
Die Energie in diesem Mann ist so hochkonzentriert wie ein Laserstrahl. Der Aufklebe-Schnurrbart hält, als sei er für die Ewigkeit installiert, und die fast durchsichtige Spandexhose sitzt so eng, wie sie es normalerweise nicht tun sollte. Austrofred ist der Mann, der sich „als einziger österreichischer Rockstar von internationalem Format“ versteht. Und diese Ansage bewahrheitet sich als Highlight des Messemittwochs. Danach kann eigentlich nicht mehr viel kommen.
Beim Soundcheck – es sind erst fünf Menschen inklusive zweier Tontechniker unter dem Agorapavillon – gibt Austrofred schon so viel wie manche Bühnenperformer in ihrem ganzen Leben. Er singt die Töne, als ginge es um sein Leben, die Worte sind durchtränkt von österreichischer Arroganz und Passion, dass einem das Herz blutet. Nach dem Soundcheck versucht er, noch kurz vor dem Auftritt sein Bier an einem Heizpilz zu öffnen.
Diesem Mann geht es um was. Es wäre unangebracht, seine Kunstfigur als “best of both worlds” zu bezeichnen, aber irgendwas muss man ja sagen, wenn man sich vor Augen führt, dass hier Österreich und Freddy Mercury in Personalunion auftreten. Diesen Mann mit Worten nachzuerzählen, das ist die Herzoperation der schreibenden Kaste. Und sie ist zum Scheitern verurteilt. Zum Glück gibt es ein Video:
Austrofred singt Austropop-Texte über Queen-Playbacks, dass einem die Ohren schlackern. Eine Performance, um alle Performances zu beenden. Bei seinem Auftritt bei der Buchmesse liest er zusätzlich auch Geschichten aus seinem Erzählband “Pferdeleberkäse”. Die Geschichte „Quattro Stagioni“ handelt von Austrofreds Erfahrungen als Entertainer auf Hochzeiten, aber auch auf Taufen, Firmungen und Bar Mitzwas. Und sie handelt auch vom Gleichnis der Pizza Quattro Stagioni, durch deren Erzählen er nach eigenen Angaben zwischenmenschliche Spannungen lösen kann. Bloß nicht so recht auf der Hochzeit, auf der die Braut schrie, sie hätte Barbra Streisand und nicht Austrofred gewollt. Als Austrofred ihr dann hinterher schrie, dass sie „a g’schissne Funz’n“ sei, habe dies auch nicht unbedingt für Linderung gesorgt.
Nicht verheimlichen möchte ich an dieser Stelle aber auch, dass er als Mann des Volkes irgendwann während des Auftrittes von der Bühne gesprungen, mit sehr beweglichen Hüften durch die Zuschauer getanzt und auf mich zugekommen ist – und mir ins Gesicht gesungen hat. Ein Lied über die Sehnsucht nach Florenz. Ein Lied, das ich so schnell nicht vergessen werde.