Blogseminar

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Diskutiert werden das Leben der Studierenden, aktuelle Fragen der Hochschulpolitik sowie die Zweiheit von Forschung und Lehre.

O goldne Herrlichkeit der Studienzeit

| 13 Lesermeinungen

Eine Studentenkultur mit alten Traditionen, Banketten und Liedern gibt es in Deutschland nur noch in Verbindungen. In Schweden hingegen prägt sie noch ganze Städte. Ein Besuch bei David in Uppsala, der sich nichts Besseres vorstellen kann.

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Herbstball von Norrlands Nation entstanden. Ganz links im Bild ist David© Liisa EelsooAuf dem Herbstball der Studentenvereinigung “Norrlands Nation” – ganz links im Bild ist David.

“O alte Burschenherrlichkeit, wohin bist du entschwunden? Nie kehrst du wieder goldne Zeit, so froh und ungebunden.” Wehmütig schaut ein unbekannter Dichter in diesen Versen auf seine Studentenzeit zurück. Das Lied, aus dem die Zeilen stammen, wurde im 19. und 20. Jahrhundert in ganz Deutschland gesungen. Heute ist es fast verschwunden. In Schweden dagegen erfreut sich eine übersetzte Version ungebrochener Beliebtheit: „O gamla klang och jubeltid“ ist fester Bestandteil der Studentenkultur, die dort vor allem in den sogenannten „Nationen“ gepflegt wird. Eine der Hochburgen dieser Vereinigungen ist die alte Universitätsstadt Uppsala. Gut drei Viertel aller Studierenden sind hier Mitglied einer “Nation”.

Zu ihnen gehört auch David, 25. Seit er im Jahr 2012 mit dem Studium anfing, ist er Mitglied in “Norrlands Nation”. „Uppsala wäre ohne seine Nationen nicht das gleiche“, sagt David – und tatsächlich wird über die insgesamt 13 Vereinigungen in der Stadt der größte Teil des studentischen (Freizeit)-Lebens organisiert. Allein Norrlands Nation hat rund 8000 Mitglieder. David schwärmt: „Es gibt so vieles, was man hier machen kann: Chöre, Orchester, Theater, Nations-Zeitungen, tausende Untergruppen. Ich bin zum Beispiel in einer Heimatgruppe mit Leuten aus meiner Region, Jämtland.“ Jede Nation hat dabei ein eigenes Haus. Das von „Norrlands“ etwa besteht auf der einen Seite aus einem pragmatischen Siebziger-Jahre-Trakt mit Gruppenräumen, Büros, bunten Party-Plakaten und durchgesessenen Sofas, auf der anderen aus einem prächtigen Altbau mit Festsaal, Bibliothek und Ölgemälden, auf denen zum Beispiel der Physiker Anders Ångström zu sehen ist, der hier einst als Inspektor – eine Art betreuender Professor – wirkte. In ihren Lokalen betreiben alle Nationen irgendeine Form von Gastronomie: Café, Mittagsküche, Pub – alles mit günstigen Preisen. Was sich in Deutschland manchmal in Fachschaften oder Studentenwohnheimen organisiert, sammelt sich in Schweden fächerübergreifend in den Nationen.

Eine stabile Basis

Unverzichtbarer Teil des Nationslebens sind die regelmäßigen festlichen Abendveranstaltungen. „Jede Nation hat ihre eigenen Traditionen, doch im Kern ist vieles gleich“, erklärt David. „Normalerweise isst man bei den Abendveranstaltungen ein schickes Drei-Gänge-Menü mit entsprechenden Getränken. Zwischendurch gibt es Reden, man singt Studentenlieder und je nach Nation passieren noch andere witzige Dinge.“ Vorgegeben ist in der Regel eine bestimmte Kleiderordnung: mindestens Cocktailkleid oder Anzug, auf richtigen Bällen sogar Frack und bodenlanges Kleid. Dazu werden Anstecknadeln oder Schärpen getragen, vor allem von denen, die sich irgendwo aktiv in der Nation engagieren.

20161204_134429© Henrike WiemkerDavid vor dem Haus der „Norrlands Nation“, dessen Altbautrakt die Studentenvereinigung im Jahr 1889 einweihte.

Mit ihrem festlichen Rahmen, den Farben und Traditionen erinnern diese Bälle und Dinner stark an die Kneip- oder Kommersabende in manchen deutschen Studentenverbindungen. Und tatsächlich haben deutsche Verbindungen und schwedische Nationen einen ähnlichen Ursprung, weiß der Historiker Harald Lönnecker. Er lehrt an der TU Chemnitz, ist im Bundesarchiv tätig und hat während der vergangenen 30 Jahre zur Geschichte von Verbindungen geforscht. „Im Mittelalter hatte man zunächst mal junge Männer, die neu in eine Stadt kamen, um dort zu studieren”, erklärt er, “sie brauchten Unterkunft, suchten Anschluss und oft Verbindung zur Heimat. Als Studenten waren sie ohnehin schon eine sehr kleine Gruppe in der Bevölkerung. Da war es nur natürlich, dass man sich zusammenschloss.“

Auseinander driftet die Entwicklung in Deutschland und Schweden zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als sich in Deutschland das Humboldtsche Bildungsideal von “Einsamkeit und Freiheit” durchzusetzen beginnt. Bis dahin war die Universität ein Ort der Bildung und Erziehung gleichermaßen gewesen. „Das ist jetzt auf einmal getrennt”, sagt Harald Lönnecker, “die Universität ist nur noch der Ort der Bildung. Es entsteht eine Erziehungs-Lücke, und diese Lücke füllen die Verbindungen.” In Schweden dagegen bleiben die Verbindungen organisatorisch eng mit der Universität verknüpft, zum Teil bis heute. Bis 2010 war es in Uppsala sogar Pflicht, Mitglied einer Nation zu sein, was einer Studentenkultur die stabile Basis lieferte.

Das Lammauge im Schnapsglas

Diese Situation gab es in Deutschland zuletzt zur Jahrhundertwende. „Um 1900 war der Verbindungsstudent das Normale“, sagt Lönnecker. „Es gab ein ganz anderes Elitenbewusstsein, Studenten kamen aus dem Bürgertum und waren in der Regel konservativ bis nationalliberal. Das Bild der linken Studenten, wie es heute existiert, gab es damals nicht.“

Drei entscheidende Brüche habe es in der deutschen Studentenkultur gegeben, sagt Lönnecker – 1918, 1933 und 1968: “Im ersten Weltkrieg starben zwanzig Prozent der deutschen Studenten als Soldaten. Nach dem Versailler Vertrag tendierten dann die meisten Verbindungen politisch nach rechts. 1933 begrüßten viele von ihnen Hitler an der Macht, was nach 1945 natürlich diskreditierend wirkte. Das ist bis heute zu spüren.“ Hinzu kam um 1968 ein Linksruck in der Studentenschaft. Auch den habe es auf diese Weise in Schweden nicht gegeben: „Im Grunde hat sich in Schweden der typische Student des 19. Jahrhunderts mit Mütze und Schärpe einfach ungestört weiterentwickelt“, fasst Lönnecker zusammen.

"Recentiorsmottagning" ist die offizielle Begrüßung der neuen Studierenden in Uppsala vor dem Schloss. Zu sehen sind die Fahnen der verschiedenen Nationen und auch die typischen, weißen schwedischen Studentenmützen. © Erik Bogegård“Recentiorsmottagning” ist die offizielle Begrüßung der neuen Studierenden in Uppsala vor dem Schloss. Zu sehen sind die Fahnen der verschiedenen Nationen und auch die typischen, weißen schwedischen Studentenmützen.

Entsprechend exotisch wirken auf Außenstehende einige der Traditionen, welche die Nationen in Uppsala pflegen. David, der lange ausschließlich in Norrlands Nation aktiv war, engagiert sich seit diesem Semester in einem nationsübergreifenden Gremium. Dadurch besucht er nun auch Veranstaltungen bei anderen Nationen und stößt immer wieder auf Überraschungen. Eines der schrägsten Erlebnisse sei das Lammschädel-Dinner gewesen, das “Gotlands Nation” einmal im Jahr veranstaltet, erzählt er. „Die Hauptspeise ist tatsächlich ein halber Lammschädel. Und dann gibt es ein Lied, zu dem man das Lammauge in sein Schnapsglas legt und schließlich den Schnaps austrinkt, inklusive Auge.“ Das mag für manch einen befremdlich klingen, aber David meint nur: “Naja, es war ein Erlebnis, man gewöhnt sich hier an so etwas.“

Grundsätzlich findet David Traditionen wertvoll. „Dass die Nationen nach wie vor so lebendig sind, liegt mit an den Traditionen. Durch sie fühlt man sich wie ein Teil von etwas Größerem als dem ‘Hier und Jetzt’. Man nimmt Teil an einer Kultur, die es schon vor 150 oder 200 Jahren gab und das ist nichts, was man kleinreden sollte. Die Hintergründe kennen, ein Teil von etwas sein … das klingt jetzt ein bisschen schwammig, aber das macht die Nationen zu dem, was sie sind.“ Unkritisch steht David dem Thema aber nicht gegenüber. „Bei Traditionen ist es eigentlich egal, wie alt sie sind, Hauptsache, sie erfüllen einen guten Zweck: jemanden fröhlich machen oder unsere Gemeinschaft stärken oder einfach witzig sein”, meint er zunächst und fügt dann hinzu: “Wenn sie das nicht tun oder irgendwen beleidigen oder verletzen, muss man sie sofort abschaffen.“ In manchen Liedern gebe es zum Beispiel Stellen, an denen sich Leute stoßen könnten. „Aber da ist man sehr gut darin, regelmäßig auszusortieren“, findet David.

Neue Traditionen

Außerdem entstünden ständig neue Traditionen: „Das kann ganz schnell gehen, weil man so einen enormen Durchsatz an Leuten hat. Man macht etwas, das gut gelingt. Dann macht man es ein zweites und drittes Mal und dann sind schon wieder so viele neue Leute da, dass viele es für eine alte Tradition halten.“ Ihm sei es zum Beispiel so mit dem Norrland-Lied gegangen, das zu Beginn eines Dinners oder Balls gesungen wird. „Ich dachte, das sei schon immer so gewesen“, sagt David, “bis ich irgendwann erfahren habe, dass sie damit erst zwei, drei Jahre vorher angefangen hatten.“

Auch bei der traditionellen Abendgarderobe ist David leidenschaftslos. „Wenn ein Mann im Kleid gehen will oder eine Frau im Frack, sollen sie das tun. Na klar, das kommt vor.“ An dieser Stelle hört man den schwedischen Pragmatismus durch.

20161204_132406© Henrike WiemkerDer Saal im Obergeschoss von „Norrlands Nation“ ist schon für eine Weihnachtsfeier eingedeckt. David erzählt: „Das Haus war immer in den Händen von Studenten und die sind nicht immer super-vernünftig. Hier drin ist auch schon Fußball gespielt worden.“

Harald Lönnecker wundert das nicht. Das Verhältnis der Schweden zu Traditionen sei ein ganz anderes als das der Deutschen, meint er. „Wenn man sich nicht dauernd verteidigen muss und in keiner Defensivhaltung steckt, ist es viel leichter, die eigenen Traditionen zu hinterfragen und auch mal was zu ändern.“

Nach öffentlicher Kritik an der Nations-Kultur gefragt, reagiert David dann auch eher verwundert. “Das kommt eigentlich nicht vor”, sagt er. Allenfalls die Kneipenbesitzer in Uppsala zeigten sich nicht eben glücklich über die übermächtige Konkurrenz der nationseigenen Pubs mit ihren günstigen Getränkepreisen.

Da lernt man, was Arbeit ist

Dass die schwedischen Nationen unter Studierenden noch immer so massentauglich sind, mag auch an ihrer Einstellung liegen: Sie sind politisch und religiös explizit ungebunden. Eine Geschlechtertrennung wie sie in deutschen Verbindungen die Regel ist, gibt es nur in einigen Untergruppen, aber nicht in den Nationen selbst. Insgesamt sei das Gros der Studierenden eher links-progressiv, meint David, aber letztlich finde jeder in den Nationen seine Nische. „Man kommt hierhin mit dem, was man ist und was man mag – und wird genau so akzeptiert“, sagt er. Ihm selbst gefiel die Atmosphäre so gut, dass er ein Semester lang in Vollzeit für Norrlands Nation arbeitete und dafür sein Studium auf Eis legte. „Es hat solchen Spaß gemacht und ich habe so viele Erfahrungen gemacht!“, schwärmt er. „Ich war für den Restaurant-Teil verantwortlich und habe im Grunde gelernt, wie man eine Großküche führt, wie man Leute koordiniert und organisiert. Wie man im Team arbeitet. “ Im Grunde sei das Ganze mehr als eine volle Stelle gewesen. „Zweimal habe ich in meinem Büro übernachtet“, sagt David. „Aber es ist cool! Man hat die Chance hier an einem Platz zu arbeiten, wo man sich richtig, richtig wohl fühlt und all das zurückgeben kann, was man vorher bekommen hat. Und außerdem sagt man, Arbeitgeber, die das Nationsleben kennen, wüssten: Wer Vollzeit in der Nation gearbeitet hat, weiß was Arbeit ist, und er ist loyal. Denn das muss man sein.“

Von seiner Stelle in Norrlands Nation wechselte David dann auf einen Posten im nationsübergreifenden Konvent, der auch für die Zusammenarbeit mit der Stadt bei Großveranstaltungen zuständig ist. Dank seiner vielen Erfahrung in der Nations-Arbeit war er dafür prädestiniert. Das Studium hat er immer noch stark reduziert. Um daraus eine „goldne Zeit“ zu machen, wie es in dem Lied vom Anfang heißt, gehört für ihn mehr dazu als Hausarbeiten und Klausuren. Das hat man davon, wenn man schon am Studienbeginn in wehmütigen Lieder auf die schönste Zeit im Leben zurückzublicken lernt.


13 Lesermeinungen

  1. Dr. Helma Brunck sagt:

    Großes Potenzial!
    Ein sehr informativer Bericht, der tiefe Einblicke in die Studentenkultur Schwedens gewährt! Als langjährige Kennerin der studentischen, vor allem der burschenschaftlichen Geschichte kann ich nur sagen: Traurig, dass es bei uns in Deutschland doch tatsächlich “Probleme” mit traditionellen Studentenverbindungen gibt! Das zeigt auch, dass noch zu wenig über die wahren Hintergründe und Rollen der Verbindungen in den 1930er Jahren bekannt ist. Immer wieder ist von angeblicher “Gleichschaltung” die Rede, dabei waren es gerade die Korporationen, darunter die Burschenschaften, die sich diesem Gleichschaltungsdruck des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) vehement widersetzt hatten, um als “getarnte” Kameradschaften ihren Grundsätzen und Ritualen im Innern treu zu bleiben. Seit 1968 wurde natürlich vieles im Zusammenhang mit der jüngeren deutschen Geschichte gegen diese Verbindungen zu Unrecht verwendet, was zu Mitgliedereinbußen führte. Natürlich liegt es an den Verbindungen selbst, wie sie sich heute nach außen präsentieren und auch bereit sind, mit der Zeit zu gehen. Aber besteht nicht gerade angesichts der zunehmenden Massenuniversitäten – abgesehen von traditionellen Hochburgen des studentischen Verbindungslebens wie Tübingen, Freiburg, Marburg, Leipzig, Jena oder Greifswald – eine große Chance für diese Verbindungen auch in Zukunft? Immerhin steckt viel Potenzial in den Korporationen, auch hier in Deutschland! Hier bekommt man noch Werte vermittelt, die für das weitere Leben wichtig sind. Auch für Damenverbindungen gibt es Zukunftschancen, denn auch Frauen suchen (bei dem mittlerweile hohen Studentinnenanteil) zunehmend soziale Netzwerke an den Universitäten. Dank an Herrn Dr. Lönnecker für die sehr kompetenten Aussagen zum deutschen Verbindungswesen!

  2. Gast sagt:

    Titel eingeben
    Als Verbindungsstudent kann ich sagen: Selbstverständlich waren auch unter den Verbindungsstudenten der 30er und 40er Jahre bekennende Nazis! Genauso wie im gesamten Rest der deutschen Bevölkerung! Genauso wie es unter uns Widerstandskämpfer gab, Anhänger der SPD, welche dafür ins KZ kamen, jüdische Mitglieder von Verbindungen, ja sogar reine jüdische Verbindungen. Von meiner Verbindung kann ich nur berichten, dass man die studentischen Traditionen, welche dem Hitler-Regime widerstrebten (Konvente nach Demokratieprinzip und das Fechten) im Untergrund weiterbetrieben hat.

  3. Hirsch2k sagt:

    Das wundert mich sehr...
    …dass so etwas im politisch überkorrekten Schweden überhaupt noch möglich ist (und die Frage ist, wie lange noch). Wenn die Vereinigungen schon “Nation” heißen und von Traditionen die Rede ist, kann es nicht lange dauern, bis hier staatlich eingegriffen wird.

  4. Philister sagt:

    Verbindungen unter Hitler
    Sehr schöner Artikel.

    Schade aber, dass es so dargestellt wird, als hätte die überwiegende Mehrheit deutscher Verbindungen Hitlers Machtergreifung begrüßt. Hier hätte durchaus ein Hinweis erfolgen können, dass 1935 sämtliche Verbindungen von den Nazis zwangsaufgelöst wurden, u.a. weil sich etliche geweigert hatten, ihren Burscheneid gegenüber ihren jüdischen Bundesbrüdern zu brechen, und weil man das Conventsprinzip mit dem “Führergedanken” für unvereinbar und Verbindungen insoweit für unkontrollierbar hielt – s. bspw. auch “Heideberger Spargelessen”. Gennant werden könnte an dieser Stelle auch der große Anteil korporierter Widerstandskämpfer (interessante Lektüre: “Corpsstudenten im Widerstand gegen Hitler”). Mit dem Toleranz-, Convents- und Demokratieprinzip, die seit über 200 Jahren die tragenden Säulen der allermeisten deutschen Studentenverbindungen sind, sind Hitlers Abartigkeiten in Wort und Tat völlig unvereinbar.

    • Wolfgang sagt:

      Danke!
      Vielen Dank, lieber ‘Philister’ für diese umfassende Klarstellung, des sonst so begrüssenswert positiven Artikel über das Verbindungswesen.

  5. CPI sagt:

    Ihr Artikel O Goldne Herrlichkeit der Studienzeit
    Sehr geehrte Frau Wiemker,

    endlich mal ein erfrischender Bericht über Verbindungen. Schade, dass mal nicht voreingenommen und sachlich über Deutsche Verbindungen berichtet wird? Da würde ein ähnlicher Text entstehen. Ich frage mich ständig warum Verbindungen in Deutschland von den Medien immer mit rechter Gesinnung in Verbindung gebracht werden. Es sind Verbindungen die TRADITIONEN leben und nur deswegen ins rechte Spektrum von den Medien grückt werden, weil sie anders sind und dem politischen Mainstream unterliegen. Wir Deutschen schmeißen mehr und mehr unsere Traditionen und nationale Identität über Board, weil eine mini Minderheit bestehend aus Politik und Medien dies als rechte Gesinnung geißeln.

    • MK73 sagt:

      Weil "Verbindung" in Deutschland...
      … immernoch gleichbedeutend mit “Burschenschaft” ist. Die natürlich alle per se rechts-national sind.
      Die aggressiv-linksgerichteten ASta gehen sogar gegen Verbindungsstudenten vor, auch wenn diese Corps, Landsmannschaften, Turnerschaften oder dem Wingolf angehören.

      Wie im Artikel schon erwähnt, sind die ‘Altlasten’ aus der NS-Zeit bis heute präsent. Dass das die erste ‘demokratische Demonstration’ zur Einigung Deutschlands, das erste Wartburgfest (welches sich übrigens 2017 zum 200. mal jährt) war, ist heute nur noch Historikern und Korporierten bekannt.

      Dazu kommt, dass die heutige (deutsche) Jugend die Verbindlichkeit, das ‘füreinander einstehen’ auch vor dem Hintergrund einer sehr langen Tradition nicht mehr für erhaltenswert erachtet. Es zählt nur noch das ‘ich’ nicht mehr das ‘wir’. Das macht der Mitgliederschwund nicht nur der Korporationen, sondern auch bei DRK, THW und freiwilligen Feuerwehren deutlich.

      Mit s-w-g Grüßen

      MK Z!

    • Schwede sagt:

      Perspektive aus Uppsala
      Lieber Herr CPI (als Verbindungsstudent dürften Sie wohl statistisch ein Herr sein),

      die deutschen Verbindungen und die schwedischen Nationen sind nicht vergleichbar, da die Nationen offen für die Mitgliedschaft aller Studierenden sind. Die Arbeit für Gleichberechtigung hat inzwischen eine zentrale Rolle im Studierendenleben (mindestens in Uppsala), eine Arbeit, die ja nicht zu den Herzenssachen der meisten Rechten zählt. Wenn die deutschen Verbindungen bereit wären, so eine Arbeit zu leisten und sich für u.a. Frauen und Menschen mit variierenden sozio-ökonmischen Hintergründen zu öffnen, kann ich mir vorstellen, dass das sich in den Medienberichten über die Verbindungen entsprechend widerspiegeln würden. Die Geschichte ist eine andere Sache, sie muss wahrscheinlich immer noch einige Jahrzehnte diskutiert und verarbeitet werden.

      Grüsse von einem Germanistikstudenten aus Uppsala

  6. Leonie S. sagt:

    In Deutschland "fast" unmöglich
    Im Ausland, z.B. in den USA etc. sind Verbindungen das normalste von der Welt, und viele große Politiker auch in Deutschland waren auch Burschenschaftler, und haben von deren Netzwerk profitiert, aber das wird nicht an die große Glocke gehängt.
    Auch wenn man von dem ganzen Traditions-Zwang halten mag was man will, man kann eine echt schöne Zeit mit den Leuten in einer Verbindung haben und findet immer Unterstützung in einer festen Gruppe. Und das sage ich als Frau und Nicht-Mitglied.

    Meine Bekannte war ein Semester in den USA, da ist das noch viel krasser, wenn man da nicht einer der cooleren Verbindungen angehört, kann das manchmal sogar schlecht für die Karriere sein.

  7. Zeng sagt:

    Titel eingeben
    Sehr aufschlussreiche Darstellung der schwedischen Studentenverhältnisse. Warum ist das in Deutschland nicht möglich?

    • Bursch sagt:

      Gibt es ja
      Die Möglichkeit, sich gelebte studentische Tradition in unserem Land anzuschauen und auch aktiv zu leben bietet sich an fast jedem Hochschulort auch fast jedem Studenten. Selbst an kleinen Hochschulen und Universitäten gibt es sehr häufig Studentenverbindungen und zwar sowohl für Herren als auch für Damen und häufig auch gemischtgeschlechtlich. An den großen Studienorten bietet sich eine derart breite Palette, man kann mit Fug und Recht sagen: da ist für jeden etwas dabei!
      Vorurteile, die Zugehörigkeit zu Verbindungen stünde nicht deutschen, männlichen Sprößlingen der oberen zehntausend zu, sind Vorurteile und nicht mehr.

      Man muss es, natürlich, auch an die jungen Studenten herantragen. Man muss vermitteln, dass es wertvoll ist, diese Erfahrungen in der Studentenzeit zu machen. Der Artikel zeigt ja, was das reizvolle an soetwas ist und wieviel es einem für das ganze Leben nützt.

      Leider tendiert unsere vereinzelte Zeit dazu, solche Gemeinschaftsverpflichtungen als ungemeine Last und Einengung zu begreifen. Wie man im Artikel aber sieht: es ist das Gegenteil der Fall. Gerade durch das Zugehören zu einem Größeren wird man frei.

  8. Wolfgang Hennig sagt:

    Kennen Sie auch, oder?
    Tradition ist eine Laterne, …
    George Bernard Shaw

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