er schon im Studium so schwer mit sich selbst zu kämpfen hat? „Ich kann mir nicht richtig vorstellen, wie das gehen soll. Natürlich ist es dumm, wenn man während des Studiums immer wieder ausfällt, weil im Kopf irgendwas nicht richtig tickt. Aber es ist halt auch kein Problem, wenn ich mal für ein oder zwei Wochen nicht auftauche. In der Vorlesung merkt das niemand.“ Im Berufsleben sei das jedoch nicht mehr so einfach möglich. Die Vorstellung, wegen seiner Erkrankung nicht nur andere, sondern vor allem sich selbst zu enttäuschen, nagt dabei schwer an ihm. „Klar wäre ich gerne so wie alle anderen, also optimistisch und sorgenfrei. Ein Typ, der Bock auf die Zeit nach der Uni hat.“ Doch was er auch tue, es gelinge ihm im Moment nicht.

„Vielleicht fahre ich nach dem Master auch erst einmal lange in den Urlaub und beginne dann eine Therapie“, überlegt er gegen Ende unseres Gesprächs. Eine Freundin hätte ihm dazu geraten, auch seine Eltern fänden die Idee nicht schlecht. Jetzt sei ein guter Zeitpunkt, die Lücke im Lebenslauf lasse sich dann schon erklären. Entschieden hat Martin sich noch nicht.

* Der Name wurde von der Redaktion geändert, inzwischen liegt auch ein ärztlicher Befund über Martins Krankheit vor.

 

Lesen Sie im Uniblog auch: Auf der Campus-Couch psychologische Beratung von Studenten für Kommilitonen


22 Lesermeinungen

  1. Richardo sagt:

    Titel eingeben
    Bei mir hat es auch im Studium angefangen: nach besonders schnell und erfolgreich absolvierten Zwischenprüfungen (damals Magister: also so ne Art Bachelor für Arme) Antriebslosigkeit, keine Motivation, endlose Fragen nach dem Sinn des Ganzen. Ein Stück weit musste und muss ich das als Teil meines Charakters, meiner kritischen Grundhaltung, akzeptieren. Aber es gibt Gegenmaßnahmen, die tiefe Täler vermeiden helfen. Erster Schritt: Sport machen, Gesellschaft suchen, zur Ruhe kommen. Zweiter Schritt: Johanniskraut hat mir ganz gut geholfen, aber wenn Probleme bestehen bleiben, sollte man auch einen Arzt fragen: Suchen, bis man jemand findet, dem man vertraut. Dritter Schritt: Bei mir spielte immer auch das Thema Stress eine Rolle. Mir halfen da Nahrungsergänzungsmittel von Neurolab vital, gibts in der Apotheke, aber auch online. Einfach mal checken, ob es nicht einfach ZUVIEL ist: lernen, arbeiten, ständig Leistung bringen, oft ohne echte Überzeugung oder Plan, was am Ende daraus werden soll! Das ist aus meiner Sicht das Hauptproblem: Befriedigung von primitivsten Bedürfnissen reicht einfach nicht aus, den ganzen Aufwand zu rechtfertigen, den wir betreiben müssen, um erfolgreich zu sein.

  2. Sabine Ullrich sagt:

    Danke
    Sehr geehrter Sebastian,
    haben Sie vielen Dank für Ihre Informationen zu Psychopharmaka. Ich vermutete bereits beim Schreiben, dass es optimalere Medikamente geben könnte. Dann wäre das insofern eine ideale Lösung, da man bei Bedarf und temporär darauf zurückgreifen kann.

  3. FAZ-Fan sagt:

    Parallelwelt
    Martin hat Glück, denn er hat noch jede Menge Zeit, die Depression in den Griff zu kriegen. Und heute ist Psycho-Betreuung ein ganzes Stück normaler als zu meiner Zeit an der Uni. Ich habe seit ca. 40 Jahren mit Depressionen zu tun, im Prinzip seit der Pubertät. Nach dem Abitur wurde es deutlich schlimmer. Da ich immer nur die Extremfälle aus den Medien vor Augen hatte (= den ganzen Tag im Dunkeln vor sich hindämmern), war mir lange nicht klar, dass mich das auch betrifft.
    Ich bin in eine Phantasiewelt/Parallelwelt abgedriftet, in der es mir gut ging. Wie gut es mir im Alltag ging, hing davon ab, wie gut es mir gelang, die Phantasiewelt in meinen Alltag zu integrieren. Im günstigsten Fall war sie immer irgendwie mit dabei, auch unterwegs. Aber oft habe ich auch die Wohnung nicht verlassen, weil ich dann meine Phantasiewelt hätte verlassen müssen. Oder ich war froh, endlich wieder zuhause zu sein. Drinnen ging‘s mir schlicht besser als draußen. Aber es war eben nur Phantasie, das heißt, mir ging es besser, als es mir real hätte gehen dürfen, und das heißt, für mein reales Leben war das nicht produktiv. Meine Phantasie war eine Art selbstgenerierte Droge. Die hat mein Lebensgefühl in der Gegenwart verbessert, aber sonst nichts.
    Therapeutisch habe ich nie die richtige Adresse gefunden (sinnloses Gequatsche). Alles, was mir weitergeholfen hat, habe ich mir alleine erarbeitet und beigebracht. Meiner Erfahrung nach ist das ein Problem im Therapie-Bereich. Das macht es schwieriger für Therapeuten, einen abzuholen, und für einen selbst schwer, den „passenden“ zu finden. Das Gerede von „Motivation“ und „Mitarbeit“ des Patienten stimmt nur so lange, solange es um die Bedürfnisse des Therapeuten geht, also alles schön im Rahmen des Normalen (= des von ihm Gelernten) bleibt.
    Bei Martin stehen die Chancen gut, dass es noch nicht so kompliziert ist.
    Seit ein paar Jahren nehme ich ein Antidepressivum. Das geht auch ohne „Therapie“ (und umgekehrt). Da gibt es große Unterschiede, was die Nebenwirkungen betrifft. Das erste habe ich nach 1 Tablette sofort wieder abgesetzt. Das jetzige funktioniert ohne Nebenwirkungen. Bei Bedarf nehme ich es ein Leben lang – kann aber auch Martin gut verstehen, dass er ohne Tabletten leben will. Diesen Ehrgeiz habe ich heute nicht mehr. Mir hat geholfen, zu erfahren, dass es sich um die Korrektur eines Stoffwechselvorgangs handelt und eben nicht um Psychopharmaka.
    Ich find’s gut, dass es heute so viel Psycho-Angebote gibt und dass es auch so (viel) normal(er) geworden ist, sie zu nutzen. Ich wünsche Martin viel Erfolg.

  4. Mr. Dausend sagt:

    Kapitalmarktorientierung
    Schaffe Dir jung und von Anfang an ein zweites Standbein:

    Die internationalen Finanz- und Kapitalmärkte!

    Reserviere jeden Tag eine Stunde für die – historische – Beschäftigung mit internationalen Kapitalmärkten.

    Beschäftige Dich historisch mit der Entwicklung von Indizes, Einzelwerten und den amerikanischen Wertpapierkrediten (Nyse Margin Debt) sowie Trendfolgestrategien (200-Tage-Linie) als praxistaugliches Instrument zur Entscheidungsfindung zur Investition und Desinvestition.

    Das Leben ist ein Zustand, in dem es nur wichtig ist, daß Du alle Deine Rechnungen bezahlen kannst.

    Wie Du das machst ist völlig Dir überlassen, aber auf ausgetretenen Pfaden ist es allgemein schwer, einen Goldklumpen zu finden.

  5. ThomasS sagt:

    Es gibt mehr Verständnis, als Martin vermutet
    Ich arbeite selbst seit vielen Jahren an einer Universität. Obwohl ich Martins Probleme aus eigener Erfahrung kenne, habe ich Studienabschluss, Promotion und Habilitation bewältigt. Von vielen(!) Studierenden, die und deren Abschlussarbeiten ich betreut habe, weiß ich, dass es ihnen so geht wie Martin – und von vielen(!) meiner Kolleginnen und Kollegen. Die “Ochsentour”, die wir alle hinter uns haben, ist so anstrengend, die Beschäftigungsverhältnisse an den deutschen Universitäten für nahezu alle oft jahrelang so prekär, die Auswirkungen auf das Seelenleben und die sozialen Beziehungen so desaströs, dass (in manchen Fächern) Erfahrungen mit Depressionen u. ä. eher die Regel als die Ausnahme darstellen.

    Ich schreibe das nicht, um Menschen wie Martin noch weiter zu demotivieren, sondern um deutlich zu machen, dass Betroffene guten Grund haben, mit echtem Verständnis seitens ihrer Dozierenden zu rechnen. Man wird eigene Erfahrungen normalerweise nicht eingestehen, wenn ein/-e von Depressionen betroffene/-r Studierende/-r in die Sprechstunde kommt und offen über die Probleme spricht, aber die allermeisten von uns werden entgegenkommend und sehr hilfsbereit sein. Ich kenne wirklich keine Kollegin und keinen Kollegen, bei der oder dem ich das Gegenteil vermuten oder erwarten würde. Tatsächlich weiß ich (nicht nur von mir selbst), welche Anstrengungen oft (und oft im Hintergrund) unternommen werden, um Betroffenen die Lage zu erleichtern.

    Deshalb meine Bitte an die betroffenen Studierenden: Wagen Sie das offene Wort! Wir sind natürlich zumeist keine professionellen Expretinnen und Experten für psychologische Fragen, wissen aber, an wen man sich wenden kann; wir überblicken unsere Fächer und ihre Prüfungsordnungen gut genug, um für Entspannung sorgen un Rat geben zu können, was man wie besser organisieren kann: Ganz viele Probleme der Studienorganisation und des Prüfungsrechtes kann man lösen oder verkleinern und so auch den Druck reduzieren (helfen), der Teil des Teufelskreises Depression ist.
    Oft hilft es ja zudem schon, wenn man mit denen, mit deren Erwartungen man ständig konfrontiert ist, offen gesprochen hat und dann weiß, dass sie Verständnis haben, wenn eine Arbeit nicht rechtzeitig abgegeben, eine Klausur nicht geschrieben, ein Referat nicht oder schlecht gehalten wurde.

    Und noch etwas: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der psychologischen Beratungsstellen der Universitäten unterliegen derselben Verschwiegenheitspflicht wie niedergelassene Psychotherapeuten. Die Befürchtung, wer dort Rat suche, werde zum allgemeinen Gesprächsgegenstand, ist also ABSOLUT unbegründet.

  6. JK sagt:

    Titel eingeben
    Ich hatte selbst Depressionen/Burnout mit Klinikaufenthalten. Mir haben letztendlich die dort angebotenen Therapien sowie die Fokussierung auf meinen christlichen Glauben geholfen. Ich nehme auch Medikamente, die den Heilungsprozess bei mir gut unterstützt haben. Daher ermutige ich zu einer Kombination von medikamentöser Behandlung und Psychotherapie, um aus dem Loch der Depression herauszukommen.

  7. Akademikerin sagt:

    Der Kontext ist klassisch
    Der Text ist einerseits interessant, andererseits greift er etwas kurz. Ein Hinweis auf die sehr niedrigschwelligen (!) Hilfsangebote an der Uni (psychologische Beratungen, sogar Kurzzeittherapien, Gesprächsgruppen — die aber nicht für jeden geeignet sind) wäre sicher gut, denn anscheinend bietet sich der bevorstehende Abschluss des Studiums klassisch an, psychisch zu erkranken. Zumindest, wenn man den Berater/innen und Therapeut/innen an detuschen Hochschulen glauben darf.
    Außerdem ist es für Betroffene wichtig, dass man auch dann zu einer Psychiaterin (m/w) gehen kann, darf und wahrscheinlich sollte, wenn man keine Medikamente gegen die Erkrankung einnehmen möchte. Das sind die Spezialistinnen für psychische Erkrankungen, die im besten Fall gut vernetzt über weitere Hilfsangebote informieren können. Und auch die Angst vor Nebenwirkungen nehmen können.
    Auch eine Psychotherapie ist häufig hilfreich. Meditation würde ich als zweiseitiges Schwert beschreiben. Manchen hilft es, wie Martin im Text, andere grübeln dadurch nur noch mehr.
    Kontakt zu anderen kann sehr helfen, aber anders als Ernst rate ich von Kontakt zu anderen Depressiven ab, das eigene Leid ist schon so schwer. Wie wäre es stattdessen mit einer Mitgliedschaft im Sportverein? Vereinssport ermöglicht relativ oberflächlichen, aber geselligen Kontakt mit anderen.
    Für Martin, falls er mitliest, gute Besserung. Depressionen sind häufig heilbar und meistens können sie sich verbessern. Der Tipp, der mir am meisten geholfen hat war, nicht dagegen anzukämpfen, sondern mitzuschwingen. Es fühlt sich vielleicht an wie ein Tunnel, aber es ist ein Pendel. Einfach mitschwingen, die Richtung wird sich sicher wieder ändern.
    Mir hat es geholfen, die Depression ganz klar als Krankheit und nicht als Teil meiner Identität zu verstehen.

  8. kf sagt:

    Was musst Du tun, damit es Dir besser geht ?
    Vor 40 Jahren fühlte ich mich bei der Examensarbeit ähnlich. Am Tag des Abgabetermins fand man mich nach Alkohol plus Beruhigungsmitteln vor dem Fenster meiner Wohnung mit Wirbel- und anderen Knochenbrüchen wieder. Ein guter Mensch, der viel überlebt hattte (einschl. Kriegsgefangenschaft in Russland), gab mir die Empfehlung, als ständige Maxime dem og Satz zu folgen. Auch wenn die Situation des an D. anders ist: Wenn der Betroffene mit dem sanften Zwang der ihn Liebenden dieser Frage folgen könnte, sollte er jetzt und nicht später beginnen die Hilfsexperten (Haus- und Fachärzte) abzuklappern. Denn persönliches Glück ist doch unser aller Ziel.
    Ob die Freiheit, die Krankheit nicht zu bekämpfen, eine weise Regel unseres Liberalismus ist, bezweifle ich nach dem Erleben oder der Katastrophe mancher unglücklich gebliebener Menschen.

  9. Ernst sagt:

    Hallo Kollege!
    Mir war fast, als sei der TExt von mir geschrieben – dabei bin ich um Jahrzehnte älter.

    Was hilft: Kur

    Was hilft: Freunde, die auch depressiv sind. Die findet man in: Selbsthilfegruppen.

    Denn die kann man: anrufen, wenn man jemanden braucht, z.B. zu Joggen oder zu reden.

    Noch was: Schau mal nach bei bekanntem Online-Händler. Geb mal ein “Bücher oder DVD zu Depression”.

    Da findest du tolle Sachen.

    Depression? Muss sein. Denn irgendwas lief/läuft falsch.

    Versuch deine Gegenstrategien zu entwickeln.

    Go!

  10. Sabula sagt:

    Komplexes Problem – Komplexe Lösungsstrategien
    Das Problem ist vielschichtig und sollte so behandelt werden. Psychopharmaka können eine extreme Verlangsamung körperlicher Reaktionen (und der Wahrnehmung) zur Folge haben und sind deshalb nicht immer empfehlenswert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird das Problem auch im Berufsalltag auftauchen, sodass Martin bzw. jede/r der/dem es so geht, individuelle Lösungen entwickeln muss, um die (vermutete) Disposition in den Griff zu bekommen und damit das eigene Leben. Eine Psychotherapie, die die Ursachen ebenso reflektiert, allerdings zeitintensiv sein kann, ebenso wie eine kritische Hinterfragung des Wissenschaftsbetriebs “Universität”, auch ob dieses Arbeitsumfeld das individuell geeignete ist, sollten zusätzliche Strategien sein, der Angst vor dem Versagen und den “Attacken” zu begegnen. Die bereits empfohlene Haltung, dass Scheitern (auch einmal) erlaubt ist, um damit auch die eigenen Perfektionsansprüche in Frage zu stellen, ist empfehlenswert, weil sie dem gesunden Menschenverstand – und dem Selbsterhaltungswillen – entspringt. Möglicherweise zeigt sich an diesem Beispiel leider auch, dass die Gymnasien zu inflationär gute Noten verteilen, Eltern zu sehr beschützen und/oder die Wissenschaften und ihre Institutionen im Gegenzug zu sehr eine Fähigkeit zur Entfremdung vom eigenen Selbst begünstigen. Eine feinstrukturierte Anpassung täte not.

    • Sebastian sagt:

      einige Anmerkungen
      Sehr geehrte Frau Ullrich,

      vollkommene Zustimmung was die innere Haltung gelegentlichem Scheitern gegenüber betrifft. Die Aussage über (alle) Psychopharmaka finde ich jedoch gerade in einem Beitrag, der die Komplexität der Problemlage thematisiert, doch etwas plakativ. Zumal bei gut eingestellter und vertragener Medikation Panikattacken deutlich gebessert werden können und die von ihnen beschriebenen Nebenwirkungen nicht bei allen entsprechenden Medikamenten auftreten. Ergänzend auch der Hinweis, dass Therapie vor allem dabei hilft, die eigenen Belange selbst in die Hand zu nehmen und dadurch in unserem (sicher nicht perfekten) gesellschaftlichen System den eigenen Weg gehen zu können.

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