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Diskutiert werden das Leben der Studierenden, aktuelle Fragen der Hochschulpolitik sowie die Zweiheit von Forschung und Lehre.

March for Science: Wie politisch darf Wissenschaft sein?

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Am Samstag werden Menschen weltweit für die Wissenschaft auf die Straße gehen. Hinter der charmanten Idee einer gutgelaunten Dafür-Demo steht dabei eine ernste Frage. Ein Besuch bei zwei Organisatoren.

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© Jenia Jitsev/ Cristina RemesMit Pinsel, Farben und Einhörnern gegen alternative Fakten. Beim fröhlichen Poster-Basteln in einem Kölner Park gerät leicht in Vergessenheit, dass eine Demonstration von Wissenschaftlern auch eine Denkaufgabe ist.

Wissenschaftler leben von ihren guten Einfällen, doch auf die Idee, einmal für ihre eigene Sache zu demonstrieren, sind sie nicht von selbst gekommen. Die Initialzündung für den Gedanken lieferte der Women’s March, bei dem im Januar weltweit Hunderttausende Frauen auf die Straße gingen, um für … ja, für was eigentlich zu demonstrieren? Im großen Ganzen ging es um Respekt und Menschenrechte, um die Rechte von Minderheiten aller Art und vor allem um die von Frauen, die eigentlich keine Minderheit sind, sondern die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen. Diese Demonstration für Dinge, die eigentlich schon als selbstverständlich galten, war eine Reaktion auf Entwicklungen in der amerikanischen Gesellschaft und vor allem auf die Politik Donald Trumps. Der Marsch ging von Washington aus, doch die Idee fand Zuspruch auf der ganzen Welt.

Eine sehr ähnliche Idee steht nun hinter dem March for Science, dem Marsch für die Wissenschaft. Auch hierbei handelt es sich um eine Demonstration für etwas, die ebenso wie der Women’s March eine Reaktion ist – in diesem Fall ganz allgemein auf Fake News und „alternative Fakten“, aber auch konkret auf die massiven Kürzungen öffentlicher Forschungsgelder, die die Regierung Trump vorschlägt, und vielleicht ebenso auf den Muslim Ban, mit dem Ende Januar auch Wissenschaftlern die Einreise in die Vereinigten Staat verwehrt wurde. Auch hier stammt also die Idee aus den Vereinigten Staaten, doch wieder ist sie schnell über den Atlantik hinausgewachsen. In Deutschland sind für den 22. April an mehr als zwanzig Orten Partner-Demonstrationen angekündigt.

© Wikimedia CommonsDer Women’s March gilt als größte Demonstration an einem einzelnen Tag in der amerikanischen Geschichte. Für den March for Science sind bisher mehr als 500 Satellitenmärsche weltweit angekündigt.

Eine davon wird in Bonn stattfinden, organisiert von einer Gruppe junger Menschen aus dem Rheinland, die sich über Facebook zusammengefunden haben. Zu ihr gehören Jenia und Cristina aus Köln. Jenia arbeitet als Neurowissenschaftler am Forschungszentrum Jülich, Cristina ist Biochemikerin am Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in Köln. Die beiden hatten die Demo ursprünglich in der Domstadt geplant, sich auf der Suche nach einem geeigneten Platz dann aber mit dem March-for-Science-Team aus Bonn zusammengetan. Nun wird die Veranstaltung im dortigen Hofgarten stattfinden, angrenzend an das Hauptgebäude der Universität. „Wir sind sehr froh, dass wir diesen Platz bekommen haben“, sagt Cristina, „es war ziemlich schwierig.“ Wobei der Grund dafür zur wohl heikelsten Frage hinter der ganzen Idee führt. Cristina erzählt: „Wir mussten versichern, dass es keine politischen Statements geben wird.“ Das war die Bedingung dafür, dass sie das Gelände in Universitätsnähe nutzen dürfen und die offizielle Unterstützung der Universitäten Köln und Bonn bekommen, deren Rektoren bei der Veranstaltung öffentlich sprechen werden. Denn entsprechend dem Neutralitätsgebot sind Universitäten als staatliche Einrichtungen dazu verpflichtet, in ihren Äußerungen politisch neutral zu sein. Und auch von der Wissenschaft an sich erwartet man ohnehin nüchterne Faktenorientierung ohne Meinungshintergrund. Wie aber soll eine Demonstration, die ihren Ursprung letztendlich in der Person des amerikanischen Präsidenten fand, politisch völlig neutral sein?

Das Schicksal der Kollegen war ihr eine Lehre

Für sie persönlich sei es sehr schwer, in diesem Zusammenhang unpolitisch zu sein, sagt Cristina, und Jenia sagt ganz offen: „Für mich persönlich ist es politisch.“ Dann ergänzt er: „Es ist immer ein bisschen verwirrend, wenn Leute von ‚unpolitisch‘ sprechen. Ich denke, sie meinen, dass sie nicht für oder gegen eine bestimmte Partei sein möchten. Aber niemand meint, dass dieser Marsch nichts mit der Gesellschaft zu tun hat oder damit, wie ein Staat funktionieren sollte.“ Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: „Das können sie nicht meinen.“ Statt um konkrete politische Kurse, über die man früher gestritten habe, geht es aus Jenias Sicht diesmal um etwas anderes, nämlich um grundlegendere Werte, die den früheren Diskussionen die Basis lieferten: Bürgerrechte zum Beispiel oder Meinungsfreiheit und kritisches Denken.

© Henrike Wiemker Cristina und Jenia sind Teil des Organisations-Teams für den March for Science in Bonn. Sie finden, es ist Zeit zu reagieren.

Für Cristina geht es “um Mündigkeit”, sie findet: „Wenn wir als Wissenschaft nicht politisch agieren, zensieren wir uns selbst.“ Um das zu erklären, erzählt sie von einem Erlebnis aus ihrer Heimat Rumänien. Vor gut vier Jahren kam sie von dort als Wissenschaftlerin nach Deutschland. Kurz darauf strich die öffentliche Hand ihrem ehemaligen Arbeitgeber in Rumänien fünfzig Prozent der Gelder, die für bereits bewilligte Forschungsprojekte vorgesehen waren. „Meine ehemaligen Kollegen dort konnten sich nicht wehren oder protestieren, weil die Wissenschaft nicht politisch sein soll. Sie konnten einfach nicht weiter arbeiten“, sagt Cristina. Derart ohnmächtig möchte sie als Wissenschaftlerin nicht sein.

Ganz egal, ob nun politisch oder nicht, klingt die Idee einer Demonstration für die Wissenschaft danach, als müsste sie breite Unterstützung finden, hier, im Land der Dichter, Denker und „Made in Germany“-Ingenieure. Andererseits klingt es fast ein wenig verwunderlich, dass zwei Menschen, die selbst in staatlich mitfinanzierten Forschungsinstituten arbeiten, dafür die Notwendigkeit sehen. Jenia räumt ein: „In Deutschland behandeln Politik und Gesellschaft die Wissenschaft ja ganz gut.“ Auch im persönlichen Leben merke er wenig von Wissenschaftsskepsis, er setzt dann aber salopp hinzu: „Ich gehe allerdings auch nicht zu Treffen von Impfgegner-Gruppen.“ Sowohl Jenia als auch Cristina sehen in der Wissenschaft eine wichtige Säule der Gesellschaft, einen Grundpfeiler der Demokratie.

Werden auch Nicht-Wissenschaftler kommen?

Damit sie dieser Rolle gerecht werden kann, müssen Menschen aus der Wissenschaft und der Rest der Gesellschaft jedoch zusammenfinden. Auch um diesen Kontakt geht es Cristina und Jenia deswegen bei dem Bonner March for Science. Denn auch wenn der öffentliche Diskurs der Wissenschaft weitgehend wohlgesonnen ist, spürt Jenia immer wieder Skepsis und Unkenntnis gegenüber der Wissenschaft, sei es bei besagten Impfgegnern oder zum Beispiel bei Feinden der Gentechnik. Jenia vermutet: „Das liegt vielleicht an mangelnder Aufklärung schon im Kindesalter, vielleicht aber auch an Fälschungsskandalen in der Wissenschaft, die wiederum durch Publikations-Druck entstehen und dann, wenn Wissenschaft zur Massenware wird.“ Das freilich sind tiefgreifende strukturelle Probleme des Systems Wissenschaft, daran wird auch die größte Demonstration nichts ändern können. Jenia und Cristina ist das klar. Aber: „Vielleicht kann es ein erster Schritt sein, um vielen Menschen bewusst zu machen, dass Wissenschaft der Gesellschaft hilft“, hofft Jenia. Und Cristina fügt hinzu: „Und dass Wissenschaftler nicht Menschen ohne Gefühle und Meinungen sind, die sich den ganzen Tag in ihren Laboren verstecken. Es ist zumindest eine Chance, gehört zu werden.“ Die beiden Jungforscher machen sich nichts vor. „Wahrscheinlich werden am 22. April hauptsächlich Wissenschaftler dabei sein“, vermutet Jenia. Dennoch versucht das Team ganz explizit, auch Nicht-Wissenschaftler anzusprechen.

© Jenia Jitsev/ Cristina RemesFür den Marsch in Bonn haben mehr als 330 Menschen auf Facebook ihre Teilnahme angekündigt. Jenia, Cristina und ihr Team werden da sein. Ob sie es schaffen, auch Menschen anzusprechen, die selbst nicht aus der Wissenschaft kommen?

Der größte Teil der Öffentlichkeitsarbeit läuft dabei über Facebook. Dort bietet der March for Science schon jetzt ein Beispiel für das, was sich viele einmal vom Internet im Allgemeinen und den sozialen Medien im Besonderen erhofft haben: Eine Plattform zu bieten, auf der Basisdemokratie und Bewegung von unten her möglich ist. Nachdem Cristina im Januar von der Idee des March for Science gehört hatte, kam ihr sofort die Idee, eine Partner-Demonstration in Köln zu organisieren. Gemeinsam mit Jenia besaß sie bereits Erfahrung darin, solche Veranstaltungen auf die Beine zu stellen, auch wenn es dabei bisher nicht um Wissenschaft ging.

Der erste Schritt war wie selbstverständlich die Erstellung eines Facebook-Events. Über Facebook fand sich auch das Organisations-Team im Rheinland zusammen, außerdem wurde die Bonner Veranstaltung dort von den Organisatoren der Märsche in anderen Städten gefunden. „Es gibt jetzt eine gemeinsame Gruppe zum Austausch mit allen Teams, es war ganz einfach, in Kontakt zu kommen“, erzählt Cristina. Ungefähr zwei Monate, nachdem sie das Event erstellt hatte, bekam sie außerdem eine Nachricht von einem weiteren Team. „Die Teilnehmer schrieben, sie seien offiziell für die Märsche in Deutschland zuständig“, erzählt Cristina. „Sie waren irgendwie in Kontakt mit Organisatoren in den Vereinigten Staaten, hatten zum Beispiel auch deren Logo und haben es an uns weitergegeben.“ Jenes Team ist auch für die Domain marchforscience.de verantwortlich. Ebenfalls über das soziale Netzwerk hat Cristina schon einen Fotografen gefunden, der ehrenamtlich bei der Veranstaltung in Bonn Fotos machen wird.

Es gibt keine Steuerung von oben herab, niemanden, der so richtig alle Fäden in der Hand hält und daran zieht. Vielmehr ist es wie ein Netz, das überall dort zu wachsen beginnt, wo sich Einzelne für die Sache begeistern und zu handeln beschließen. Die Wissenschaftler unter ihnen haben auf die Frage, wie politisch sie sein dürfen, ihre persönliche Antwort schon gefunden.

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27 Lesermeinungen

  1. ottorind sagt:

    Der Artikel beginnt schon mit einem Mißverständnis.
    Science bedeutet nämlich nicht Wissenschaft, sondern Naturwissenschaften. Das ist nur ein kleines Segment der Wissenschaft. Auch aus diesem Segment sind wiederum nur diejenigen Naturwissenschaften betroffen, die von erheblicher Bedeutung für Politik und Gesellschaft sind. Es handelt sich, kurz gesagt, um einen Aufmarsch, der den Interessen bestimmter Berufsgruppen mehr öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen möchte. Das ist legitim, aber die quasi religiöse Überhöhung, die diesem Marsch sowohl im Artikel als auch in einigen Kommentaren entgegengebracht wird, finde ich ziemlich unpassend. Und warum Physiker oder Materialwissenschaftler sich jetzt zutrauen, über politische Themen wie “Populismus” und “Menschenverachtung” mit größerer Autorität zu urteilen als ihre restlichen Mitbürger, entzieht sich vollends meinem Verständnis. Diese Veranstaltungen haben, wie viele andere momentane Aktivitäten, ein gewisses “G’schmäckle”, denn im Grunde richten sich alle nur gegen einen einzigen Mann, der das Prinzip des Bösen auf Erden verkörpert. Es ist Donald Trump, der große Einiger, der eine weltweite verschworene Gemeinschaft von Millionen Menschen geschaffen hat, die in der Abneigung gegen ihn ihr einigendes Band gefunden haben.

  2. HWHeinrich sagt:

    Wissenschaft muss auch politisch sein!
    Forschung kann nicht ausschließlich von der Gesellschaft isolierter Zeitvertreib sein. Die Gesellschaft bezahlt unter anderem Forschung, damit sie etwas von ihr hat. Das gilt nicht nur für deren positiven Effekte sondern auch für den Fall, dass sich Unheil anbahnt (z.B. Klimawandel und seine Folgen). Forschung trägt zum Wohlstand und zur Überlebensfähigkeit einer Gesellschaft bei. Und deshalb ist es auch die Aufgabe der Wissenschaft, darauf hinzuweisen was passiert, wenn man Forschung zurückschneidet oder sogar einstellt. Es besteht also eine Pflicht zum March for Science.

  3. Freund der Wissenschaft sagt:

    Gut gemeint aber nicht zuende gedacht
    Ich finde die ganze Zielsetzung bisschen zu schwammig, dahinter schimmert schon eine Pro-grün Anti-Trump-Haltung durch, auch wenn man es bestreitet. Besser hätte ich gefunden, sich rein auf die Traditionen von Fakt, Falsifizierbarkeit, Logik und Argument zu beziehen, und das dann ruhig mal beiden Seiten um die Ohren zu hauen, denn beide haben es ja nötig.

  4. Gast sagt:

    Choose one Telos
    wenn man wissenschaftliche Analyse auch im Bezug auf “Wissenschaftsskeptiker” anwenden würde müsste man seine Kritik nicht ständig auf die immer gleichen Plattitüden und Verallgemeinerungen reduzieren. ein großer Teil dieser Skepsis stammt nämlich daher dass Wissenschaft ideologisch und politisch unterwandert und ihre hehren Ideale zum Teil pervertiert und missbraucht wurden. noch mehr Ideologie kann und darf nicht die Antwort sein, schon gar nicht von Seiten der Wissenschaft.

    der Kritik des deutschen Hochschulverbandes ist nicht viel hinzuzufügen, Jonathan Haidt beschreibt dieses Problem mit dem Konzept des Telos ebenfalls recht anschaulich: https://heterodoxacademy.org/2016/10/21/one-telos-truth-or-social-justice/

    so beträgt laut Haidt der Anteil von liberalen zu konservativen Professoren in manchen Bereichen der Humanwissenschaften 50:1. und jeder der beim Wort “konservativ” automatisch an Impfgegner, Trump oder Nazis denkt sollte sich schon fragen wie sehr Ideologie die Fähigkeit zu rationalem Diskurs bereits beeinflusst hat.

  5. Physiker sagt:

    Wissenschaftsskepsis
    Ich selbst bin Physiker und werde an dem Marsch nicht teilnehmen. Nicht nur, weil ich mich grundsätzlich nicht übermäßig politisch engagiere, sondern auch weil ich finde, dass der Vorwurf der Wissenschaftsskepsis weitestgehend unzutreffend ist.
    Gerade von Seite der konservativen in den USA wird stets behauptet, dass diese die wissenschaftlichen Fakten bezüglich des Klimawandels leugnen. Allerdings ist das nicht ganz zutreffend. Besagte Konservative (zumindest die, die mir geläufig sind wie z.B. Steven Crowder) bezweifeln vielmehr die Interpretation der Fakten, dass der Mensch für diesen Klimawandel verantwortlich ist. Diese Interpretation mag ja sogar richtig sein und ich selber glaube das auch, es geht jedoch aus den Fakten nicht ohne jeden Zweifel hervor und kann das auch nicht weil dort die Beschränkung von Wissenschaft ist.
    Wissenschaft ist immer der Versuch Fakten mit Modellen zu beschreiben und somit eine Interpretation für diese zu finden. Umso mehr Effekte die Messungen beeinflussen (und in der Umweltphysik sind das eine Menge) umso schwieriger wird es genaue Aussagen zu machen und die meisten dort existierenden Modelle sind grobe Näherungen.
    Skepsis an wissenschaftlichen Theorien ist also von größter Bedeutung und wenn wir aufhören Zweifel bezüglich wissenschaftlichen Theorien zuzulassen konstruieren wir Dogmen und tun damit genau das wofür wir institutionalisierte Religionen über Jahrhunderte hinweg angeklagt haben.

    Zudem ist es so, dass viele der Wissenschaftler, die an diesem Marsch teilnehmen höchstwahrscheinlich keine/kaum Ahnung von Umweltpyhsik haben, da sie keine Umweltphysiker sind (ich übrigens auch nicht). Da sie aber als Wissenschaftler gelten impliziert das unter Nicht-Wissenschaftlern, dass die es ja wissen müssen und hat somit einen Effekt den man als Wissenschaftler ganz und gar nicht unterstützen kann.
    Ein weiterer Grund für mich meinen Status als Wissenschaftler nicht zu politischen Zwecken zu verwenden.

    • Physiker2 sagt:

      Verantwortung uebernehmen
      Lieber Physiker, ich bin selbst auch Physiker und werde an dem Marsch teilnehmen. Es ist richtig, dass nicht alles verstanden ist. Tatsaechlich waechst mit jedem Erkenntnisgewinn zumeist die Einsicht, dass es noch viel mehr gibt, was wir nicht wissen. Es ist jedoch die Aufgabe von guter Wissenschaft Strukturen zu erkennen und darzustellen. Und es geht auch um unsere Verantwortung, denen klar zu widersprechen, die falsche Behauptungen aufstellen. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts war Deutschland die Heimat vieler grosser Denker, wie z.B. Albert Einstein. Im Nachhinein hatte angeblich niemand mitbekommen, dass die gesamte Wissenschaftselite und natuerlich noch vieles mehr aus Deutschland verschwunden war. Haben wir irgendetwas daraus gelernt? Wer uebernimmt heute Verantwortung und wehrt den Anfaengen, wenn Populismus und Menschenverachtung in einigen Laendern wieder hoffaehig werden?

    • Physiker3 sagt:

      Ignoranz
      Als Physiker möchte ich hier anmerken, dass “Physiker” eine konfuse Vorstellung von “Fakten” und “Interpretation” hier anführt, wodurch seine ganze Geschichte dann insgesamt konfus wird. Ein Fakt ist nichts anderes als eine ausgebieg geprüfte Interpretation der Daten. Insofern gibt es keinen Unterschied zwischen Bestreiten der Fakten und Bestreiten einer von der wissenschafltich community ausgiebig geprüften Interpretation (nennen wir sie hier mal “bestehende Interpretation”, statt von Fakten zu sprechen). Natürlich kann es aufgrund von neuer Evidenz (Messungen, Daten aus einem Experiment) dazu kommen, dass man die Fakten, oder eben bestehende Interpretationen, revidieren muss – das ist in der Wissenschaft ganz normal.

      Nicht normal ist es allerdings, wenn man eine bestehende Interpretation, die in der wissenschaftlichen community als gültig angesehen wird, nur deshalb anzweifeln möchte, weil sie von der Mehrheit der community als “bestehend” angesehen wird. Da muss man schon mit einer Interpretation kommen, die der bestehenden Interpretation mindestens auf allen bereits vorhandenen Daten ebenbürtig ist und neue Daten besser erklärt lst die bestehende.

      Und das passiert im vom “Physiker” angeführten Beispiel mit Klimamodellen nicht. Die sogenannten “Kritiker” haben es nie geschafft, ein besseres Modell anzubieten, dass die beobachteten Klimaeffekte besser erklärt als das Modell, das vom Menscheneinfluß ausgeht. Trotzdem wird von diesen “Kritikern” umgehend erklärt, ihre “Alternativ” Modelle liefern einen Beweis für die “Unsicherheit” des bestehenden Modells. Das tun sie nämlich nicht – das bestehende Model ist an sich “unsicher”, wie jedes Modell in der Wissenschaft, ist jedoch soweit das beste Modell, das die vorhandenen Daten erklären kann.

      Die “Kritiker” tischen mit solchen Behauptungen der Öffentlichkeit somit eine unwissenschaftliche Lüge auf und sind in diesem Sinne Populisten – denn sie puschen ihre Sicht der Dinge trotz fehlender wissenschaftlicher Begründung.

      Und gegen diese unwissenschaftliche Formen von Populismus in der Politik und in der Wissenschaft selbst richtete sich der March for Science. Daher verdient sie auch meiner Meinung nach unsere Unterstützung.

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