
Großer Digitalalarm auf Twitter: Auf dem – von Frankfurt aus sichtbaren – Feldberg im Taunus lag eine oblatendicke Schicht Schnee. Judith Holofernes hat sich an diesem Morgen wohl auf Twitter für ihren Auftritt beim Orbanism Space auf der Buchmesse vorbereitet. Zum Gespräch mit Christiane Frohmann über die Wirkprinzipien und Verhaltensweisen auf Twitter kam sie in einem dicken Polarmantel, der so lang war wie ein Ballkleid und in dem man gut hätte Eisbären schießen können. Vor dem Auftritt legte sie ihn jedoch ab, obwohl sie es nicht hätte tun müssen, denn nicht jeder kann so etwas so gut tragen wie sie. Diesen Gedanken hatten vermutlich viele der Besucher, die mit 15 oder 16 ein wenig verliebt in sie waren.
Judith Holofernes begrüßt noch all ihre Twitterfollower persönlich, sagt sie auf der Bühne, was natürlich verifiziert werden muss. Doch neun Stunden nach der Follow-Probe kam noch nichts, außer der Zuversicht, dass es bestimmt noch während der nächsten vierundzwanzig Stunden passieren wird. Wir werden an dieser Stelle berichten.
Holofernes nutzt Twitter aktiv erst seit drei Monaten, habe den Account jedoch schon seit August 2011. Twitter selbst sei im ersten Moment überfordernd, doch habe sie in ihrer Twitter-Community viele tolle Leute gefunden und gleichzeitig eine bestmögliche Kommunikationsplattform. #Hashtagaktionen kommen ihr wie große Gesellschatfsspiele vor, ihren Hang mitzuziehen erklärt sie sich durch ihren ausgeprägten Spieltrieb.
Die auf 140 Zeichen begrenzte Sprache, so glaubt sie, wird sich durch ihre Prägnanz und Kürze auch auf ihr Schreiben auswirken. Bei ihren Songs und Tiergedichten für Erwachsene würde das schon geschehen, und durch Twitter noch weiter entwickelt werden.
“Du bist eine Singer-Songwriter-Autoren-Person”, sagt Christiane Frohmann. Das Gespräch moderiert sie scheinbar um die Wette mit sich selbst und, gelinde gesagt, als hätte sie die Twittermechanismen verstanden oder zumindest auf dem Unterarm tätowiert. Es wurde viel über Twitter, die Funktionsweisen und die Verquickungen von ästhetischen und sozialen Belangen gesprochen. Das einzige was gefehlt hat, war dabei aber: Twitter. Es wäre sehr interessant gewesen, auf einer Twitterwall zu lesen, was die Besucher während der Veranstaltung in ihre Tweets gepackt hätten.