
Fünf von vierzehn Teilnehmern haben bislang in Klagenfurt gelesen, das ist noch nicht so viel, dass man aus ihren Texten einen Trend konstruieren könnte. Höchstens den, dass alle Sorgen um unsere Lust am direkten Austausch in einer digitalen Welt wahrscheinlich unbegründet oder mindestens verfrüht sind.
Denn, so liest man den Texten des ersten Tages ab, es wird ja geplappert und geplaudert, wann, wie und zu wem auch immer, und selbst dort, wo man es nie erwartet hätte. Etwa im feinen Text „Mezzanin. Stücke“ von Bastian Schneider, der sich aus einer Reihe von Miniaturen zusammensetzt. Ein Flaneur geht durch die Stadt und hört einer Frau zu, die in der U-Bahn in einen Wettstreit mit der Stimme der Ansagerin tritt – sie spricht „alle Stationen auswendig mit, samt Anschlussmöglichkeiten“ und versucht dann, „anfangs leicht versetzt, mit der Lautsprecherstimme gleichzuziehen.“
Das ist allerdings noch gar nichts im Vergleich mit Selim Özdogans Protagonisten, in dessen Kopf ein Hase lebt, der sich lautstark zu Wort meldet, wenn er nicht Chips in sich hinein schaufelt und sich volllaufen lässt. Sonst jedenfalls berät er seinen, nun ja, Gastgeber, liefert ihm Pointen für die Gespräche mit Wildfremden, macht sich breit und ist irgendwann einfach verschwunden.
Und dann ist da noch Stefanie Sargnagel, die den Dialog mit Junkfood sucht: „Der Kater beim Aufwachen am nächsten Tag ist nicht so schlimm, wie ich befürchtete“, sagt ihre Protagonistin, die vorausschauend „vor dem Schlafengehen noch ein paar Cheeseburger“ eingeworfen hatte: „Die haben den Alkoholsaft aufgesogen und geschickt durch mein System geleitet. Ich verabschiede mich dankbar von ihnen in der Toilette. ‚Gut gemacht!’, sage ich zu ihnen, während ich sie in die Kanalisation schicke.“
Wer das heute oder morgen toppen will, der wird sich etwas einfallen lassen müssen.