Vor der Entscheidung für eine Doktorarbeit steht eine ganze Reihe von Fragen. Neben Eignung, Voraussetzungen und verschiedenen Promotionsmodellen gibt es weitere wichtige Aspekte, die mit einer Promotion zusammenhängen: Wie kann ich sie finanzieren? Welche Förderungsmöglichkeiten gibt es? Ebnet die Promotion den Weg für eine Karriere in der Wissenschaft oder muss ich einen Plan B haben? Zwei Lehrende und zwei Promovierende der Georg-August-Universität Göttingen erzählen im Gespräch von ihren Erfahrungen.
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„Die Frage, wie und ob eine Promotion finanziert werden kann, ist ganz zentral und muss sowohl vom Lehrenden als auch vom Promovierenden beantwortet werden“, sagt Professor Valentin Blomer vom Institut für Mathematik und Informatik der Universität Göttingen.
Praktisch und sinnvoll sind Doktorarbeiten, die im Rahmen einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl geschrieben werden können. Die Verträge sind häufig auf einige Jahre befristet und auf eine bestimmte Stundenzahl begrenzt, sodass den Promovierenden die Möglichkeit gegeben werden soll, ihre Doktorarbeiten in der Zeit fertigzustellen, in der sie bereits an der Universität arbeiten. Allerdings gibt es weniger Stellen als Doktorandinnen, sodass diese Möglichkeit nicht für alle infrage kommt.
Doch auch die Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin kann ihre Schattenseiten haben. Dominique Franke, die im Fach Ur- und Frühgeschichte an der Universität Göttingen promoviert, hat bereits mehrere Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet und einen guten Rat: „Man sollte sich bei Antritt einer Stelle an der Universität den Vertragstext genau durchlesen und darauf achten, welche Rechte und Pflichten der Vertrag festschreibt. Wichtig ist es vor allem zu überlegen, ob neben den Anforderungen des Jobs noch genügend Zeit für die eigene Doktorarbeit bleibt.“ Denn bereits eine Stelle mit zwanzig Arbeitsstunden in der Woche kann bei Überstunden dazu führen, dass die eigene Arbeit zu kurz kommt. Zusätzlich gibt es keine Garantie auf eine Verlängerung, wenn ein Vertrag ausgelaufen ist.
Eine sehr gute Dissertation ist manchmal nicht genug
Wer keine Stelle an der Universität findet, kann auch versuchen, eine finanzielle Förderung in Form eines Stipendiums zu erhalten. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und verschiedene Stiftungen vergeben Stipendien, die frei oder teilweise zu spezifischen Programmen oder Themen ausgeschrieben werden. Doch auch hier gilt es zu beachten, dass die Förderung zeitlich begrenzt ist und damit den Druck auf die Promovierenden erhöht.
Eine derartige Erfahrung hat Vania Morais gemacht, nachdem sie ihre Doktorarbeit im Fach Romanistik begonnen hatte. Für die ersten drei Jahre ihrer Promotionszeit wurde sie von der DFG in einem Graduiertenkolleg gefördert. Mit dem Stipendium ging allerdings auch der Auftrag einher, mit den anderen Promovierenden des Forschungsprogramms Tagungen und Konferenzen zu organisieren und gemeinsam einen Sammelband mit wissenschaftlichen Beiträgen herauszugeben. „Das war zwar einerseits sehr spannend, andererseits bedeutete es aber auch, dass in den drei Jahren, die das Stipendium lief, aufgrund der vielfältigen Aufgaben nicht genügend Zeit für meine eigene Doktorarbeit blieb“, erzählt Morais.
Läuft ein Stipendium aus oder wird ein Vertrag an der Universität nicht verlängert, stehen Doktorandinnen schnell mit leeren Händen da; dann kann es passieren, dass man vorübergehend arbeitslos wird. Um das zu umgehen, gibt es natürlich auch jederzeit die Möglichkeit, in Voll- oder Teilzeit außerhalb der Universität zu arbeiten. Der Nachteil ist, dass man während der Promotionszeit kein Standbein in der Universität aufbauen kann. Doch eine Garantie für eine wissenschaftliche Karriere gibt eine Doktorarbeit ohnehin nicht. „Eine Zukunft an der Universität kann man nicht planen“, sagt Professor Valentin Blomer. Dazu gehörten in erster Linie eine sehr gute Arbeit, aber natürlich auch ein gutes Netzwerk und etwas Glück, dass nach der Promotion eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Verfügung stehe.
Es ist gut, einen Plan B in der Tasche zu haben
Professorin Barbara Schaff von der Universität Göttingen weiß aus der Englischen Philologie zu berichten: „Wissenschaftlich herausragende Arbeit zu leisten, ist ein guter Ausgangspunkt, aber eine sehr gute Dissertation allein reicht heutzutage kaum, um eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem Lehrstuhl zu erhalten.“ Strebe man eine wissenschaftliche Laufbahn an, sei es deshalb wichtig, bereits während der Promotionszeit an Konferenzen und Tagungen teilzunehmen und sich auch um erste eigene Publikationen zu bemühen. Falls es mit der beruflichen Karriere an der Universität dennoch nichts werden sollte, ist es gut, einen Plan B für die berufliche Zukunft in der Tasche zu haben.
Die Promotion bietet die einzigartige Möglichkeit, sich über eine lange Zeit wissenschaftlich mit einem faszinierenden Thema zu beschäftigen, birgt aber zugleich vielfältige Herausforderungen. Wenn das Thema, die Finanzierung und die Umsetzung der Promotion geregelt sind, kann einer spannenden Zeit kaum etwas entgegenstehen.
Angehende Promovierende sollten sich bewusst machen, dass ein Doktortitel keine Garantie auf eine wissenschaftliche Karriere oder bessere Berufsaussichten ist, sondern in erster Linie bezeugt, dass man fähig ist, eigenständig einen größeren wissenschaftlichen Beitrag zu einem bestimmten Forschungsbereich zu leisten. Und man kann es auch so sehen: Selbst wenn es an der Universität nicht klappt, können die Erfahrungen der Promotionszeit die eigene Persönlichkeit stärken und dazu beitragen, sich Stressresistenz, Durchhaltevermögen, Zeitmanagement und viele andere wichtige Fähigkeiten anzueignen.