
Liebe Andrea Diener, wie waren die diesjährigen Häppchen der Rowohlt-Party?
Bescheiden. Labbriger Blätterteig. Nichts, was einen nach einem langen pausenlosen Messetag ernährt – wer was auf sich hält, macht ja keine Pause. Ich sitze jetzt hier zu Hause und esse Selbstgebackenes, so weit ist es schon. Früher gab es mal Sushi. Sushi! Das wäre jetzt was! Der Abstieg liegt vielleicht an den neuen Betreibern im Schirn-Café.
Ich fand die ja ganz gut. Jedenfalls bin ich davon beeindruckt, wie viele ich dann doch davon gegessen habe. Und erstaunt war ich davon, wie viele Menschen anscheinend mit Büchern zu tun haben. Gab es irgendwelche besonderen Vorkommnisse? Gab es eine Rhönrad-Live-Action-Show oder ein Ad-Hoc-Bücher-Wettzerreißen, oder irgendwas dergleichen?
Nein, aber das gibt es ja nie. Es erzählen immer nur alle davon, welche unglaublichen Ereignisse es früher einmal gegeben haben soll, als alle noch viel schamloser waren oder mehr tranken oder beides. Eigentlich stehen alle nur nett beisammen und reden mehr oder weniger wirr und hoffen auf Ad-hoc-Pärchenbildung. Dass es welche gibt, erfährt man immer erst dann, wenn das erste Kind auf dem Weg ist. Es wird halt einfach nicht mehr so viel getrunken!
Du warst schon auf ein dutzend Rowohlt-Partys. Was soll es denn für unglaubliche Ereignisse gegeben haben? Und hast du Lieblingsmythen?
Ach, das Übliche. Sexuelle Ausschweifungen und so. Irgendwer fingert an irgendwem rum.
Mir ist außerdem aufgefallen, dass es eine Party ohne Musik war. Ist das immer so?
Das ist tatsächlich immer so. Früher gab es parallel noch die Suhrkamp-Party im Techno-Keller, da wurde getanzt und nicht geredet, bei Rowohlt ist es umgekehrt. Jetzt gibt es nur noch den Suhrkamp-Kritikerempfang, da wird sowas von nicht getanzt und sowas von geredet, dagegen ist die anschließende Rowohlt-Party fast schon rhythmische Sportgymnastik. Interessanterweise fällt einem aber auch immer etwas ein, was man reden könnte. Gut, es bleibt einem aber auch wenig anderes übrig.
Spricht man da eigentlich noch über Literatur und was man damit zu tun hat, oder hängt einem das nicht schon aus dem Hals raus?

Nicht inhaltlich. Eher so: Du, Dein letztes Buch/Dein letzter Artikel hat mir ja sehr gut gefallen, und wo bist Du jetzt gelandet?, ach, die machen ja nur noch Rezensionsfeuilleton/Krawallfeuilleton, hast du schon den Dings gesehen?, wo ist eigentlich Sascha Lobo?, Hast Du schon die Klos gesehen?, den Buchpreis find ich ja auch über/unterschätzt. Eher Branchenmetathemen, unterfüttert mit persönlichen Informationen und Meinungen. Für Außenstehende wirklich ganz schrecklich. Und langweilig. Man denkt ja immer, ach, Literatur, soso, interessant, aber im Grunde gibt es die gleichen Gespräche wohl auch auf der Sanitärmesse. Da wird nur weniger Gewese herum veranstaltet.
Ich habe auf der Party auch Thees Uhlmann und Heinz Strunk gesehen.
Naja. Früher waren mehr Promis. Nicht einmal Sascha Lobo war da! Der übrigens Whisky mit Milch trinken soll, erzählte man mir. Sowas bekommt man dauernd erzählt.
Uhlmann und Strunk könnte ich mir – selbst wenn es wirklich witzig wäre – nur schlecht auf der Sanitärmesse vorstellen. Welche Prominenten kommen denn sonst noch zu diesem Shakehands?
Ach, es gibt ein paar reguläre, die immer kommen. In Bockenheim muss schon eine Bombe hochgehen, dass die Titanic nicht geschlossen anreist. Es gibt auch einen festen Kritikerstamm, der immer da ist. Die kennt man als Betriebsmensch, aber nicht als Außenstehender. Dann gibt es diese Saisonstars, die Debütanten du Jour, die Wundermädchen. Die kommen ein-, zwei Mal, dann wars das. Es ist eben nicht so rasend glamourös, dieses Buchpartybusiness. Es dauert lange, bis man sich hereingefunden hat, man wird nicht bejubelt, niemand wirft Konfetti. Meistens steht man in der Kälte, einige rauchen. Es gibt Getränke. Man steht zusammen – wie die Pinguine, wegen der Wärme –und guckt Wundermädchen und tuschelt ein bisschen. Früher gab es mal Heizpilze, auch eingespart. Und das ist die beste Party der Messe!