Narzisstisch im Elfenbeinturm vor sich hin werkeln – so stellen sich viele das Kunststudium vor. Natürlich ist es ganz anders. Doch ihm werden zunehmend Steine in den Weg gelegt. Ein Rundgang in Leipzig.
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Die Türen zur Kunstwelt sind riesig und schwer. Allein die, die in die Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) führt, ist vier Meter hoch und aus Massivholz. Um hinein zu gelangen, benötigen Besuchende viel Stemmkraft – und einen Studienplatz. Diesen erhalten die jungen Kreativen, die sich zum Künstler berufen fühlen, sofern sie sich gegen siebenhundert bis achthundert Mitstreitende durchgesetzt haben. Dann zählen sie offiziell zu jenen erkorenen Freigeistern, die im Elfenbeinturm Kunsthochschule der nutzlosen, narzisstischen Selbstverwirklichung frönen – und zwar in abgewetzten Cordhosen, mit bunten Haaren und Nickelbrille. Immer unter ihresgleichen, ohne Kontakt zur realen Außenwelt. Diese Vorstellung von Kunststudierenden hält sich zumindest hartnäckig.
Dabei verbringen sie viel Zeit in den Metall-, Holz- und Druckwerkstätten, denn diese bilden die Grundlage der Ausbildung. Das ist bereits in den Akademiemauern, die Ende des 19. Jahrhunderts in der Wächterstraße 11 erbaut worden sind, so angelegt: In der Draufsicht formen die Gänge ein großes E. In den Querstreben des Buchstabens befinden sich übereinander gelagert die Werkstätten. Unter Anleitung von Handwerkern eignen sich die Studierenden dort Fertigkeiten aus den vielfältigen Gewerken an: Sie schreinern, radieren, schöpfen Papier, schweißen und fräsen.

Im obersten Stockwerk der Hochschule sitzen Christian Doege, 26, Grafikdesign-Student und Jonas Roßmeißl, 22, Student der Medienkunst, auf einem breiten Fensterbrett. Ein guter Ort, um mit Blick auf das ritterburgartige Neue Rathaus kurz zu entspannen. Christian trägt eine beigefarbene Chinohose und dazu ein azurblaues Poloshirt. Jonas eine Ponyfrisur und Brustbeutel. Er raucht. Das sei zwar verboten, aber eine der letzten geduldeten Freiheiten hier. Und diese, so klein sie sein mag, falle ins Gewicht angesichts vieler Einschränkungen und Reglementierungen, mit denen die Kunsthochschule zu kämpfen habe, erklärt Jonas.
Was er damit meint, sind Sanktionen in beträchtlicher Höhe, welche die HGB dem Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zurückzahlen muss. Hauptsächlich deshalb, weil Zielvereinbarungen im Bereich der Wissensgenerierung nicht eingehalten worden sind. „Doch wie soll dieses Kriterium in der Kunst qualitativ oder quantitativ festgestellt werden?“, fragt sich Jonas verständnislos.
“In diesen Momenten platzt die Kunstblase”
Verteilt auf die nächsten drei Jahre – die Rückzahlungen werden mit den kommenden Zuschüssen verrechnet – schaffe das laut Studierendenrat der HGB eine Lücke von mehr als 50.000 Euro im Jahr – bei einem Budget, das, so die Studierenden, im laufenden Kunsthochschulbetrieb ohnehin nicht reicht. Infolgedessen sind die Werkstätten und damit der Kern des Studiums bedroht. „Wir laufen hier gerade auf Verschleiß, da keine Reparaturgelder mehr da sind“, sagt Roßmeißl. „Verschleißen die Maschinen weiter, ist der Handwerksbetrieb irgendwann gar nicht mehr möglich.“ Jonas arbeitet regelmäßig in den Werkstätten. Für seine skulpturalen und installativen Arbeiten eignet er sich spezielle Arbeitstechniken an – etwa den Umgang mit glasfaserverstärktem Kunststoff oder Flachblechen, die sich besonders gut zum Formen eignen.

Gerade im Bereich der Medienkunst hat die Formensprache eine Entgrenzung erfahren. Wo es früher, etwa in der klassischen Bildhauerei, noch einen bestimmten Vorrat an Materialen gab – Stein, Ton oder Bronze – herrscht heute uneingeschränkte Vielfalt. Erst über ein Grundverständnis für die Gewerke und ihre Materialien sei es möglich, Ausdruck zu finden: „Wenn man eine bestimmte Schule durchläuft und sich Fertigkeiten dermaßen aneignet, wie sie von den Werkstattleitern ausgeführt werden, dann lassen sich daraus neue Praktiken entwickeln“, erklärt Roßmeißl.
In den Werkstätten findet in Zusammenarbeit mit den Handwerker*innen ein besonders praktisches Lernen statt – nämlich im Austausch mit Menschen, die nicht in der Kunstblase schwimmen, die womöglich gar keinen Bezug zur Kunst haben. Mit dem Schlosser der hochschulinternen Metallwerkstatt etwa, Bernd Peschke, entstehe immer wieder eine fruchtbare Auseinandersetzung: Jonas lernt von ihm, wie er unterschiedliche Metalle ver- und bearbeiten kann und Herr Peschke lernt, sein eigenes Handwerk auf neue Weise zu betrachten. „In diesen Momenten platzt die Kunstblase“, sagt Jonas mit Nachdruck, „weil Distanzen überwunden werden und alle Beteiligten eine neue Perspektive gewinnen“.
Der Medienkünstler verbringt bis zu zehn Stunden am Tag in der Werkstatt. Um diszipliniert zu arbeiten, orientiert er sich an klassischen Arbeitszeitmodellen: Von 7:30 Uhr bis 16 Uhr steht er an den Werkbänken. So kommt er gut voran und gewinnt außerdem einen anderen Bezug zu seiner Arbeit. „Wie oft ich schleife!“, ruft er aus, „Drei Wochen lang habe ich lauter Acht-Stunden-Tage damit zugebracht, irgendwelche Dinge zu schleifen.“ Nach Möglichkeit geht er danach in sein Atelier, „auch mal bis morgens um zwei“, um am Tag darauf im Werkstatt-Rhythmus weiterzuarbeiten. Entgegen dem Bild eines Künstlers, der zwar auffällig gekleidet, aber faul in heiligen Kunsthallen sinniert, gestalten viele der Studierenden an der HGB in gleicher Weise ihre Tage: „Dabei ist es schwierig festzustellen, wann das Geleistete einen bestimmten Wert gewonnen hat“, so Jonas. Aus diesem Grund findet die Arbeit nur selten einen Schlusspunkt. „Dann wird es zur Sucht, immer weiter zu arbeiten. Über sinnvolle Grenzen hinweg“, wirft Christian ein.
Das geht an die Substanz
Jonas und Christian kennen sich nur flüchtig, sie sind sich einige Male in der Metallwerkstatt begegnet. Der 26 Jahre alte Christian hat sich nach zwei Jahren Grundstudium für die Schriftklasse entschieden, arbeitet dementsprechend vor allem grafisch am Computer. Er beherrscht aber trotzdem verschiedenste handwerkliche Praktiken: Holz- und Linolschnitt, Lithografie, Buchbinden, Schreinern, Schlossern.
Radierung hat er bei Ingo Duderstedt, seit 1993 Technischer Leiter der Radierwerkstatt an der HGB, gelernt. „Über körperliche Arbeit verinnerlichen die Studierenden Potenziale und Möglichkeiten“, meint der ehemalige Siebdrucker. Ganz nach dem Motto: Ohne Hand kein Hirn. Er betont außerdem, wie wichtig angeleitetes Lernen sei: „Genies, die das nicht brauchen, gibt es nicht. Nur ein großes Heer an sehr begabten jungen Menschen.“ Und die würden hin und wieder Kreide mit Kalk verwechseln: „Also Kreide ist neutral und Kalk ätzend“, erklärt Duderstedt, kopfschüttelnd darüber, dass manche seiner Schützlinge das nicht wüssten.

Über die Auseinandersetzung mit Materialen erfahren die Studierenden auch, was sie ihrem Körper zumuten können und wie sie ihren individuellen Umgang damit finden. Siebdruck beispielsweise bedeutet auch Arbeit mit Lösemittelfarben, die den Körper zu Abstoßungsreaktionen treiben können. „Trotz Schutzmaske fühlt sich meine Nase regelmäßig wie ein Salzbergwerk an und ich spüre, dass das Atmen schwerer fällt, die Brust enger wird“, erzählt Christian.
Läuft der Druck, könne aber keine Pause gemacht werden. Das heißt: Giftige Dämpfe einatmen, manchmal acht Stunden lang. Da helfe nur viel trinken, um auf diesem Wege die schädlichen Stoffe schnell wieder auszuscheiden. Darauf weise auch die Werkstattleitung unentwegt hin, zumal das Tragen von Atemschutzmasken schon mal vergessen werde.

Trotz dieser Anstrengungen, die laut Christian „schon mal an die Substanz gehen“, weigert er sich, diese Aufgaben extern in Auftrag zu geben. Ebenso Jonas. Denn gerade mit Blick auf die eigenständige künstlerische Zukunft, sei es wertvoll, mit kleinem Geld Kunst realisieren zu können. Das funktioniert nur, sofern die Studierenden Materialien, Praktiken und Möglichkeiten kennen.
Outsourcing muss man sich leisten können
Und genau diese Möglichkeiten der eigenen künstlerischen Handwerksarbeit sind bedroht. Es zeichnet sich eine Tendenz ab, die dem traditionellen Ansatz der Werkstatt-Lehre entgegenläuft: Rationalisierungsmaßnahmen sollen auch darauf abzielen, dass schon Studierende der Kunst zu Auftragstellern und damit kostenintensive Werkstätten überflüssig werden. Wichtiger hingegen wird ein ergänzendes Lehrangebot zur Professionalisierung – gemeint sind damit Seminare und Workshops zu Kostenplanung und -abrechnung, Netzwerk- und Profilbildung: „Es wird gelehrt, künstlerische Arbeiten und die eigene Person in eine Form zu bringen, die für den Markt geeignet ist“, erklärt Roßmeißl. Denn ein Künstler*innen-Dasein hat nicht nur etwas mit Originalität oder Talent zu tun, sondern ist auch eine Marketingfrage, eine bürokratische Angelegenheit.
Durch das Outsourcing von beispielsweise Schleif- und Hobelarbeiten gewinnen Künstler*innen Zeit, um sich ganz der Ideenfindung sowie der Konzeption und Vermarktung von Projekten zu widmen. Es stellt sich aber die Frage, inwieweit die Abgabe der handwerklichen Arbeit an Dritte letztlich wirklichkeitsnah ist. Denn Künstler*innen gehören nicht zu den Vielverdienern: Nach Schätzungen der Künstlersozialkasse verdient ein Medienkünstler durchschnittlich 20.000 Euro im Jahr, eine Medienkünstlerin gerade mal 11.000. Nur ein bis drei Prozent der annähernd 130.000 Bildenden Künstlerinnen und Künstlern in Deutschland können von ihren Werken leben. Wie soll es unter diesen Umständen möglich sein, dass sich Kunstschaffende ausgelagerte Handwerksarbeiten leisten können? Und Studierende erst?

Die Rückzahlungen im Rahmen der Zielvereinbarungen werden durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst in Form von Sonderzuweisungen für bestimmte Zwecke wieder an die Hochschulen „zurückverteilt“. Die HGB verzeichnet damit einen Verlust in Höhe von ca. 15.000 € jährlich, nicht 50.000 €. Damit sind mitnichten die Werkstätten und schon gar nicht der Kern des Studiums bedroht. Das auf diesen Satz folgende Zitat von Jonas Rossmeißl, das Sie auch als Headline des Artikels verwenden, ist daher nicht zutreffend.
Titel eingeben
Deprimierend, dass nach so langen Jahren der Moderne so ein Unverständnis über das Erarbeiten von Kunst besteht.
Ich muss zunächst etwas entstehen lassen ( zunächst rekuriert alles auf die mich umgebende Zeit ), um daran zu arbeiten, es in eine mit viel Denken und Arbeit dann von mir erkannte und gewünschte Richtung hin auszuarbeiten. Durch die Arbeit erkenne ich zunächst unsicher, bei weiterer Anstrengung verstärkt meine Intentionen. Die sich unter dem Schaffen natürlich ständig verändern, es sei ich wäre der Porzellanmaler, oder der mit den Dreiteilern. Nach längerem Arbeiten kann ich natürlich genauer abschätzen, was meiner Intention nach hinhaut, und kann dementsprechend “Falsches” vermeiden. Wobei sich manches im Nachhinein noch als Notwendigkeit erweist.
Kunst ist Denken, und natürlich nicht Technik i.S. von Gewerken. Ich lebe in meiner Zeit und dementsprechend gräbt sie sich in alles Gemachte. Eine Relevanz, wie es Verwerter als Verkaufsargument gern entwerfen, entspricht noch nicht mal der Kunstwissenschaft. Das wird deutlich bei Adornos Versuch die kommenden Kunstrichtungen Künstlern vorzeichnen zu wollen, später von ihm selbst als misslungen angesehen.
“Relevanz” ist nur für den momentanen Kunstmarkt interessant, Künstler interessiert sie nicht. Denn zu was sollte sie denn relevant sein, ich arbeite immanent, da hängt alles zusammen. Und ob Sie, Li, das relevant finden definiert keineswegs Kunst.
Ich definiere Kunst, und ob irgendjemand außer mir das sieht oder nicht, ist völlig unwichtig.
Als Hilfe, 3 Fragen bringen in Bezug auf Kunst nicht weiter:
Ist das Kunst ?
Was soll das, bzw was will mir der Künstler sagen ?
Was kost’n das ?
Eine Entmystifizierung für das sächsische Industrie und Dienstleistungsproletariat.
Dieser Artikel eignet sich nicht sonderlich gut über die Relevanz der Kunst im Qualitativen zu debattieren und das autodidaktische Genie hochleben zu lassen. Jedoch um die Frage die Kunst als Echokammer und ihre Relevanz in der “Quantität” aufzugreifen.
Das propagandistische Telos des Artikels ist nicht zu überlesen. Der Artikel wäre möglicherweise an den sächsischen Leser besser adressiert.
In Zeiten der smart devices
ist dieser Beitrag eine wohltuende Unterbrechung und ein wichtiger Hinweis darauf, was uns (unserer Gesellschaft) gerade zwangsläufig abhanden kommt. Es bleibt zu hoffen, dass, bei allen gegenläufigen Tendenzen, die Kunst zu mehr Besinnung führt.
Handwerk ersetzt keine Relevanz
Natürlich ist Kunst auch Handwerk. Stundenlanges sinnfreies Schleifen oder sportliche acht (8 !) Stunden gesundheitsschädlichen Dämpfen ausgesetzt zu sein, führt vielleicht zu einer gewissen handwerklichen Performance. Dann unterrichtet man noch Studierende im Netzwerken, Marketing und der eigenen Profil-Werkeinheit. Wundern muss dann nicht die hohe Zahl an Geringverdiener in der Kunst. Die zentrale Frage der Kunst ist die der Relevanz: Welchen neuen und bedeutenden Beitrag leistet der Künstler zur Kunst und Gesellschaft seiner Zeit, welche neuen und beachtenswerten Impulse setzt der Künstler in die Zeit. Gerade läuft in Frankfurt die Basquiat-Ausstellung. Der junge Mann hatte eine Ausbildung in: Nichts. Kein Studium, keine handwerklichen Unterweisungen, keine Marketingunterweisung-nichts.
Er hatte eine tiefgründige Haltung und den Willen und die Befähigung seinen ganz eigenen Ausdruck als Kommentar seiner Zeit malerisch zu formulieren. Sehen wir uns jemanden wie Rudolf Stingel an: Ausbildungsversuche gescheitert, als Autodidakt bezeichnet hat erst neulich eine Arbeit für 400.000 Dollar verkauft und erreicht noch weit höhere Preise. Nehmen wir Pollock, der sein gesamtes malerisches Wissen durch einen einzigen Hinweis von Max Ernst ablegte (ablegen musste), um zu seinen drippings zu gelangen. Francis Bacon, Niki de Saint Phalle , und einige Andere können diese Reihe der Vielen ohne “Ausbildung” fortsetzen. Jonathan Meese brach sein Kunststudium ab. Und bahnbrechende Malerei, wie beispielsweise von Cy Twombly und Pollock entstand alleine durch die Überwindung des Gelernten, das Vergessen von Technik. Es soll nicht der Ausbildungsferne das Wort gesprochen werden. Doch nicht eine einzige Technik- Markleting- und Netzwerk – und Profilbildungs_Unterweisung kann jenen Geist ersetzen, den Henry David Thoreau in seinem Werk “Walden” so unnachahmlich beschrieben hat, wenn er schreibt: “Der Geist ist ein Beil. Mit schneidender Schärfe bahnt er sich Weg in das Geheimnis der Dinge. Meine Hände sollen nicht mehr arbeiten als unbedingt notwendig ist. Mein Kopf ist Hand und Fuß zugleich. Ich fühle es: dort ruhen meine reichsten Kräfte. Mein Instinkt sagt mir, daß mein Kopf, wie bei manchem Tier Schnauze oder Vorderpfoten, ein Organ zum Bohren ist. Mit ihm möchte ich meinen Weg durch diese Hügel bohren und graben. Ich bin überzeugt, die reichste Ader ist irgendwo hier in der Nähe! Das weiß ich durch meine Wünschelrute und leicht wallende Nebeldünste, Hier will ich mit dem Bergbau beginnen.” Und diesen “Bergbau”, dieses tiefe Eindringen in das eigene Selbst, in die Fragen der Zeit, mit wachem Geist: an dem genau fehlt es einer Facebook, Tablet und Smartphone-Generation-wohlmöglich (?). Klar ist: Die vielen Techniken führen oft zu “Kunstigem”: Etwas das ausschaut, wie Kunst eben ausschaut. Der tiefe Wunsch nach Reflektion, Selbstreflektion, das schmerzliche Ringen mit Erlerntem, was sich für das eigene Leben und die Zukunft einer humanen Gessellschaft als unbrauchbar gezeigt hat und weggeworfen werden muss, inneres geistige und emotives Wachstum, Reife, Bewußtheit – das sind die Kerntugenden die relevante Künstler hervor bringen kann. Josef Beuys hat schon vor über 30 Jahren den Malern vorgeworfen, wie sie denn überhaupt noch malen könnten, “ohne diesen ganzen Zusammenhang” (er meinte damit seine anthroposophische Betrachtung von Welt und Geschehnissen) zu berücksichtigen – da könne doch nichts Neues bei heraus kommen. Was sind heute unsere Zusammenhänge, unsere Haltungen, unsere Antworten ? Wer regelmäßig die Art Cologne und die Art Basel, um nur zwei zu nennen, besucht, versteht nur zu gut was Hanno Rauterberg mit “Kunstig” meint und die These von Josef Beuys bestätigt. Geist, Denken, inneres Forschertum und steitig fortschreitende persönliche Eigenentwicklung kann nicht unterwiesen, wohl aber sich selbst zu eigen gemacht werden. “Ohne Hand kein Hirn” sagt der Artikel, um das Handwerk zu betonen. Dem sei entgegnet: Ohne Hirn, die tiefgehende Arbeit als Beil, als `Organg zum Bohren´ (Thoreau), das innere Forschertum, das bereit ist alles Selbst abzulegen, um zu einem neuen Selbst gelangen zu können, brauch ich keinen Pinsel in die Hand zu nehmen. Henne und Ei: Was soll mit dem Pinsel, der Hand ausgedrückt werden, wenn da zu wenig ist, im InnerstenSelbst, was ausgedrückt werden kann. Davon, von Kunstigkeit in perfekter Handwerklichkeit, ist das Marktangebot überschwemmt. Wirklich relevante Kunst, von beuyschem Format, die auch noch in den nächsten20, 30 Jahren fähig ist unser Denken und Sehen immer wieder neu zu kallibrieren, ist rar – wohl deshalb, weil es leichter ist mit der Hand tätig zu sein, als mit einem stets wachen, aufmerksamen, sich täglich neu reflektierenden Geist.
danke für diese anmerkung.
denken und erforschen, ja, erfinden ist das einzige element, das kunst zu kunst macht. nicht immer ist es im zeitkontext zu bewerten, was von gewicht ist und bleiben wird, aber sicher ist die reine handwerkskunst mit wenigen exemplarischen arbeiten ausreichend belegt.
was kaum in dem artikel aufscheint, ist die absurde messung der “leistung” von kunst in den neuerdings auf wirtschaftlichkeit hin optimierten hochschulen. ein trauerspiel der aufgeklärten gesellschaft und ein armutszeugnis eines (monetär) reichen landes.
Antworter für Tom Li
Really? Andy Warhol war der Marketingfachmann für Basquiat und Pollock war heftiger bei Peggy Guggenheim unterschütze.